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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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praktischen Gedanken. Du wünscht doch, daß wir uns zuweilen wiedersehen, meine Elvira?“
    „Ja, das wünsche ich allerdings.“
    „Aber wo soll das geschehen?“
    „Vielleicht in der Kirche?“
    „Geht nicht, da können wir nicht miteinander sprechen.“
    „Oder auf dem Markt, wenn ich einkaufen gehe?“
    „Da beobachten uns die Leute, und die Zeit ist zu kurz.“
    „Oder des Abends auf der Promenade?“
    „Das ginge eher, aber ich weiß nie, wann ich dem Herrn Grafen entbehrlich bin.“
    „Ja, so weiß ich wirklich weiter keinen Ort.“
    „Aber ich weiß einen, und eben dieses Stübchen ist es, das ich meine.“
    „Ah! Wie sollte das wohl gemacht werden?“
    „Ich kann nur des Abends kommen, da läßt du die Stube offen, daß ich sofort eintreten kann. Ist von innen verriegelt, so ist dies ein Zeichen, daß ich drinnen stecke. Du darfst dann nur zuweilen nachsehen und ganz leise drei langsame Schläge mit dem Finger tun, so mache ich auf.“
    „Aber wenn du entdeckt wirst?“
    „Das wird nicht so leicht geschehen!“
    „Nun gut, so wollen wir es einmal ausprobieren. Ah, horch! Ich glaube, sie kommen! Ich muß hinüber.“
    Man hörte in der Tat Schritte auf der Treppe; es waren eine männliche und eine weibliche Person deutlich zu unterscheiden.
    „Das ist sie, und Cortejo ist bei ihr“, flüsterte Elvira. „Sie kommen aus dem Theater.“
    Im nächsten Augenblick war Elvira aus dem Gemach verschwunden. Als sie das Vorzimmer betrat, war die Künstlerin mit ihrem Begleiter bereits in das andere Zimmer getreten, wohin Elvira ihr nachging, wie sie es zu tun gewöhnt war, um den Herrschaften beim Ablegen behilflich zu sein.
    Die Tänzerin zeigte sich jetzt als eine mittelhohe, volle Gestalt von geradezu unbeschreiblicher Schönheit der Gesichtszüge; aber über dieses Gesicht zuckte es zuweilen wie über das eines unbekannten Dämons, der in ihrem Herzen wohnen mußte.
    Als Elvira ihr einen Wink gegeben hatte, wies die Ballerina ihren Besucher nach dem Boudoir und sagte zu ihm:
    „Treten Sie ein, Señor. Ich habe noch eine Kleinigkeit mit dem Mädchen. Was sollte der Wink?“ fragte sie dann, als sie sich unbelauscht wußte.
    „Es will Sie jemand sprechen, Señorita, und zwar ein fremder Diener.“
    „Wer ist sein Herr?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Ah, ein Geheimnis! Ist er ein Saragossaner oder ein Fremder?“
    „Der Sprache nach ist er ein Spanier, er hat mir aber nicht gesagt, was er mit der Señorita zu sprechen hat. Er wartet bereits seit zwei Stunden und behauptete, er habe etwas direkt an Señorita abzugeben und dürfe nicht eher fortgehen.“
    „Ah, jedenfalls ein Geschenk! Wo ist er?“
    „Drüben im kleinen Kabinett. Er läßt Señorita bitten, sich zu ihm zu bemühen, weil er von Señor Cortejo nicht gesehen oder gehört sein will.“
    „Ah, so ist er diesem bekannt! Nun, ich werde ihm den Willen tun. Warte!“
    Die Ballerina ging hinüber in das kleine Zimmer. Alimpo saß erwartungsvoll auf seinem Stuhl, als sie eintrat.
    „Wer sind Sie?“ fragte sie ihn mit einer Stimme, die mild wie der Ton einer silbernen Glocke klang.
    „Señorita, ich bitte, dies verschweigen zu dürfen“, bat er mit einer tiefen Verbeugung.
    „Warum?“
    „Es ist mein Auftrag so!“
    „So sprechen Sie weiter!“
    „Ich habe den Befehl, der Königin der Sonne diesen Tribut zu überreichen, und zwar mit der Bitte um Entschuldigung, da jede irdische Gabe für eine solche Herrscherin unbedeutend sein muß.“
    Der wackere Alimpo hatte seine poetische Ader noch mehr angestrengt, als es in der Weisung des Grafen gelegen hatte. Er gab ihr das Paket und wollte sich mit einer Verbeugung entfernen. Sie aber hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    „Warten Sie!“ gebot sie ihm, dann löste sie die Hüllen, die Alimpo sorgfältig wieder befestigt hatte, öffnete das Etui und rief: „Ah!“
    Es war nur dieser eine Laut, den sie ausstieß, aber es lag eine ganze Welt von Glück, Überraschung und stolzer Genugtuung darin. Ihre Augen leuchteten; ihre Lippen öffneten sich, so daß die Zähne wie farblose Tautropfen zwischen ihnen erschienen; ihr Busen wogte, und als sie jetzt ein Collier ergriff und den Arm hoch emporhob, um es im Schein des Lichtes brillieren zu lassen, da war durch die verschobene Mantille ein Reichtum von Schönheit zu erblicken, im Vergleich zu welcher der Wert dieses Colliers eine Bagatelle war.
    „Herrlich!“ rief sie. „Und das soll mein sein?“
    Ihre erregten Augen glühten

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