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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Antwort warten?“
    „Nein. Sobald du den Schmuck abgegeben hast, kommst du nach Hause, denn ich bin begierig, zu erfahren, was sie gesagt hat. Jetzt gehe!“
    Der Graf ging zu Fuß nach seiner Wohnung zurück; der Diener aber schritt noch ein Stück in die Straße hinein und erkundigte sich bei einem ihm Begegnenden nach der Wohnung der Tänzerin, die zufälligerweise nicht sehr weit entfernt lag, was auch der Grund war, daß er sogleich bei der ersten Frage Auskunft erhielt.
    Alimpo schritt auf ein hohes Haus zu, durch dessen Tor er trat, stieg eine hell erleuchtete Treppe hinan und gelangte an eine Tür, an der eine Karte mit dem Namen ‚Hanetta Valdez‘ befestigt war. Auf sein Klingeln wurde geöffnet, und das freundliche Gesicht einer Dienerin erschien.
    „Was wünscht Ihr?“ fragte sie.
    „Ist Señorita Valdez schon daheim?“
    „Nein.“
    „So muß ich warten, denn ich habe einen Auftrag.“
    „Noch so spät? Kann ich es nicht besorgen?“
    „Nein. Ich habe etwas abzugeben.“
    „Von wem?“
    „Das ist Geheimnis. Darf ich nicht eintreten, Señorita?“
    „Eigentlich nicht. Aber wenn Ihr hübsch ruhig warten wollt, so mögt Ihr immerhin kommen.“
    Die Dienerin öffnete nun die Tür vollends und ließ Alimpo in ein Vorzimmer treten, wo sie Gelegenheit hatte, ihn zu betrachten. Dem guten Alimpo war es unter dem Blick dieser hübschen Augen ganz so, wie es vorhin im Ballett seinem Herrn bei den zündenden Blicken der Tänzerin zumute gewesen war; er fühlte sein Herz klopfen, aber nicht ängstlich, sondern wohltuend und selig.
    „Aber“, sagte sie im Ton der Überraschung, „was ist denn das! Ich glaube, ich täusche mich. Heißt Ihr nicht Juan Alimpo, Señor?“
    „Ja, der bin ich.“
    „So seid Ihr wohl gar der kleine, gute Juan Alimpo aus Rodriganda?“
    „Klein?“ fragte er ein wenig unzufrieden. „Nun, so ganz klein bin ich doch wohl nicht. Ihr seid noch einen ganzen Fingerbreit kürzer als ich.“
    „Das ist möglich“, lachte sie. „Aber, Señor, seht mich doch einmal genauer an. Erkennt Ihr mich denn nicht wieder?“
    „Nein“, sagte er verlegen. „Habe ich Euch etwa einmal gekannt, Señorita?“
    „Na – und ob.“
    „Wer seid Ihr denn?“
    Ihre hellen, schelmischen Augen lachten ganz glücklich, als sie erwiderte:
    „Ich bin vier Jahre jünger als Ihr –“
    „Ah! Auch aus Rodriganda?“
    „Ja. Kennt Ihr das kleine, unartige Nachbarskind nicht mehr, das so oft auf Eurem Rücken geritten ist?“
    „Verdammt! So seid Ihr am Ende gar –“
    Alimpo hielt mit offenem Mund inne. Nein, das unartige, kleine Nachbarskind, diese kleine, böse, abscheuliche Hummel konnte doch unmöglich ein so hübsches, dralles Mädchen sein!
    „Nun, so redet doch nur weiter, Señor!“ lachte sie, indem sie ihm zwischen den purpurnen Lippen hindurch zwei prachtvolle Reihen allerliebster kleiner Zähnchen zeigte.
    „Hm“, brummte er, halb froh und halb verlegen. „Ihr seid doch nicht etwa Nachbars Elvirita?“
    „Freilich bin ich die, die Elvira, wie ich jetzt heiße.“
    „Donnerwetter!“ fluchte er bewundernd. „Ihr seid verdammt hübsch geworden!“
    „Geht, Señor Alimpo!“ sagte sie verschämt.
    „Bei der heiligen Madonna, es ist wahr!“ beteuerte er.
    „Oh, auch Ihr seid anders geworden, und zwar ein bißchen hübscher!“ lächelte sie.
    „Nur ein bißchen? Donnerwetter, das ist nicht genug! Ich wollte, daß ich unendlich hübscher geworden wäre, damit ich Euch vielleicht ein bißchen gefiele.“
    Es war auf einmal ein ungewöhnlicher Mut über den wackeren Alimpo gekommen. Er faßte das Mädchen bei der Hand und blickte ihm in die Augen.
    „Geht, Señor“, sagte sie da erglühend. „Was kann Euch daran liegen, ob Ihr mir gefallt!“
    „O sehr, sehr viel, Elvira. Aber wollen wir nicht wieder ‚du‘ zueinander sagen, wie früher?“
    „Nein, denn Ihr seid ja jetzt ein so vornehmer Herr geworden.“
    „Ich? Ah! Inwiefern?“
    „Ihr tragt doch die Livree des Grafen von Rodriganda!“
    Da blickte Alimpo an sich herab, schlug sich mit der Hand vor die Stirn und rief:
    „O heilige Madonna, bin ich dumm!“
    „Warum?“ fragte Elvira, erstaunt über diese unerwartete Aufrichtigkeit.
    „Ja. Und mein Herr, der Graf, ist noch dümmer!“
    „Ah!“ lachte jetzt das Mädchen auf. „Das sollte er hören!“
    „Oh, er würde mir ganz recht geben. So dumm wie heute sind wir beide seit langer Zeit nicht gewesen.“
    „Inwiefern denn, Alimpo?“
    „Weil ich nicht wissen

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