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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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auf. Diese Ruinen würden einen Unterschlupf bieten. Das heißt, falls ich es mir überhaupt leisten konnte, dort eine Rast einzulegen, statt meiner Pflicht unverzüglich nachzukommen.
    Aber davon einmal abgesehen, was in einer Herrelldrinischen Hölle führte dieser Stutzer Dagert von Paylen eigentlich im Schilde, daß er seinen Flieger in einer Ruine verbarg, um sich dann zu Fuß in Amintin einzuschleichen? Eigentlich konnte man das mit der Art und Weise vergleichen, mit der die Herren der Sterne mich in der Stadt abgesetzt hatten. Und dann – Ruinen! Wir gingen mittlerweile in südlicher Richtung am Flußufer entlang, und zwar auf den Feuerschein zu. Die Umgebung sah verwildert aus. Es ist eine seltsame Sache mit alten Gebäuden: den Engländern wird nachgesagt, sie würden sie umbauen und neue Flügel hinzufügen. Die Amerikaner reißen sie kurzerhand ab und bauen sie neu und größer, und die Iren geben sie einfach auf und errichten ein Stück weiter die Straße entlang ein neues Gebäude. Soweit ich wußte, befand ich mich hier in einem uralten, geheimnisumwitterten Land, dem Einwanderer eine neue bauliche Kultur aufgezwungen hatten. Ein erfahrener Abenteurer sieht Ruinen mit gemischten Gefühlen entgegen, wobei zwei Gedanken absoluten Vorrang haben. Erstens: die aufregende Aussicht auf mögliche Reichtümer. Zweitens: die mögliche Konfrontation mit Gefahr und Tod.
    Palfrey hatte die paar Bäume als Wald bezeichnet. Dagert hatte seinen Voller lieber in einem verfallenen Gebäude statt zwischen den Bäumen versteckt. Daraus konnte man schließen, daß sie möglicherweise Stadtmenschen waren.
    Wie Opaz in der Gestalt von Whetti-Orbium verfügt hatte, fing es in dem Moment an zu regnen, in dem wir die von Pflanzen überwucherte Ruine erreichten. Es war schwer zu sagen, was sie in besseren Tagen dargestellt hatte: ein Kloster, ein Schloß, eine befestigte Villa. Es handelte sich um eine Reihe von Gebäuden von beträchtlichem Ausmaß, die an einem Abhang errichtet worden waren, der zum Flußufer hinunterführte. Der Regen prasselte gegen die uralten Steinquader. Der Weg war schlammig. Ich hoffte, daß der Wolkenbruch das flammende Sterben Amintins beenden würde.
    Dagert von Paylen zögerte nicht. Er ging zwischen verfallenen Säulen hindurch und betrat einen halb im Dunkeln liegenden Hof. Zerborstene Pflastersteine umgaben eine Struktur, die einst ein Springbrunnen gewesen sein mußte. Ringsum ragten niedrige, scharfkantige Mauern in die Höhe. Es gab keine Dächer mehr. In jedem Spalt wuchsen widerstandsfähige hellrote und tiefgrüne Disteln und helle Brennesseln. Vor uns befand sich ein Torbogen aus zerbröckelnden Steinen, der in eine undurchdringliche Finsternis führte. Also mußte dieser Teil des Gebäudes noch überdacht sein.
    »Hol ihn, Palfrey«, sagte Dagert leise.
    »Ja, Notor.«
    Palfrey überquerte den Hof. Merkwürdigerweise schien es ihm überhaupt nichts auszumachen, bei Nacht durch unheilvolle Ruinen zu gehen; dabei hatte er sich zwischen den Bäumen doch so vor Geistern gefürchtet. Eigentlich hätte man annehmen sollen, daß ihm in finsteren Ruinen unwohl zumute war; dabei spielte es keine Rolle, wie sehr er an die Straßen einer Stadt gewöhnt war.
    Der allgegenwärtige Geruch nach feuchten Pflanzen konnte nicht verhindern, daß mir der durchdringende Gestank nach Weihrauch in die Nase stieg, noch bevor ich den monotonen Singsang hörte. Palfrey blieb wie vom Blitz getroffen stehen.
    Dagert griff nach dem Rapier.
    Palfrey drehte sich halb um, und das Weiß seiner aufgerissenen Augen hob sich von dem im Schatten liegenden Gesicht ab.
    »Hierher!« Dagerts Stimme klang wie Seide, die raschelnd über eine Schwertklinge gezogen wurde. Er deutete auf die Hausruine zu unserer Rechten.
    Die beiden Leibwächter, die sich leise und mit der Geschmeidigkeit von Stoffpuppen bewegten, verschwanden in den Schatten, während Dagert seinen Diener hinter sich her zerrte. Hier konnten wir alles beobachten, während man uns nicht sehen konnte. Ich sah Palfrey an. Der arme Kerl; seine Angst vor den Geistern des Waldes war durch die plötzliche Angst vor diesen Ruinen ersetzt worden.
    Der Weihrauchgestank nahm trotz des niedergehenden Regens zu. Der leise, monotone und hypnotische Singsang wurde lauter.
    Eine Prozession schälte sich aus der Finsternis. Fackelschein flackerte rot über die zerstörten Mauern und die zerborstenen Steinplatten des Hofes. Vermummte Gestalten erschienen, die mit gesenkten Köpfen

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