43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
wie Feuerbrände auf das Angesicht des Dieners.
„Ja, wenn Señorita es annehmen wollen“, antwortete er.
„Und ich darf nicht wissen, von wem es kommt?“
„Nein.“
Da warf die Tänzerin den Kopf stolz in den Nacken und sagte:
„Dies Geschenk ist kostbar, sehr kostbar, aber ich weise es dennoch zurück, wenn Sie mir nicht einige Fragen beantworten.“
„Ich darf nicht, Señorita!“
„Sie haben die Weisung, den Namen des Gebers zu verschweigen?“
„Hm!“ sagte er langsam. „Es ist allerdings kein weiterer Zusatz gemacht worden.“
„So werde ich einige Fragen aussprechen, die Sie mir mit gutem Gewissen beantworten können.“
„Ich werde es tun, wenn ich kann.“
„Nun wohl. Ist Ihr Herr ein Spanier, von Adel und reich?“
„Alles dies. Er ist im übrigen Witwer, nicht mehr jung und hat zwei Söhne.“
„In welchem Alter stehen diese?“
„Ich bitte, diese Antwort zurückhalten zu dürfen, weil in ihr eine Andeutung liegt, die es Ihnen leichtmacht, den Geber zu erraten.“
„Gut. Wohnt der Geber in Saragossa?“
„Für jetzt, ja.“
„Hat er mich öfters gesehen?“
„Nein, heute zum ersten Mal im Theater, und er ist sofort nach der Vorstellung zum Juwelier gegangen, um diesen Schmuck einzukaufen.“
„Auf welchem Platz war er im Theater?“
„Auch dies, bitte ich, verschweigen zu dürfen.“
Ihr Gesicht glänzte und glühte förmlich von Triumph und Genugtuung, und jetzt trat jener dämonische Zug, der schon vorhin auf ihrem Gesicht bemerkbar gewesen war, noch mehr hervor. In ihren Augen und um ihre Lippen lag nämlich eine Härte, die erraten ließ, daß dieses wunderherrliche Weib imstande sei, alles niederzutreten und zu vernichten, ohne Gnade und Barmherzigkeit, was sich der Befriedigung ihrer Leidenschaften und Begierden in den Weg stelle.
„Sie sind sehr verschwiegen“, sagte sie. „Verschwiegener, als ich gewöhnt bin; aber ich will nicht weiter in Sie dringen. Hier ist ein Douceur!“
Damit griff die Tänzerin in die Tasche der Mantille und streckte Alimpo eine wohlgespickte Börse entgegen. Er aber verbeugte sich dankend und erwiderte:
„Ich bitte um Entschuldigung, Señorita; aber ich würde meine Stellung sofort verlieren, wenn ich nur einen einzigen Maravedí annähme.“
„Ihr Herr sieht es ja nicht!“
„Ich tue nie etwas, was er nicht sehen darf!“
„So ist er besser und treuer bedient als mancher andere! Nehmen Sie also anstatt des Geldes meine Hand als Dank.“
Sie streckte ihm den schönen, vollen, bloßen Arm mit dem kleinen, verführerischen Händchen entgegen. Alimpo wagte es, die Spitzen ihrer Finger mit einem Kuß zu berühren.
„Diese Güte, Señorita“, sagte er, „ist mir wert als alles Gold. Ich werde von ihr meinem Herrn berichten.“
„Ja, sagen Sie Ihrem Herrn, daß ich gewöhnt bin, gütig und dankbar zu sein!“ erwiderte sie zweideutig. „Ich nehme das Geschenk an, erwarte aber, daß er aus seinem geheimnisvollen Dunkel heraustritt. Beim nächsten Balletabend werde ich den Schmuck anlegen, und ich ersuche Ihren Herrn, sich zu überzeugen, ob ich ihn zu tragen weiß.“
Mit diesen Worten rauschte sie hinaus.
Alimpo blieb zurück in der Hoffnung, Elvira noch einmal zu sehen. Er hatte sich auch nicht getäuscht, denn da sie drüben nicht weiter gebraucht wurde, trat sie bald ein.
„Nun?“ fragte sie.
„Donnerwetter!“ fluchte er. „Ein schönes Weib!“
„Schöner als ich?“ erkundigte sie sich ein wenig spitz.
„Ja, viel, viel schöner!“ entgegnete er aufrichtig.
„Du, du, Alimpo!“ drohte sie.
„Ach was! Schön ist schön, aber gut ist gut, und beides ist zweierlei. Ich lobe mir meine Elvira.“
„Wirklich?“ fragte sie lächelnd und den Arm um ihn legend. „Wird es aber auch so bleiben?“
„Sicher! Schöner als die Tänzerin kann zwar keine sein, aber dennoch möchte ich sie nicht zur Frau, denn sie kommt mir vor, als hätte sie die Hölle hinuntergeschluckt mit Millionen von Teufeln. Ist Cortejo wirklich bei ihr?“
„Ja. Er wartet im Boudoir auf sie.“
„So wollte ich, er wartete in alle Ewigkeit und auch noch etwas länger! Nun aber, gute Nacht, meine gute Elvira!“
„Du mußt fort?“
„Freilich! Mein Herr hat über zwei Stunden warten müssen; das ist er nicht gewöhnt.“
„So gehe! Aber morgen kommst du wieder?“
„Sicher. Gute Nacht!“
„Gute Nacht, mein Alimpo!“
Sie umarmten und küßten sich noch einige Male, endlich riß Alimpo sich los, um seinen Herrn aus
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