43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
lassen soll, wer ich bin und von wem die Diamanten kommen, und trage doch diese Livree.“
„Diamanten?“ rief das Mädchen erstaunt.
„Ja, für fünfzehntausend Silberduros.“
„O mein Gott, mir wird ganz – ganz dumm im Kopf!“ rief Elvira, indem sie die Hände zusammenschlug. „Für wen sind sie denn?“
„Für die Ballerina.“
„Für meine Herrin? Und von wem kommen sie?“
„Das darf ich ja eben nicht sagen.“
„Und trägst doch seine Livree? Also vom Vizekönig?“
„Ich sage es nun gerade nicht!“ meinte er trotzig.
„Das hast du auch nicht nötig“, lachte sie. „Es ist wohl ein Geschenk?“
„Freilich.“
„O du heilige Mutter Gottes! Ein Geschenk von Diamanten für fünfzehntausend Duros? Wofür denn?“
„Hm, für das Tanzen jedenfalls. Ich weiß es nicht.“
„Hat er sie denn tanzen sehen?“
„Heute. Dann rannte er zum Juwelier, kaufte die Steine und schickte mich her, um sie ihr persönlich zu überreichen. Aber ich soll nicht sagen, von wem sie sind.“
„Höre, Alimpo, er ist verliebt in sie!“
Der Diener machte ein ganz perplexes Gesicht.
„Verliebt! Du bist nicht gescheit!“
„Nicht? O ich sage dir, daß wir Frauenzimmer in solchen Sachen sehr gescheit sind!“
„So?“ fragte er, einigermaßen unruhig. „Warum denkst du, daß er verliebt ist?“
„Weil er ihr ein solches Geschenk gibt. Einen solchen Reichtum gibt man nur, wenn man ganz und gar verliebt ist.“
„Donnerwetter!“
„Ja!“ sagte sie triumphierend.
„Ich dachte, ein Geschenk gäbe man nur, wenn man geradezu verrückt ist“, meinte Alimpo.
„Geh, du bist wenig höflich!“ schmollte sie.
„O doch, gegen dich zum Beispiel vorzugsweise gern.“
„Also, wenn du nun zum Beispiel in mich verliebt wärest?“
„Hm, das wäre sehr leicht möglich“, schaltete er schnell ein.
„Würdest du mir Diamanten geben?“
„Ich habe ja keine!“
„Aber wenn du reich wärest?“
„Ah! Oh! Hm! Ja, ich würde dir vielleicht welche geben! Ganz gewiß!“
„Na siehst du, daß es nur auf die Liebe ankommt? Er ist verliebt in sie, das ist gewiß.“
„Alle Teufel! Was soll daraus werden?“
„Ja, das ist nun allerdings eine schlimme Sache! Kann ich die Brillanten einmal sehen?“
„Nein. Wenn die Ballerina käme!“
„Oh, die kommt noch lange nicht.“
„Ah! So muß ich also diese lange Zeit hier warten!“ meinte er.
„Freilich. Das ist dir wohl nicht lieb?“
Alimpo warf einen verräterischen Seitenblick auf Elvira und entgegnete:
„O doch, sehr lieb!“
„Nun, so siehst du also, daß wir Zeit haben, uns die Steine zu betrachten. Bitte, zeige sie mir!“
„Umsonst? Da zeige ich sie nicht her!“ versetzte er entschieden.
„Ja, was willst du denn haben?“
„Hm“, schmunzelte er mutig, „einen Kuß wenigstens!“
„Geh, du Böser!“ sagte sie errötend.
„Gut, so packe ich nicht aus, und nun verlange ich sogar drei.“
„Das ist zuviel, ganz entschieden zuviel!“ rief sie empört.
„Zuviel – für Diamanten im Wert von fünfzehntausend Duros?“
„Hm“, besann sie sich. Sein Argument schien Eindruck zu machen. „Gut“, erwiderte sie, „aber du bekommst die Küsse erst, wenn ich die Steine gesehen habe.“
„Nein, darauf gehe ich nicht ein. Ich will es jedoch gnädig machen; einen zuvor, einen beim Angucken und einen hinterher. Basta!“
„Gut! Hier hast du den ersten. Aber nun setze dich auch hier neben mich auf das Sofa. So etwas muß man sich in aller Ruhe und Bequemlichkeit betrachten können.“
Damit reichte sie ihm ihre frischen roten Lippen hin, und er gab ihr einen langen, herzhaften Kuß auf dieselben. Dann nahmen sie nebeneinander Platz und er öffnete das sorgfältig verschnürte Paket, entnahm demselben das Etui und ließ die Brillanten im Strahl des Lichtes funkeln.
„Ah!“ rief sie, vor Entzücken so weg, daß sie den Kuß gar nicht bemerkte, den er ihr abermals gab. „Welch eine Pracht und Herrlichkeit! Diese Diamanten!“
„Fast so hell wie deine Augen!“ fuhr er fort und gab ihr dabei den dritten Kuß.
„Diese Rubine!“
„Gerade so schön wie deine Lippen!“ Dabei gab er ihr den vierten Kuß.
„Hier auch Perlen!“ rief sie entzückt.
„Schöner nicht als deine Zähne!“ Nun erhielt sie den fünften Kuß, und jetzt erst merkte sie, daß er sich gar nicht mehr an ihren Kontrakt hielt. Sie schob ihn also fort und sagte: „Hier ein Saphir, und hier zwei Smaragde! Geh, du Böser, das haben wir nicht
Weitere Kostenlose Bücher