Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
ihren Füßen verrieten.
    Der Edelmann musterte mich berechnend.
    »Wie heißt du, mein Freund?«
    »Drajak«, sagte ich freundlich. »Und du?«
    Sein Diener holte erschrocken Luft.
    In vielen Teilen des kregischen Kontinents Paz ist Notor die gebräuchliche Anrede für einen Adligen. Ich hatte mich in der letzten Zeit genug vor Adligen ducken müssen und dachte nicht daran, schon wieder damit anzufangen. Auf mich warteten dringende Angelegenheiten – ich mußte Fweygo und den anderen folgen und auf die Gütigen Geister von Uttar Soblime vertrauen, daß sie nicht alle getötet worden waren.
    Er runzelte einen Augenblick lang die Stirn, dann entspannte das unbeschwerte, amüsierte Lachen die Situation – zumindest was ihn und seinen Diener betraf. Mir war völlig egal, wer er war. Ich wollte weiter.
    »Ich bin Amak Dagert – Dagert von Paylen. Lahal.«
    »Lahal. Wenn du mich nun entschuldigst, ich habe ...«
    Er hatte ein gelbes Tuch unter dem kurzen Umhang hervorgeholt, den er über der Rüstung trug, und reinigte damit das Schwert. Dann faltete er das Tuch wieder zusammen und steckte es mit den gezierten Bewegungen eines Höflings zurück. Seine Stimme klang wie geölter Stahl, der aus der Schwertscheide gezogen wird.
    »Ich glaube, Drajak, du wirst deine Pläne ändern müssen.«
    Ich drehte mich gleichmütig um und folgte seinem Blick. Eine ganze Horde Piraten kam auf uns zu. Sie trugen Fackeln, da der Regen mittlerweile aufgehört hatte, und das grelle Licht wurde von den feuchten Häuserwänden und dem Kopfsteinpflaster zurückgeworfen, während es das dunkle Blut zu unseren Füßen mit einem rötlichen Schimmer versah.
    Die beiden Leibwächter standen reglos da und starrten Dagert von Paylen an. Ihre Augen schimmerten wie Kieselsteine. Der Diener des Amaks zitterte. Er befeuchtete sich die Lippen und fingerte nervös an seinem Kurzschwert herum.
    Ich sah mich nach einer anderen, schätzungsweise besseren Waffe um.
    Dagert gab wieder dieses leise, amüsierte Lachen von sich; es war fast schon ein selbstzufriedenes Kichern. Er sah über die Schulter. Dort führte eine Straße in eine Dunkelheit, die wesentlich undurchdringlicher war als die Finsternis in der gegenüberliegenden Gasse. Ich hob ein Schwert auf, das anscheinend von einer besseren Qualität als die beiden eben benutzten Waffen war, und dabei wurde ich den Eindruck nicht los, daß dieser Dagert von Paylen seinen Diener absichtlich quälte. Er ließ den armen Teufel schwitzen. Nun, das ging nur die beiden etwas an.
    »Notor ...« Die feuchten Lippen des Dieners schimmerten, als er erneut darüberleckte.
    »Oh, mittlerweile kennst du mich doch, Palfrey. Nur wenn die Chancen richtig stehen – sonst nicht. Es war nett, dich kennenzulernen, Drajak, und ich danke dir noch einmal. Nun ist die Zeit zum Rückzug gekommen.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und lief geschmeidig in die Gasse.
    Er hatte recht; und ob er recht hatte, bei Krun!
    Ein Merkmal von Dagert von Paylen, das im Gedächtnis haften blieb, waren seine Augen. Sie waren dunkel und unergründlich. Was er sagte, war eine Sache; was er dachte, eine gänzlich andere.
    Es hatte keinen Sinn, hier noch länger zu verweilen. Meine Pflicht lag bei den Schützlingen, die die Herren der Sterne in meine Obhut übergeben hatten. Ich folgte Amak Dagert eilig in die Schatten der Gasse.
    Nun stellte sich das Problem, Amintin zu verlassen. Ich mußte die Stadtmauer überwinden, und zwar an einer Stelle, die leicht zu erklimmen war und sich vorzugsweise weder im Blickfeld der Städter noch der Piraten befand. Die Wolken trieben weiter, und wenn sich der Himmel noch mehr aufklärte, würden viele der schützenden Schatten verschwinden.
    Die Piraten waren nicht nur über den Teil der Stadtmauer gekommen, die am Fluß lag, und nun hatten sie sich im ganzen Ort festgesetzt. Der unheilverkündende Lärm ließ nicht nach. Brände flackerten unter den sich auflösenden Wolken. Menschen liefen ziellos umher, verzweifelt auf der Suche nach Schutz. Es schien völlig nebensächlich zu sein, was die Wache von Amintin unternahm oder der befehlshabende Stadthalter anordnete. In dieser schrecklichen Nacht waren die Piraten die Herren von Amintin, und sie taten, was ihnen gefiel.
    Die mir am nächsten befindliche Stadtmauer war vermutlich im Osten. Ich mußte mich mehr als einmal in die Einmündung einer Gasse ducken, um plündernden Mörderhorden aus dem Weg zu gehen. Sie hatten schnell und plötzlich die Oberhand

Weitere Kostenlose Bücher