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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich.“
    „Das ist etwas anderes, du bist jung. Wohin gehst du jetzt?“
    „Zum Wirt und zur Mutter Merveille.“
    „Darf ich gleich mit?“
    „Hm, ja; es ist besser, du hörst, was ich mit ihr bespreche. Komm.“
    Sie gingen zum Besitzer des Hauses, um die Miete zu bezahlen, und suchten darauf die Restauration der Mutter Merveille auf, wo Gerard den Vater als Tischgast anmeldete und den Betrag zweier Monate sofort pränumerando entrichtete. Am späten Abend suchte dann Gerard einen jener alten, kleinen, aber wohl renommierten Gasthöfe auf, in denen man gut, wenn auch einfach und billig wohnt, und ließ sich ein Zimmer geben. In demselben saß er die ganze Nacht und schrieb das Notizbuch des Grafen ab. Außerdem kopierte er noch eine einzelne Seite desselben.
    Mit dieser begab er sich am Morgen zu einem Buchhändler, um zu fragen, welche Sprache dies sei. Er erfuhr, daß es Spanisch sei, und wußte also nun, was er zu tun hatte.
    Gerard ging dann nach der Rue de St. Quentin, um den Grafen aufzusuchen. Er fand diesen, mit großer Ungeduld seiner wartend.
    „Nun, wie steht es?“ fragte der Graf.
    „Leidlich, vielleicht auch gut“, antwortete Gerard.
    „Was soll dies heißen?“
    „Es soll heißen, daß ich das Buch gesehen habe, aber nicht weiß, ob Sie es bekommen werden, weil Ihnen der Preis zu hoch sein wird; er verlangt tausend Franken und sagte, daß er keinen Sou herablassen würde.“
    „Dieser Schuft! Warum verlangt er eine solche Summe? Das Buch hat ja keinen Wert für ihn!“
    „Er sagte, es habe desto mehr Wert für die Polizei.“
    Der Graf verfärbte sich.
    „Warum?“ fragte er.
    „Er hat mir gar nichts Ausführliches darüber mitteilen wollen.“
    „So handelt es sich vielleicht um eine andere Brieftasche. Die meinige hat wohl Wert für mich, aber nicht das mindeste Interesse für die Polizei.“
    „Das kommt wohl auf eine Probe an. Er hat eine Seite des Notizbuches abgeschrieben und mir die Abschrift mitgegeben.“
    „Ah! Zeige her!“
    Gerard nahm das Blatt heraus und zeigte es dem Grafen. Dieser las es und sagte dann:
    „Es stimmt; es ist mein Portefeuille. Hast du diese Zeilen gelesen?“
    „Nein; ich verstehe nicht Spanisch.“
    „Donnerwetter, aber du weißt, daß es Spanisch ist!“
    „Er sagte es mir, da er Spanisch versteht.“
    „Wirklich?“ fragte der Graf erbleichend.
    „Ja; er hat in Spanien als Kaufmann konditioniert.“
    „Alle Teufel! Das ist verdammt unangenehm!“
    Alfonzo zerknitterte das Papier in der geballten Faust und trat an das Fenster. Seine Mienen bewegten sich in der Reihenfolge der Gedanken und Gefühle, die über sein Gesicht gingen.
    „Wie heißt er?“ fragte er, sich endlich wieder umdrehend.
    „Das kann ich nicht sagen, denn ein Kamerad verrät den anderen nicht. Gute Kameraden sind sich nie im Weg.“
    „Aber einem anderen?“ fragte der Graf mit eigentümlicher Betonung.
    Gerard verstand ihn sofort, tat aber so, als ob er ihn nicht begriffen habe.
    „Das geht mich nichts an“, sagte er.
    „Aber, wenn er nun mir im Weg wäre und du tausend Franken erhieltest, wenn –“
    Erst jetzt warf Gerard dem Grafen einen verständnisvollen Blick zu und fragte:
    „Dieser Mann, der Ihr Taschenbuch in der Hand hat, ist Ihnen im Weg?“
    „Ja, und zwar dieses Taschenbuchs wegen.“
    „So enthält es Dinge, die Ihnen schaden können, und mein Kamerad hat recht gehabt, als er von der Polizei sprach –“
    „Hm, ja, vielleicht. Ich denke, daß ich dir mein Vertrauen schenken darf!“
    „Ganz gewiß, Monsieur. Mein Kamerad hat Ihr Notizbuch durchgelesen.“
    „Ich kann es mir denken. Also dir hat er nur wenig davon gesagt? Sei aufrichtig!“
    „Er sagte, wenn das Buch Ihnen gehöre, so könnten Sie unmöglich der Marchese d'Acrozza sein.“
    „Wer sonst?“
    „Das sagte er nicht.“
    „Ah“, meinte der Graf mit einem Atemzug der Erleichterung, „er ist verschwiegen gewesen.“
    „Ferner sagte er, daß Sie aus Spanien kommen.“
    „Sagte er weiter gar nichts?“
    „Kein Wort.“
    „Und tausend Franken will er dafür? Das stellt mich aber nicht sicher. Jetzt zahle ich die Summe, und später plaudert er dennoch.“
    „Er wird mir Verschwiegenheit geloben müssen!“
    „Das ist noch keine Bürgschaft. Kann ich ihn einmal sehen?“
    „Nein, er hat es verboten.“
    „Dann kenne ich nur ein Mittel, mir Sicherheit zu verschaffen, und dies ist sein Tod.“
    „Alle Teufel! Er wird keine Lust haben, Ihnen zuliebe zu sterben!“
    „Ich glaube

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