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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der ihn verzehrenden Ungeduld zu reißen.
    Die Ballerina aber war inzwischen zu Cortejo in ihr Boudoir eingetreten, hatte die Mantille abgeworfen und neben ihrem Gast Platz genommen. Sie wußte, daß der Sender dieses Schmucks ihm bekannt sein müsse, aber sie konnte warten. Endlich, als er von der neuen Livree eines Genueser Edelmannes, die ihm sehr gefallen hatte, sprach, ergriff sie die Gelegenheit und bemerkte:
    „Auch mir fiel heute während des Tages eine Livree auf, die ich im Theater noch nicht gesehen hatte. Der Besitzer muß kein Freund des Theaters oder wenigstens des Balletts sein.“
    „Ich kenne alle hiesigen Livreen; vielleicht kann ich dich orientieren. Beschreibe sie mir.“
    „Sie war einfach. Grau mit amarantfarbenen Aufschlägen und Kragen.“
    „Ah, weiße Binde, amarantfarbene Gamaschen, die mit silbernen Knöpfen besetzt sind?“
    „Ja.“
    „Hast du die Knöpfe erkennen können?“
    „Ja. Sie zeigten eine Grafenkrone und ein verschlungenes R und S.“
    „Und diese Livree hast du noch nicht gesehen?“ fragte er erstaunt.
    „Nein.“
    „Aber meine Liebe, das ist ja die unsrige!“
    „Die eurige?“ rief sie im höchsten Grad überrascht.
    Sie wußte nun sofort, wer der Geber war, denn sie hatte von Cortejo bereits gehört, daß Graf Manfredo in Saragossa weile.
    „Es wird einer der Diener im Theater gewesen sein“, sagte er. „Der Graf kommt sicherlich nicht in das Ballett, denn seine Anschauungen sind zu streng.“
    Sie wußte es allerdings besser. Sie wußte, daß sie diesen strengen Mann bezaubert hatte und daß es vielleicht nur auf sie ankam, ihn festzuhalten und seine Reichtümer zu teilen. Darum erkundigte sie sich:
    „Du sprachst einst davon, daß er Söhne habe?“
    „Ja, zwei, sie sind jetzt in Madrid.“
    „Er ist ein Witwer?“
    „Ja. Er führte ein sehr glückliches Leben mit seiner Frau und ließ sich nach ihrem Tod, um seinem Schmerz zu entgehen, nach Indien versetzen.“
    „Hat er dort prosperiert?“
    „Als Vizekönig?“ lachte er. „Reichtümer, ungeheure Reichtümer hat er sich erworben.“
    „Die er nun hier im Mutterland verzehren wird?“
    „Jedenfalls.“
    „Vielleicht verbindet er sich zum zweiten Mal?“
    „Ah, du hättest vielleicht Lust, Gräfin Rodriganda zu sein?“ lachte er. „So versuche doch, ihn zu erobern!“
    „Hältst du dies für etwas so Unmögliches?“
    „Beinahe, mein Kind, denn dieser Mann ist für Frauen vollständig unzugänglich.“ –
    Unterdessen war der Graf ruhelos in seinem Zimmer auf und ab geschritten. Er wollte es sich nicht gestehen, daß eine gefährliche, ja unwiderstehliche Zauberin ihre Banden bereits um ihn geschlungen habe. Er glaubte – oder vielmehr er redete es sich ein, unter einem vorübergehenden Eindruck zu stehen, dennoch erwartete er die Rückkehr seines Dieners mit beinahe fieberhafter Ungeduld.
    Als Stunden vergingen und die Mitternacht nahte, wollte er fast zornig werden, aber er kannte seinen treuen Alimpo zu gut, um zu wissen, daß dieser ihn nicht unnötigerweise warten lasse, und darum war auch die Sorge des Dieners, seinen Herrn unmutig zu finden, überflüssig gewesen.
    „Du bist sehr lange fort“, das war alles, was der Graf bemerkte.
    „Ich konnte nicht eher, Exzellenz“, entschuldigte sich Alimpo.
    „Willst du damit sagen, daß du warten mußtest?“
    „Ja, und zwar über zwei Stunden.“
    „Dann erst kam sie?“
    „Ja. Als ich ihr das Geschenk überreichte, wollte sie es zuerst nicht annehmen, ohne zu wissen, wer der Geber ist, ich habe mich aber nicht verraten, und sie gab sich schließlich zufrieden und bot mir eine Börse mit Gold, die ich aber nicht annahm.“
    „Das ist recht, ich werde dich entschädigen.“
    „Sie reichte mir aber ihre Hand. Und als ich diese Güte lobte, sagte sie, ich solle meinem Herrn sagen, daß sie gewohnt sei, gütig und dankbar zu sein.“
    Bei diesen Worten zogen sich die Brauen des Grafen finster zusammen.
    „Weiter sagte sie nichts?“
    „Sie läßt Sie bitten, den Schleier des Geheimnisses bald fallen zu lassen, und wird am nächsten Ballettabend den Schmuck anlegen, damit Exzellenz sehen sollen, ob sie ihn zu tragen verstehe.“
    „Gut, ich werde das Ballett besuchen. Sonst sagte sie nichts?“
    „Nein.“
    Der wackere Alimpo hielt es nicht für nötig, die Fragen und Antworten aufzuzählen, die er mit ihr gewechselt hatte. Doch der Graf erkundigte sich weiter:
    „Wo hast du auf sie gewartet?“
    „In einem kleinen Zimmer, in

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