Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
damit wir heimlich, unbemerkt vom Rest der Welt miteinander ein Fest feiern könnten. »Aber«, sagtest du, »nein, ohne Aber: Ich liebe dich.«
    Kaffee, dachte ich, das ist es. »Trinken wir darauf.«
    Du warst sofort einverstanden. »Leben spendendes Gebräu!« Mit einem Mal warst du wieder voller Energie und Begeisterung. Du hast auf die Bedienung gewartet und dabei angefangen, unseren Plan zu zerknüllen.
    »He, warte.«
    »Was denn?«
    »Mach unseren Plan doch nicht kaputt. Ich will ihn behalten.«
    »Wir erinnern uns auch ohne Plan.«
    »Ich will ihn trotzdem.«
    »Aber du gehst nicht hin«, sagtest du, »und erzählst Al oder sonst wem, dass ich solche – schon gut, ich sag’s nicht – Skizzen mache.«
    »Ich werde Al nichts davon erzählen«, versprach ich traurig. »Ich will ihn nur für mich.«
    »Nur für dich?«, sagtest du. »Okay.« Du hast dich einen Moment vorgebeugt, während ich den Kaffee bestellt und so getan habe, als bemerkte ich die Blicke nicht, die die Kellnerin dir zuwarf. Du hast mir den Plan gereicht, aber ich hatte mir schon geschnappt, was ich wollte (schon wieder ein Diebstahl im Schieflage! ), und dich plappernd abgelenkt, bis unser Kaffee kam und du vergessen hast, dass dir was fehlte. Aber du hast mir auch ein Schnippchen geschlagen, was die Rückseite der Serviette angeht, die ich zu spät bemerkt habe, nicht als ich nach Hause kam, nicht, als ich sie in den Karton fallen ließ, erst später, verweint und mit gebrochenem Herzen, als es schon nicht mehr wahr war. So wie wir, erst als die Kellnerin uns den Kaffee und die Rechnung auf den Tisch knallte und davonstakste, merkten, dass kein Zucker auf dem Tisch stand; aber auch da war es zu spät.

     

     

 
     
    Das hier, das habe ich dir geklaut. Hier hast du’s zurück. Ich fand es so süß, dass du das hier mit dir herumschleppst, weil es dir hilft, deine Gedanken zu sortieren. So süß, dass das hier immer in deiner Tasche steckte, mein verdammter Exfreund. Ich bin auch kein Armleuchter. Aber eine Närrin, das bin ich.

     

 
     
    Und auch das hier hast du nie gesehen. Mit diesem Ding in der Hand habe ich ganz allein im Eisenwarenladen Green Mountain gestanden, still und einsam, und habe versucht, Al herbeizuzaubern, damit er mir Dinge erklärte, die nur er wissen konnte. Ist das wirklich eine Feile, so eine, wie sie sie in Ausbruch im Morgengrauen oder Flucht im Mondlicht benutzen, um abzuhauen, während die Hunde hinter ihnen her sind und sich vor den Scheinwerfern der Stacheldrahtzaun abzeichnet? Al und ich hatten die Filme in einer Doppelvorstellung im Rahmen der Gefängnisthemenwoche des Carnelian gesehen, die genialerweise von Meyers’ Dokumentarfilm über Internate gekrönt wurde. Das Kino war an dem Tag so gut wie leer, und wen außer Al hätte ich auch fragen können? Die Angestellten vom Green Mountain mit ihren Westen und Kappen schon mal nicht. Ist diese Feile auch ofenfest? Ich habe mir uns vorgestellt, also uns beide, dich und mich, bei einem unfreiwilligen Doppelselbstmord durch Eisenvergiftung infolge der Überraschung, die ich für uns geplant hatte. Ich hätte Al so gern angerufen und ihm gesagt: »Ich weiß, dass wir beide so wütend aufeinander sind, vielleicht für immer und ewig, aber könntest du mir vielleicht eine einzige Frage beantworten zum Thema Metall und Kochen?«, doch natürlich hab ich’s nicht getan. Joan, dachte ich, vielleicht könnte ich Joan fragen, und in dem Moment kam sie um die Ecke.
    »Hey, Min.«
    »Annette, hi.«
    »Was machst du denn hier?«
    »Halloween-Einkäufe«, antwortete ich und hielt die Feile hoch.
    »Wow, ich auch«, sagte sie. »Ich brauch Ketten. Kommst du mit?«
    Wir gingen zusammen in den Gang, in dem rollenweise glitzernde Ketten hingen, die man vom Meter kaufen konnte. Annette musterte alle so gründlich, als handelte es sich um echten Schmuck, und hielt sich die billigen Ketten immer wieder prüfend an den nackten Arm. »Als was willst du gehen?«, fragte ich sie.
    »Ich will mal testen, wie die sich auf der Haut anfühlen. Ich weiß noch nicht genau, als was ich genau gehe, auf jeden Fall irgendwas mit Mittelalter, ich mach das zusammen mit einem Freund. Aber irgendwie sexy soll es auch sein.«
    Irgendwie sexy, klar, das hatte ich mir schon gedacht. Die Mädels, die mit Sportlern zusammen sind, kommen immer in nuttigen Kostümen – als nuttige Hexe, nuttige Katze, nuttige Nutte.
    »Was meinst du – kann ich die ohne BH drunter tragen?«
    Um ein Haar hätte

Weitere Kostenlose Bücher