43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
weiteres von ihr nicht forderst, so bist du trotzdem nach der Sitte dieser Gegend ihr Mann. Du hast ihr versprochen, sie zu deiner Frau zu machen?“
„Ja.“
„Wann hat sie dir das Geheimnis verraten?“ war die fernere Frage des Indianers.
„Gestern abend“, lautete die Antwort.
„Bist du allein hier?“
„Nein, ich bin von achtzehn Mexikanern begleitet.“
„Ah, sie sollten dir helfen, diese Schätze fortzuschaffen, und du hast ihnen das Geheimnis mitgeteilt?“
„Sie wissen nicht, was sie transportieren sollen, und kennen auch die Höhle nicht.“
„Wo sind sie?“
„Sie halten eine Strecke von hier, deren Entfernung unbedeutend ist.“
„Gut. Dieser Mann bleibt jetzt liegen; du aber wirst mir folgen. Ich fessele dich nicht, denn du kannst mir nicht entgehen. Du bist ein Wurm, den ich mit einem einzigen Griff zermalme. Komm und folge mir!“
„Was wirst du mit mir tun?“ fragte Alfonzo voller Angst.
„Das wirst du erfahren.“
„Töte mich lieber gleich hier!“
„Pah! Du hast die Tochter der Mixtekas getäuscht! Du wirst das sühnen müssen.“
„Wodurch?“
„Dadurch, daß du sie zu deinem Weib machst.“
„Oh, das werde ich tun!“ rief Alfonzo schnell.
„Ah“, lachte der Indianer grimmig. „Du hältst dich für gerettet! Täusche dich nicht. Du wirst Karja zum Weib nehmen; sie wird Gräfin de Rodriganda de Sevilla werden; aber du wirst sie nicht anrühren dürfen. Komm und folge mir!“
Er faßte ihn beim Arm und zog ihn nach dem Ausgang. Dort ging er mit ihm in das Wasser und schob ihn, ohne die Faust von ihm zu lassen, an das Tageslicht.
Es war, als ob durch das erneute Wasserbad und durch den Eindruck des Morgenlichtes der Bann von Alfonzo vertrieben werde. Er atmete tief und erleichtert auf und fragte sich im stillen, ob er nicht vielleicht doch noch Hoffnung hegen dürfe.
„Wo ist dein Pferd?“ fragte ‚Büffelstirn‘.
„Dort rechts hängt es an einem Eisenbaum.“
„Und wo sind die Mexikaner?“
„Hinter jenem Hügel zurück.“
„So komm zu deinem Pferd!“
Er schritt mit ihm dem Ort zu, welchen Alfonzo angedeutet hatte. Kaum jedoch waren sie zwischen den Büschen hervorgetreten, so erblickten sie die Mexikaner, welche kaum dreißig Schritte entfernt von ihren Pferden hielten.
„Hund, du hast mich belogen!“ rief der Indianer, indem er ihn beim Hals packte.
„Zu Hilfe!“ schrie Alfonzo, der sich loszumachen versuchte.
„Hier hast du Hilfe!“ antwortete der Indianer.
Er schlug ihm die Faust auf den Kopf, daß er zusammenbrach, sah sich aber auch bereits von den Mexikanern umringt, welche allerdings noch nicht zu den Waffen griffen, weil sie überzeugt waren, daß dieser Mann ihnen gar nicht entgehen könne.
Darin hatten sie sich nun freilich getäuscht. Er hatte seine Schußwaffen beim Pferd gelassen, weil sie durch das Wasser gelitten haben würden, aber er hatte sein gutes Messer im Gürtel. Mit einem blitzschnellen Sprung saß er hinter dem Anführer auf dessen Pferd, zog sein Messer und stieß es ihm in die Brust. Im nächsten Augenblick flog er von dannen, aber nicht in die Gegend der Hacienda zu. Er durfte den Berg des Geheimnisses nicht verlassen, um die Höhle nicht preiszugeben. Darum sprengte er geradewegs der kleinen Schlucht zu, in welcher die beiden Pferde standen. Sie bot ihm eine Festung, in welcher er vor den Feinden sicher war.
Die Mexikaner hielten da, einige Augenblicke ganz perplex über den unvermuteten und so erfolgreichen Angriff auf ihren Anführer; dann aber erhoben sie ein wildes Geheul und sprengten hinter dem Flüchtigen her. Das war ein unverzeihlicher Fehler von ihnen. Hätten sie in ruhiger Haltung nach ihren Gewehren gegriffen, so konnte er ihren Kugeln nicht entgehen, nun aber schossen sie zwar ihre Gewehre ab, aber sie konnten im Galoppieren nicht sicher zielen, und so gingen die Schüsse verloren.
Da sahen sie, daß sich der Indianer plötzlich vom Pferd warf und links in die Büsche eindrang, während er das Tier laufenließ.
„Hurra, ihm nach! Rächt den Capitano!“
So riefen die Mexikaner. Auch sie sprangen von den Pferden und stürmten auf die Büsche zu, hinter denen der Cibolero verschwunden war. Kaum aber hatten die Vordersten ihren Fuß zwischen die Sträucher gesetzt, so krachte ihnen ein Schuß entgegen, noch einer, ein dritter und vierter – vier Männer lagen tot am Boden. Die anderen wichen schnell zurück.
„Verdammt!“ rief einer. „Er hat hier Gewehre gehabt!“
„Hinein,
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