43 Gründe, warum es AUS ist
Wow.«
Du standest nur da mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.
»Ich hol mal schnell meine Kamera«, sagte sie. »Darf ich ein Bild machen?«
»Sicher«, sagte ich.
»So was«, sagte sie, und ihre Stimme klang zögerlich, so als könnte Joan es noch immer nicht glauben, »so was muss man einfach festhalten.«
Sie stürmte nach oben, und wir beide blieben allein in der Küche zurück. Nach längerem Schweigen fingen wir beide gleichzeitig an zu reden. Ich wollte etwas Blödes sagen, und du sagtest:
»Sorry – was?«
»Nein, du zuerst.«
»Aber …«
»Wirklich.«
Du hast meine Hand genommen. »Ich wollte bloß sagen – ich weiß, dass es merkwürdig war, heute Nachmittag. Ein bisschen peinlich.«
»Ja«, sagte ich.
»Aber ich glaube, es wird wieder besser, hinterher«, hast du gesagt. »Morgen, meine ich.«
»Ich weiß, was du meinst.«
»Tut mir leid.«
»Nein, du hast sicher recht.«
»Ich liebe dich.«
»Ich dich auch.«
»Und übrigens«, sagtest du, »ich meine, du kannst deine Meinung immer noch ändern. Kein Problem.«
Ich habe mich an dich gelehnt, ganz fest, so als hätte ich für eine Sekunde das Stehen verlernt. »Das werde ich nicht«, sagte ich, und das war die Wahrheit. Aber nur in dem Moment war es die Wahrheit. »Nie werde ich meine Meinung ändern.«
So blieben wir stehen, hörten zu, wie Joan einen Schrank schloss und wieder herunterkam. Es ist albern, Ed, aber ich habe auch sie geliebt. Und ich könnte sie dafür erwürgen, dass sie mir verflucht noch mal nichts gesagt hat. Obwohl – was sie hätte sagen können, was ich auch tatsächlich gehört hätte, das weiß ich beim besten Willen nicht.
»Ich nehme unsere Instant-Deluxe«, sagte sie zu Ed. »Erinnerst du dich noch? Wir haben Schuhkartons voll mit den Bildern. Ganz schön. Klar, heute gibt’s die vermutlich gar nicht mehr. Aber für diesen altmodischen Zweck schien mir die Digitalkamera nicht gut genug.«
»Die werden tatsächlich noch gebaut«, sagte ich. »Eine Zeit lang kamen sie wieder voll in Mode, nach dieser Szene in Dunkle Entwicklungen .«
Sie machte das Foto, das antiquierte Gerät schnurrte, und kurz darauf kam auch schon das Foto aus dem Schlitz. Joan schüttelte es, damit es schneller trocknete und der Schleier sich hob. »Und nun, was habt ihr für großartige Pläne für diesen Freitagabend?«, fragte sie (schüttel, schüttel, schüttel). »Oh, ich weiß schon – ihr verspeist einen großen Iglu.«
Ich schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Ich hab so eine Familiensache.«
»Oh«, sagte Joan mit einem Seitenblick auf dich. Du hattest mir gesagt, Ed, du solltest an diesem Abend besser zu Hause bleiben, vielleicht erinnerst du dich noch, verdammt noch mal. »Also, ich werde es mir mit gebratenen Artischocken mit Knoblauch-Aioli und Sand am Strand auf dem Sofa gemütlich machen und so meine letzte Zwischenprüfung feiern .«
»Der soll richtig toll sein«, sagte ich, aber du hast schon nach meiner Hand gefasst, also schluckte ich hinunter, was ich eigentlich sagen wollte: Ich wünschte, ich könnte bleiben.
»Und morgen Abend, wenn ich nicht zu Hause bin«, sagte Joan streng, »erwarte ich, dass ihr zwei euch bei eurem Techtelmechtel zurückhaltet.«
»Min hat schon eine Mutter«, hast du ihr geantwortet. »Sie braucht dich nicht als Mom. Und außerdem gehen wir aus.« Das war wenigstens nicht gelogen.
»Okay, okay«, sagte sie, »du hast recht. Ihre Mutter wird schon ein Auge drauf halten, nach allem, was ich von ihr weiß. Aber ganz konnte ich mir den zarten Hinweis doch nicht verkneifen, Ed.«
»Wir sehen uns morgen«, hast du gesagt, und so kam’s ja dann auch. »Ich ruf dich vormittags mal an.«
»Ich liebe dich«, sagte ich, vor deiner Schwester, und du hast mich auf die Wange geküsst.
»Vergiss dein Foto nicht«, sagte Joan schnell, vermutlich um dir eine Antwort zu ersparen, und drückte es mir in die Hand. Wir gingen alle drei zur Tür, blieben kurz stehen, um noch einmal den Iglu anzusehen und das Foto und dann noch einmal den Iglu. In echt sah er besser aus als jetzt auf dem Bild, größer, großartiger, wie irgendein fantastisches Gebilde, in das man hineingehen konnte, ein Prinzessinnenschloss, ein wahr gewordener Traum. Auf dem Foto sieht er nur merkwürdig aus. Das war er auch. Aber toll fand ich ihn trotzdem.
»Warum gibst du es mir?«, fragte ich. »Es war doch deine Idee, dass man den Iglu im Bild festhalten sollte.«
»Nimm du es, Min«, sagte Joan leise, »es war dein
Weitere Kostenlose Bücher