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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Annette befand. Er ließ sich zunächst der Oberin melden und wurde sogleich vorgelassen. Sie erkannte ihn sofort und empfing ihn mit den freundlichen Worten:
    „Siehe da, Monsieur Mason, dem wir den neuen Zögling verdanken!“
    „Ja, Madame“, sagte er. „Verzeihen Sie die Störung.“
    „Ich stehe Ihnen zu Diensten. Was bringen Sie?“
    „Eine bitte, Madame. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß Annette meine kleine Frau werden soll; wie urteilen Sie über sie?“
    „Oh, bis jetzt bin ich mir ihr zufrieden, obgleich ich gestehen muß, daß uns sehr oft der Schmerz bereitet wird, uns in unseren Hoffnungen und in unserem Vertrauen getäuscht zu sehen.“
    „Ich bin gewiß, daß Sie sich in ihr nicht täuschen werden!“
    „Ich wünsche dies von Herzen. Sie kommt mir vor, als ob sie sich wirklich nach einem ordentlichen Leben sehne. Haben Sie auch daran gedacht, was es heißt, ein Weib zu besitzen, das eine solche Vergangenheit hat?“
    „Ich habe mir es sehr reiflich überlegt.“
    „Und lieben Sie Annette genug, um sie später achten zu können?“
    „Gewiß, Madame. Auch ich habe meine Fehler.“
    „Und haben Sie auch daran gedacht, daß Sie beide arm ins Leben treten werden?“
    Gerard lächelte fröhlich und erwiderte:
    „Oh, arm sind wir nicht, Madame; dieses Punktes wegen komme ich ja zu Ihnen. Ich habe nämlich einen kleinen Gewinn gemacht. Ich hatte ein Los in der Dombaulotterie von Besançon und habe so viel gewonnen, als wir brauchen. Ich habe Ihnen auch gesagt, daß ich Paris verlassen will, und dieser Punkt macht mir Sorgen, des Geldes wegen.“
    „Tun Sie es zu einem Bankier.“
    „Dazu habe ich keine Lust.“
    „So geben Sie es einem Verwandten in Aufbewahrung.“
    „Ich habe keinen; und mein Vater ist nicht zuverlässig – der trinkt zuweilen, deshalb komme ich zu Ihnen.“
    „Zu mir –?“
    „Allerdings. Ich dachte, daß Sie vielleicht die Güte haben würden, mir das Geld aufzubewahren, bis ich wiederkomme.“
    Das Gesicht der Oberin wurde noch freundlicher als vorher, und sie erwiderte:
    „Haben Sie denn so viel Vertrauen zu mir?“
    „Gewiß! Ich habe Ihnen ja meine Braut anvertraut, die mir lieber ist als dieses Geld.“
    „Nun, wir wollen sehen. Wie hoch ist die Summe?“
    Gerard griff in die Tasche, trat an den Tisch und zählte ihr das Geld vor. Je weiter er zählte, desto erstaunter wurde ihr Gesicht.
    „Aber, Monsieur Mason, das ist ja ein Reichtum!“ rief sie.
    „Ja“, lachte er, „das wird beinahe langen, um mir eine kleine Schmiede zu kaufen.“
    „Und diese große Summe soll ich Ihnen aufheben?“
    „Gewiß, wenn sie wollen!“
    „Ich will. Ich werde Sie Ihnen so anlegen, daß sie Zinsen bringt.“
    „Das werden Sie tun, wie es Ihnen gefällig ist.“
    „Und vor allen Dingen werde ich Ihnen einen Depositenschein einhändigen.“
    „Ist dies unbedingt nötig? Ich weiß ja, daß Sie mich nicht schädigen werden.“
    „Ja, es ist geschäftlich unbedingt notwendig.“
    „So tun Sie es. Dann habe ich noch eine Bitte. Annette soll von diesem Geld nichts wissen, um sie bei unserer Hochzeit damit überraschen zu können.“
    „Ich bin einverstanden, Monsieur.“
    „Aber Sie wissen, daß auf Reisen manches Unvorhergesehene geschehen kann – auch mir kann so etwas passieren. Sollte ich in drei Monaten noch nicht zurückgekehrt sein, so geben Sie das Geld meiner Braut, und zwar unter der Bedingung, daß sie meinen Vater pflegt.“
    „Sie setzen ein großes Vertrauen auf sie, Monsieur.“
    „Ich kann es; ich weiß das genau.“
    „Gut, so werde ich diesen Punkt auf dem Depositenschein mit bemerken.“
    Sie stellte den Schein aus, den Gerard an sich nahm, und strich dann das Geld zur Aufbewahrung ein. Nachdem er Annette gesehen und von ihr Abschied genommen hatte, ging er zunächst nach der Seine, wo er die Hand unbemerkt in das Wasser warf. Hierauf kaufte er sich eine Livree nebst Wäsche und andere Requisiten und war, ehe die vier Stunden verstrichen waren, wieder bei Alfonzo.
    Dieser hatte sehr bald eingepackt. Sie fuhren nach dem Bahnhof und dampften innerhalb kurzer Zeit von Paris ab. Der Zug, in dem sie sich befanden, nahm für Doktor Sternau und Rosa von Rodriganda eine große Gefahr mit nach Deutschland.

SECHSTES KAPITEL
    Der Geisterwolf
    Es war noch im Winter, aber trotzdem sehr mildes Wetter. Zur Mittagszeit konnte man glauben, sich mitten im Mai zu befinden, und die Abende glichen jenen elegischen Oktoberabenden, die fast noch schöner sind als

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