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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das mich ein Dienstmädchen brachte, denn ich wollte in dem eigentlichen Vorzimmer nicht bleiben, weil mich dort Señor Henrico Cortejo gesehen hätte.“
    Der Graf war während des Gesprächs auf und ab geschritten, jetzt hielt er plötzlich an.
    „Cortejo?“ fragte er. „Wieso?“
    „Er war dort.“
    „Ah! Bereits als du kamst?“
    „Nein. Er kam mit ihr zusammen.“
    „So ist er gar wohl jetzt noch dort?“
    „Allerdings.“
    Der Graf legte seine Faust schwer auf den Tisch und blickte finster vor sich hin.
    „Er ist sehr oft dort“, bemerkte Alimpo weiter. „Das Dienstmädchen sagte es, die ich ausgehorcht habe.“
    „Was sagte sie denn sonst noch?“
    Es mußte mit dem Herzen des Grafen eigentümlich stehen, da er bereits nach der Plauderei eines Dienstboten forschte. Das merkte Alimpo recht gut. Er antwortete:
    „Sie sagte, daß auch der Herzog von Olsunna sehr oft kommt, ebenso noch mehrere, deren Namen ich nicht weiß.“
    Der Tisch krachte jetzt unter dem Druck, den die Faust des Grafen auf ihn ausübte, und als er nicht weiterfragte, machte Alimpo die Bemerkung:
    „Schön ist sie, schön wie ein Engel, aber hundert Teufel hat sie im Leib, Exzellenz!“
    Da fuhr des Grafen Kopf rasch empor, und sein Auge blitzte zornig auf.
    „Wer sagt das?“ fragte er streng.
    „Ich habe es gesehen, und meine Elvira sagte es auch!“
    „Deine Elvira? Ah, wer ist das?“ fragte der Graf verwundert.
    Alimpo stockte verlegen. Er hatte in diesem Augenblick ein Wort zum allerersten Mal gesprochen, das ihn nachher, ganz ohne seine Absicht, durch das ganze Leben begleitete und von seiner Elvira getreulich erwidert wurde. Er antwortete:
    „Meine Elvira? Exzellenz, das ist Nachbars Elvirita aus Rodriganda.“
    „Ich kenne sie nicht. Aber sie kennt die Tänzerin?“
    „Ja, sehr gut! Sie ist ja das Dienstmädchen, das sie bedient und mir das Stübchen angewiesen hat.“
    Des Grafen Gesicht wurde milder und milder, endlich lächelte er freundlich und sagte:
    „Und die nennst du deine Elvira?“
    „Ja“, antwortete Alimpo stockend.
    „Ah, so ist sie deine Geliebte?“
    „Ja, seit heute sogar meine Braut, wenn Exzellenz uns gnädige Erlaubnis erteilen. Wir haben uns versprochen.“
    „So hast du gewußt, wo die Tänzerin wohnt?“
    „Nein.“
    „Aber du hast dein Mädchen dort besucht.“
    „Auch das nicht. Wir beide haben uns nicht gesehen, seit ich die Schule verlassen habe.“
    „Das wäre ja wunderbar! Ihr habt euch erst heute wiedergesehen – zum ersten Mal – und euch auch gleich verlobt?“
    „Ja. Ich habe es gar nicht geglaubt, daß es möglich ist, Exzellenz, daß man einem Mädchen gleich so gut ist, daß man weiß, diese muß deine Frau werden und sonst keine.“
    „So war es bei dir?“
    „Geradeso – bei mir und meiner Elvira auch.“
    Der Graf blickte sinnend vor sich hin. Es bewegte sich kein Zug seines Gesichtes, aber sein Herz ging mit wichtigen Gedanken schwer. Dachte er vielleicht, daß es ihm heute ganz ebenso gegangen sei wie seinem Alimpo? Endlich holte er tief Atem und fragte:
    „Kannst du dich auf diese Elvira verlassen?“
    „Ganz gewiß, Exzellenz.“
    „Gut, so suche morgen früh zu erfahren, wann Henrico Cortejo fortgegangen ist.“
    „Darf ich denn morgen früh schon hingehen?“
    „Ja, aber in Zivil, damit man dich nicht erkennt. Hier hast du meine Börse. Du kaufst das seltenste und teuerste Bukett und bringst es der Tänzerin, sagst jedoch abermals nicht, von wem es ist. Wirst du dabei mit deiner Elvira zusammenkommen können?“
    „Ich hoffe es.“
    „So ist es gut. Wenn ich mit dir zufrieden bin und deine Elvira ein gutes Mädchen ist, werde ich für euch sorgen. Jetzt gute Nacht.“
    Alimpo steckte die volle Börse mit einer tiefen Verbeugung des Dankes ein und ging. Er konnte in dieser Nacht vor Seligkeit nicht schlafen, während der Graf auch nicht schlief, allerdings nicht aus ganz demselben Grund. Auch er trug zwar eine Art von Seligkeit in der Brust, aber daneben auch eine Hölle, nur daß er sich dies nicht eingestehen wollte.
    Am Vormittag, als kaum die schickliche Stunde zum Besuch angebrochen war, machte Alimpo sich mit einem riesigen Bukett auf. Er hatte Zivilkleider angezogen.
    Als er das Haus erreichte, stand Elvira unter der Tür. Sie kam ihm heute am Tag so sauber und schmuck vor, daß er sie am liebsten gleich hier hätte umarmen mögen.
    „Guten Morgen, meine Elvira!“ grüßte er sie.
    „Ah, guten Morgen, mein Alimpo“, antwortete sie

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