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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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als sie Zucchinibrot backen wollte, was mich daran erinnerte, dass ich dich einladen sollte – dich und deinen kompletten Haushalt (O-Ton Mom) –, mit uns Thanksgiving zu feiern. Was Mom sonst noch alles gesagt hatte (wie schwer doch sicher die Feiertage für euch seien), behielt ich für mich, aber ich sagte, Joan könne doch kommen, um mit uns zu kochen. Und ich sagte dir, irgendwann müsse es doch passieren, dass wir mal alle zusammen in einem Raum säßen – du und deine Mom und ich und meine Mom. Ich sagte, vielleicht wäre es ja gar nicht so übel, es könnte ja sogar ganz nett werden. Wir redeten darüber, welche Speisen zu Thanksgiving unbedingt immer auf dieselbe Weise hergestellt werden müssten, die traditionellen eben, und mit welchen man herumexperimentieren dürfe, um sie noch zu verbessern. Wir konnten uns in kaum einem Punkt einigen, und dieses Mal hatte ich ein komisches Gefühl dabei.
    Vielleicht, hast du gesagt.
    Als wir bei dir zu Hause ankamen, hast du geduscht, und ich habe Wasser aufgesetzt. Ich habe die Eier ganz vorsichtig ins Wasser gelassen, so wie ich es von Joan gelernt hatte, als wir die burmesische Suppe gekocht haben, aber Joan war nicht da, um mich dafür zu loben. Es war also ganz still, oben lief kein Wasser mehr, Hawk Davies spielte auch nicht, ich wusste schließlich, dass du ihn nicht mochtest, und immerhin warst du mir zuliebe schon mit ins Konzert im Blue Rhino gegangen. Also legte ich nichts auf und wartete nur, dass die Eier gar wurden. Als du runterkamst, warst du vollständig angezogen, gabst mir einen Kuss auf den Kopf und machtest dich gleich daran, die Gurken zu hobeln. Ich liebte dich immer noch, auch wenn dieses Gefühl mich – nein, nicht traurig, aber vielleicht doch melancholisch machte, aus irgendeinem Grund, den ich nicht mal konkret nennen konnte. Ich versuchte, mich selbst ein bisschen aufzumuntern, indem ich begeistert aus dem Kochbuch vorlas, aber im Grunde waren die Anweisungen völlig überflüssig, die Sache war total unkompliziert. Wir lächelten, als wir die Eier in die Eierformer stopften, aber gelacht haben wir nicht. Wir haben die Dinger in den Kühlschrank geräumt, und dann konnten wir nur noch warten. Wir legten uns aufs Sofa. Der Fernseher lief, aber das Programm rauschte nur so an uns vorbei. Nach einer Weile sind wir aufgestanden, haben die zweite Ladung Eier in den Kühlschrank geschafft und uns wieder hingesetzt. Der ganze Nachmittag war ein einziger Durchhänger. In meinem Bauch fand ein Faustkampf statt, selbst als du mich umarmtest und aufs Ohr küsstest. Der Timer piepste wieder, und wir machten uns an die Arbeit. Ich aß alle Eierreste, die wir nicht brauchen konnten, was meinem Magen auch nicht gerade gut bekam. Du hattest für unser Bauwerk bereits eine geometrisch korrekte Skizze angefertigt, mit lang gezogenen, geraden Linien und scharf geschnittenen Kurven. Und dann war es so weit, wir konnten die letzten Eierscheiben einsetzen. Wir betrachteten unser Werk wie Astronauten, trauten uns nicht mehr, es noch einmal anzufassen. Es war magisch, aber vor allem war es merkwürdig. Es war exakt so wie geplant, genauso genial, wie ich es in dem Buch entdeckt hatte, aber jetzt stand es vor uns, leibhaftig und irgendwie merkwürdig. Unwillkürlich musste ich an Laurens Bemerkung denken. Wussten wir, was wir taten?
    Wir standen noch immer mit Frankensteinmiene in der Küche, als Joan hereinspazierte, Lehrbücher und Artischocken unter den Arm geklemmt. »Hey«, sagte sie, »was tut sich da in meiner Küche?«
    Â»Unserer Küche«, hast du sie verbessert.
    Â»Wer macht das Essen heute Abend?«, fragte sie, während sie den Schal ablegte, den ich so liebte. »Und übrigens auch an jedem anderen Abend? Wir? In unserer Küche? Oder ich?«
    Ich hatte genug von dem Slaterton-Geschwistergerangel. »Das hier ist …«
    Â»Warte, ich glaube, ich weiß, was es ist«, unterbrach mich Joan. »Das ist der Iglu, von dem du mir erzählt hast, Min. Ihr habt ihn also wirklich gemacht.«
    Â»Gretas Eckige-Eier-Iglu auf einer Eisscholle aus mit Zitronensaft gewürzten Gurken und einer Kaviarüberraschung.«
    Joan stellte ihre Taschen ab. »Was ist das – die Kaviarüberraschung?«
    Â»Da ist Kaviar drin.«
    Â»Da drin?«
    Â»Ja, im Iglu.«
    Â»Und das sind alles – Eier?«
    Â»Wir haben sie eckig geformt

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