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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es. Aber du wirst Lust haben, dir tausend Franken zu verdienen.“
    „Das ist wahr. Es fragt sich, wofür ich diese Summe erhalten soll.“
    „Nun, für sein Leben.“
    „Ah, Sie scherzen, Monsieur!“ lachte der Schmied.
    „Es ist mein voller Ernst.“
    „Das glaube ich nicht, weil Sie mir, wenn es Ihr Ernst wäre, etwas mehr bieten würden als tausend Franken.“
    „Schlingel!“
    „Rechnen Sie nach, Monsieur! Tausend Franken geben Sie diesem Mann für seinen Raub, mir aber wollen Sie dieselbe Summe für diesen Raub und für sein Leben geben. Das ist sehr unverhältnismäßig.“
    „Nun gut, wieviel verlangst du?“
    „Es ist ein Kamerad von mir; unter zweitausend tue ich es nicht.“
    „Mensch, du wirst ja ein reicher Mann durch mich; fünfzehnhundert gebe ich dir.“
    „Zweitausend, anders nicht. Sonst sprechen wir gar nicht mehr davon.“
    „Gut, ich will nachgeben. Wann kann es geschehen?“
    „Sobald es paßt.“
    „Es muß sofort geschehen. Ich muß sonst gewärtig sein, er mißbraucht meine Notizen.“
    „So will ich sehen, ob ich ihn treffe.“
    Gerard wandte sich zum Gehen, aber der Graf rief ihn zurück.
    „Halt!“ sagte er. „Welche Sicherheit bringst du mir, daß du ihn getötet hast?“
    „Ihr Portefeuille.“
    „Das ist keine Bürgschaft, daß er getötet ist.“
    „Doch, jedenfalls, Monsieur. Oder glauben Sie, daß er mir das Buch freiwillig gibt?“
    „Ja, ich glaube es. Ihr seid Kameraden. Ihr teilt die zweitausend Franken!“
    „Ah, Ihr Vertrauen zu mir ist kein sehr großes!“
    „Das kannst du nicht übelnehmen.“
    „So dürfen auch Sie es nicht übelnehmen, wenn mein Vertrauen zu Ihnen schwindet.“
    „Was soll das heißen?“
    „Wer garantiert mir meine zweitausend Franken, wenn ich meinen Auftrag ausführe?“
    „Mensch, ich bin ein Edelmann.“
    „Ah, schön“, sagte Gerard mit versteckter Ironie. „Und von mir verlangen Sie Garantie?“
    „Ja, ein Glied seines Leibes.“
    „Alle Teufel! Welches Glied?“
    „Den Kopf.“
    „Das geht nicht, Monsieur. Es ist mir zu gefährlich, den Kopf eines Gemordeten zu transportieren.“
    „Gut, so bringe die rechte Hand.“
    Der Schmied sann nach.
    „Hm“, sagte er endlich, „das würde weniger gefährlich sein. Eine Hand läßt sich eher verstecken als ein Kopf. Also wenn ich diese Hand bringe und Ihr Portefeuille, so erhalte ich zweitausend Franken?“
    „Sofort!“
    „Gut, ich will mich auf Ihr Edelmannswort verlassen. Wo finde ich Sie, wenn Sie nicht hier sind, Monsieur?“
    „Ich gehe gar nicht aus.“
    „Dann adieu, Monsieur le Marchese.“
    Gerard ließ den Grafen in banger Erwartung zurück und schritt der Cité zu. Sein Gesicht hatte einen außerordentlich pfiffigen Ausdruck, als er vor sich hinmurmelte:
    „Ein Kunststück, ein wahres Kunststück; ich soll einen umbringen, der gar nicht lebt, den es gar nicht gibt. Wie fange ich das an? Pah, für zweitausend Franken wird es fertiggebracht.“
    Indem er die lange Rue de Faubourg St. Denis hinabging, griff er in die Tasche und zog sein Messer heraus, öffnete es und probierte die Schärfe an dem Nagel seines Fingers.
    „Es geht“, dachte er. „Die Schärfe ist gut; sie geht durch die Flechsen und Sehnen wie durch Butter, und der Rücken ist auch stark; die Klinge wird also nicht abbrechen.“
    Nun steckte er das Messer wieder ein und wanderte nach der Morgue. Die Morgue ist ein Haus, in dem die Leichen von Verunglückten oder Selbstmördern aufbewahrt bleiben, um rekognosziert zu werden. Dieses Haus ist jedermann geöffnet.
    Als Gerard den Türschließer stehen sah, sagte er:
    „Ist hier heute ein Mädchen eingeliefert worden, Monsieur?“
    „Ein Mädchen? Wie alt?“
    „Sechzehn Jahre, die Haare sind blond und die Gestalt voll und lang.“
    „Das dürfte stimmen. Suchen Sie ein solches Mädchen?“
    „Leider. Es ist eine Cousine von mir, seit gestern verschwunden.“
    „So gehen Sie hinein. Es ist gerade jetzt kein Mensch zugegen, und ich warte auf jemand. Nehmen Sie sich die Tücher gefälligst selbst hinweg.“
    Das war dem Schmied sehr lieb. Er betrat den schauerlichen Raum, in welchem sechzehn mit weißen Tüchern bedeckte Leichen lagen, lüftete diese Tücher und erblickte bald einen Mann, der seinem Zweck geeignet war. Im Nu hatte er sein Messer gezogen und ebenso schnell löste er der Leiche die rechte Hand vom Arm, steckte rasch die Hand und das Messer in die Tasche und zog den Ärmel des Toten weiter herab, damit man die Amputation so

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