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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gehen erst zu deiner Fete und schleichen uns dann hier raus. Da denkt sowieso jeder, wir gehen bloß knutschen.«
    »Machen wir ja auch«, sagtest du und holtest dir deinen Stift zurück, um die Stelle mit einem X zu markieren. Ich lief rot an und sagte lieber nichts dazu.
    »Dann nehmen wir hier den Bus und steigen hier aus und stärken uns erst mal im Café Tasse. Tassen kann ich nicht zeichnen. Dann gehen wir die acht Blocks oder wie viele das sind zu Fuß – Strich, Strich, Strich, Strich, Strich – und steigen hier in die Nummer Sechs und hier wieder aus. Voilà! «
    Kein Voilà von dir – du hast mich nur mit zusammengekniffenen Augen angesehen. Meine gestrichelte Linie verläuft mitten durch deinen ordentlichen Plan. »Über den Friedhof? Nachts?«
    »Keine Angst«, sagte ich, »du bist in Sicherheit, zusammen mit dem Co-Kapitän des Basketballteams – oh, halt, das ist ja umgekehrt.«
    »Um Sicherheit ging’s mir nicht«, sagtest du. »Ach, vergiss es«, und da fiel mir ein, weswegen der Friedhof so berühmt ist oder eher berüchtigt, also weswegen kein Mensch da abends hingeht. Jede Stadt hat wahrscheinlich so einen Ort, einen Park oder einen Platz, wo Männer im Dunkeln hingehen, um es sich gegenseitig heimlich zu besorgen.
    »Wir machen die Augen fest zu«, sagte ich, »damit das Schwulsein nicht ansteckt.«
    »Wenn ich nicht schwul sagen darf, dann darfst du’s auch nicht.«
    »Natürlich darfst du schwul sagen«, sagte ich, »aber nur, wenn es auch tatsächlich ums Schwulsein geht. Woher weißt du das übrigens, das mit dem Friedhof?«
    »Erst sagst du mir, woher du das weißt.«
    »Weil ich Al fast jeden Abend da absetze«, sagte ich, aber der Witz blieb mir fast in der Kehle stecken.
    Du hast die Hände vors Gesicht geschlagen, so als wolltest du sagen: Total durchgeknallt, meine Freundin. »Richtig«, versuchtest du tapfer, »ich sehe ihn da manchmal, wenn ich da einen Boxenstopp einlege, um mir Erleichterung zu verschaffen nach unserem Alles außer. «
    »Kannst du mal damit aufhören!«, sagte ich. »Du magst unser Alles außer doch genauso.«
    Du hast mich angegrinst. »Stimmt. Ähm – wo wir gerade davon sprechen, ich wollte noch …«
    »Ja?«
    »Meine Schwester …«
    »Pfui! Du wolltest noch deine Schwester …?«
    »Lass das. Ich wollte sagen, sie haut ab.«
    »Was?«
    »Nur übers Wochenende. Nicht das nächste, also nicht an Halloween, sondern das drauf.«
    »Und?«
    »Und meine Mom ist dann noch nicht zurück. Also haben wir das ganze Haus für uns. Du könntest also, du weißt schon …«
    »Ja, ja, ich weiß schon.«
    »Bei mir übernachten, mehr wollte ich nicht sagen, Min.«
    »Du hast auch gesagt, es gibt keinen Zeitplan. Vorhin erst.«
    »Stimmte ja auch. Ich meine, stimmt. Ich wollte bloß …«
    »Ich will meine Jungfräulichkeit nicht in deinem Bett verlieren«, sagte ich.
    Du seufztest in Richtung Serviette. »Wie meinst du das – nicht in meinem Bett oder nicht mit mir?«
    »Nicht in deinem Bett«, sagte ich. »Und auch nicht im Auto und auch nicht im Park. Sondern – ich weiß, du lachst jetzt – an einem außergewöhnlichen Ort.«
    Du hast nicht gelacht, Ed, so viel muss ich dir lassen. »Außergewöhnlich.«
    »Außergewöhnlich«, wiederholte ich.
    »Okay«, sagtest du, und dann hast du gelächelt. »Tommy und Amber haben ihre im Lagerhaus von Ambers Dad verloren.«
    »Ed.«
    »Doch, wirklich! Zwischen zwei Kühlschränken!«
    »So hatte ich das nicht …«
    »Ich weiß, ich weiß. Keine Sorge, Min. Es ist nicht unvermeidlich , auch wenn du mich für so einen Armleuchter gehalten hast. Ich will, dass du … ich finde das richtige Wort nicht …« Du hast wieder geseufzt. »Glücklich. Ich will, dass du glücklich bist. Und genau deswegen nehmen wir zwei Busse und gehen an Halloween nachts an so einen schwulen Ort.«
    Dieses schwul ließ ich dir durchgehen, ich war mir selbst nicht sicher, ob es okay war oder nicht. »Wir werden unseren Spaß haben«, log ich.
    »Vielleicht an dem Wochenende drauf«, sagtest du schüchtern, und in dem Moment wollte ich es, in dem Moment war da ein Gefühl wie Heißhunger in meinem Mund und in meinem Schoß. Ich muss die Leere mit irgendwas anderem füllen, dachte ich, aber womit, das wusste ich nicht.
    »Vielleicht«, sagte ich schließlich.
    »Kompliziert«, sagtest du, und dabei sahst du erst die Serviette an und dann mich. Du wolltest mich knacken, das hatte ich begriffen, du wolltest mich über die Grenze zu dir hinüberziehen,

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