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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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jemanden wie dich. »Wir machen jetzt einen Plan.«
    »Wir könnten unseren Freunden sagen, wir sind krank. Das Carnelian zeigt an Halloween immer einen Horror-Marathon.«
    »Darauf fallen die nicht rein. Nein, ich meinte einen richtigen Plan.« Du hast drei Servietten aus dem Ständer gezogen und flach ausgebreitet. Noch eine Grenzziehung. Du hast dir wie so oft auf die Unterlippe gebissen und angefangen, eine Skizze zu machen, ruckzuck und richtig akkurat, allerdings habe ich vorsichtshalber deinen Teller beiseitegeschoben, damit du Bewegungsfreiheit hattest. Ich konnte gar nicht aufhören, dich anzulächeln, und vergaß darüber ganz, auf die Serviette zu gucken, bis du mich dabei erwischt und mich mit dem Stift angestoßen hast.
    »Also pass auf, das hier ist die Schule.«
    »Du bist richtig süß, wenn du so was machst.«
    »Min.«
    »Ist echt wahr. Machst du das oft?«
    »Das hast du doch neulich schon gesehen. Als ich die Skizzen für die Party gemacht habe.«
    »Du hast Skizzen für die Party gemacht?«
    »Ups, das warst du ja gar nicht. Ich hab versucht zu berechnen, wie wir die Lichterketten aufhängen müssen. Das war, ups, äh, stimmt, das war in PoWi, dann war das wohl Annette, die neben mir saß. Doch, ich mache das oft, dabei kann ich besser denken. Du weißt ja, wie das ist mit mir und Mathe und so.«
    »Und du weißt, dass ich dich liebe«, sagte ich. »Okay, also hier ist die Schule. Warte mal, wo ist die Sporthalle?«
    »Die fehlt hier, die ist jetzt mal uninteressant.«
    »Okay, und das hier ist die Wiese.«
    »Das ist keine Wiese, das ist das Footballfeld!«
    »Gras, auf dem Leute sitzen und abhängen können, ist eine Wiese.«
    »Auch wenn wir hier was geklaut haben, ist das hier noch lange keine Bank.«
    Langsam wurdest du besser in dieser Art der Unterhaltung, diesem Pingpong-Dialog, der in der Filmreihe Der alte Hut so genial ist. Ich wuschelte dir durchs Haar. »Okay, also das da ist dein geliebtes Footballfeld. Als Nächstes zeichnest du jetzt zig kostümierte Besoffene da rein.«
    »Die sehen wir noch früh genug. So, und ganz hier oben ist die Skandinavienhalle, ungefähr hier.«
    »Die liegt gleich beim Friedhof, das ist nämlich ganz …«
    »Okay, also hier«, sagtest du und zeichnetest mit schnellen Strichen erst den Park ordentlich ein, dann die Straßen dazwischen. Genial.
    »Benutzt du das Teil da immer?«
    »Das hier? Ja. Und jetzt lass uns nicht anfangen, uns gegenseitig als Nerds zu beschimpfen. Bei dem Spiel gewinne ich auf jeden Fall.«
    »Ich nicht. Mir gefällt das.«
    Du hast die Augen verdreht und mir nicht geglaubt, aber es war die reine Wahrheit, Ed. Ich fand das toll, wie dein mathematisches Gehirn dir half, aus dieser Serviette einen Lageplan zu machen. »So«, sagtest du und zogst einen letzten Strich. »Also, zum Laufen eindeutig zu weit, seh ich das recht?«
    »Von wo?«
    »Zwischen beiden. Ich meine, wir müssen ja wohl zu beiden Feiern gehen, oder?«
    Ich beugte mich über unsere Schule und küsste dich.
    »Laufen können wir nicht«, sagtest du. Du dachtest so angestrengt nach, dass du meinen Kuss nur mit einem kurzen Lächeln quittiertest. »Also nehmen wir den Bus. Aber der Bus fährt hier lang, irgendwo hier vorbei und dann außen rum.« Genauso musst du als kleiner Junge ausgesehen haben, dachte ich; ich sollte unbedingt Joan nach alten Fotos von dir fragen. Den Rest, also die weitere Busstrecke, hast du nur noch lose skizziert, sodass die halbe Karte total exakt war und die andere Hälfte nur flüchtig mit Tinte markiert. So wie ich dich einerseits zu kennen glaubte und andererseits wirklich kannte.
    »Sieht auch nicht gut aus. Das mit dem Bus funktioniert schon mal nicht.«
    »Was ist denn mit der anderen Linie, der Nummer sowieso, die hier drüben irgendwo langfährt?«
    »Stimmt, die Sechs, glaube ich. Hier lang und dann da.«
    Wir betrachteten den Plan. »Meinst du, deine Schwester …?«
    »Ausgeschlossen. Wenn es sein kann, dass irgendjemand trinkt, gibt sie mir nie das Auto. Das ist schon mal sicher.«
    »Klar«, sagte ich. So gerade wie die Striche auf dem Papier würde kein Mensch in der Nacht laufen. »Hey, die Sechs endet doch hier, an diesem Ende der Dexter Street, oder?«
    »Stimmt. Das weiß ich noch aus der Zeit, als ich mit Marjorie zusammen war.«
    »Die wohnt da draußen?«
    »Nein, aber sie hatte hier irgendwo Ballettstunden, in so einem ganz merkwürdigen Haus.«
    »Also«, sagte ich, nahm deinen Stift und strichelte eine Linie, »wir

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