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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als er sich mit seiner Erkundigung an sie wandte, erfuhr er, daß ihr Retter allerdings jener Doktor Sternau gewesen sei, der jene spanische Dame bei sich gehabt hatte.
    Er sagte von dem Grund seiner Erkundigung nichts und ging zunächst nach Hause, um seinen Vater aufzusuchen, den er ganz ohne Mittel wußte. Er hatte sich vorgenommen, während seines Aufenthaltes in Deutschland in der Weise für den Vater zu sorgen, daß dieser keine Not litt, ohne aber seiner Trunksucht weiter frönen zu können.
    Er traf ihn, auf einer alten Matratze liegend, doch in vollständig nüchternem Zustand, da er keine Mittel gehabt hatte, sich Branntwein zu kaufen, und sein Kredit so erschöpft war, daß kein Budiker ihm mehr borgte.
    „Kommst du endlich!“ grollte der Alte. „Man könnte sterben und verderben.“
    „Wie ich sehe, lebst du noch“, antwortete der Sohn.
    „Aber wie! Hast du Geld?“
    „Hm! Wenig.“
    Der Alte sprang von seinem Lager auf.
    „Gib her!“ sagte er, die vor Begierde zitternde Hand ausstreckend. Gerard griff in die Tasche und gab ihm einen Frank.
    „Eins!“ sagte der Vater mit heiserem Lachen. „Zwei –!“
    Dabei streckte er die Hand abermals aus.
    „Aus zwei wird nichts“, antwortete der Sohn, „weil ich nicht mehr geben kann, als ich selbst habe. Das andere brauche ich für mich.“
    „Halunke!“
    Bei diesem Wort faßte der Vater den Sohn beim Arm und schüttelte ihn.
    „Du schimpfst mich?“ fragte dieser. „Mit welchem Recht?“
    „Du belügst mich, wenn du behauptest, du habest nichts weiter und bist doch reich.“
    „Reich? Wo soll bei mir der Reichtum herkommen?“
    „Pah! Von der Garotte natürlich.“
    „Das Geschäft geht schlecht.“
    „Nein, es geht gut; ich weiß es ganz genau. Du hast einen reichen Italiener garottiert.“
    „Ah“, sagte Gerard überrascht. „Wer sagte das?“
    „Papa Terbillon, der bei mir war.“
    „Welche Seltenheit!“
    „Ja, eine Seltenheit; es konnte sich also nicht um eine Kleinigkeit handeln. Er suchte dich eben dieses Italieners wegen. Er hat dir dieses Mannes wegen zehn Franken gegeben.“
    „Das ist wahr.“
    „Du stehst also in seinem Dienst.“
    „Solange es mir gefällt.“
    „Aber du hast den Italiener garottiert in der Rue de la Poterie.“
    „Donnerwetter!“ meinte Gerard überrascht. „Wer sagte das? Wer will das wissen?“
    „Papa Terbillon. Er weiß das ganz genau.“
    „Pah! Es ist eine Lüge.“
    „Nein, Spitzbube. Der alte Terbillon geht ganz sicher. Er hat es selbst beobachtet. Er war im Theater und in der Weinstube, der Italiener auch und du ebenso.“
    „Das mag sein; er wird sich verkleidet gehabt haben. Aber das beweist noch gar nichts.“
    „Der Beweis ist dennoch da, denn Papa Terbillon ist euch gefolgt und hat gesehen, daß du den Italiener in der Straße de la Poterie niedergeschlagen hast.“
    „So hat er falsch gesehen.“
    „Lüge nicht! Er hat gute Augen und wird dich in das Verderben bringen.“
    „Das wollen wir abwarten.“
    „Er hat mir anbefohlen, daß du sofort zu ihm kommen sollst.“
    „Ich werde zu ihm gehen, sobald es mir beliebt. Übrigens habe ich jetzt keine Zeit dazu; ich muß nach Italien verreisen, wohin ich als Diener eben dieses Mannes gehe, den ich garottieren sollte.“
    „Alle Teufel!“
    „Das beweist doch zur Genüge, daß ich ihn nicht garottiert habe. Ich werde Papa Terbillon seine zehn Franken zurückerstatten, dann kann er mir nicht sagen, daß ich ihn betrogen habe.“
    „Gib sie mir, ich werde sie ihm bringen.“
    „Hopp, Alter, das werde ich bleibenlassen, weil du das Geld für dich verwenden würdest.“
    „Donner und Doria! Hältst du mich für einen Spitzbuben?“
    „Ja, ganz gewiß“, lachte Gerard. „Ich habe Erfahrung genug, um zu wissen, was du bist.“
    „Halunke!“ rief der Alte. „Und das will mein eigener Sohn sein; wie kommt denn der Kavalier gerade auf dich?“
    „Ich habe mich gemeldet.“
    „Bist du des Teufels! Jetzt bist du dein eigener Herr, dann aber ein Diener, ein Sklave.“
    „Ich will aufhören, ein Verbrecher zu sein.“
    „Ah! Und was wird aus mir? Erst hast du mir Annette genommen, und nun gehst du selbst fort. Wovon soll ich leben?“
    „Arbeite!“
    „Bist du verrückt?“
    „Nein. Hast du früher nicht auch gearbeitet?“
    „Das war anders; da lebte deine Mutter noch; da war ich jung und kräftig – und –“
    Er stockte.
    „Und hattest dich dem Branntwein noch nicht ergeben“, fügte Gerard hinzu.
    „Hm, du

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