44 - Die Intrige von Antares
Unsinn?«
»Eines solltest du unbedingt wissen, Kov«, sagte Elten Larghos mit stählerner Stimme. »Falls du den Versuch unternehmen solltest, diesen Ehrenmann zu verletzen, werde ich dich töten, und zwar sofort und ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.«
Brannomar sah ihn an, und es war ziemlich offensichtlich, daß er Larghos noch nie in diesem bedrohlichen Tonfall hatte sprechen hören.
»Immer mit der Ruhe«, sagte ich. »Lahal, Larghos. Für Freunde gibt es keinen Grund, gegeneinander zu kämpfen.«
»Majister!« stotterte Brannomar. »Was zum Teufel geht hier vor?«
»Hyr Kov Brannomar«, sagte Elten Larghos in seinem normalen diplomatischen Tonfall, »du hast die Ehre, dich in Gegenwart von Dray Prescot aufzuhalten.«
Brannomar öffnete den Mund, schloß ihn wieder, ging mit dem Schwert zu seinem Sessel und setzte sich. Nun ja, eigentlich ließ er sich hineinfallen. »Dray Prescot! Herrscher von Vallia!« Und dann wurde ihm natürlich plötzlich das Ausmaß des Desasters bewußt, das seine Pläne zunichte gemacht hatte, wie er nun glaubte. »Du hast alles gehört!«
Larghos ignorierte den Kov und fragte: »Alles in Ordnung, Majister?« Er musterte meine staubige Kleidung und die Spinnweben in meinem Haar. Da es auf Paz unzählige Bücher, Bühnenaufführungen und Puppenspiele über Dray Prescot gibt, in denen er ununterbrochen mit rotem Lendenschurz und Krozairschwert in der Faust in ganz Kregen unterwegs ist, überrascht es kaum jemanden, wenn ich unvermutet an den entlegensten Orten auftauche – so wie in diesem Augenblick. Nach dem ersten Schreck wunderte sich Larghos überhaupt nicht mehr über meine Anwesenheit; ihn interessierte angesichts meines beklagenswerten Zustands nur die Frage, ob mit mir alles in Ordnung war.
»Alles bestens, danke, Larghos. Ich glaube, wir sind dem guten Kov hier ein paar Erklärungen schuldig.«
Betrachtete man die ganze Situation einmal von einem objektiven Standpunkt aus – was natürlich unmöglich war –, erschien sie natürlich völlig unwirklich. Hier war ein großer und mächtiger Adeliger, der nichts Böses ahnend in seinem Gemach in seinem Palast saß und plötzlich mit einer staubigen und mit Spinnweben behangenen Gestalt konfrontiert wird, die sich aus der Wand auf ihn stürzt. Dann entpuppt sich dieser Wahnsinnige als der frühere Herrscher des Landes, mit dem der gute Kov so verzweifelt ein Bündnis schließen will. Kein Wunder, daß Brannomar plötzlich so verhärmt aussah.
Der vallianische Konsul in Tolindrin sah mich mit einem schiefen Lächeln an. »Aye, Majister. Ich bin nur gekommen, um ein paar lose Enden zu verknüpfen, die es noch in dem Abkommen gibt. Doch jetzt werde ich wohl noch eine ganze Menge mehr wissen müssen, bevor ich im Namen von Herrscher Drak und Herrscherin Silda und Vallia unterzeichne.«
»Allerdings, und das gilt auch für mich. In Oxonium werden Intrigen geschmiedet. Über einiges weiß ich Bescheid, und vieles kann ich mir denken. Das meiste ist ziemlich offensichtlich. Doch es gibt noch ein oder zwei Dinge von außerordentlichem Interesse.« Ich wandte mich direkt an die Gestalt, die zusammengesunken am Tisch hockte. »Brannomar! Reiß dich zusammen, Mann!«
»Dray Prescot!« flüsterte er wieder, halb im Selbstgespräch. Natürlich hatte er die Bücher über diesen wilden Teufelskerl Dray Prescot gelesen!
Larghos verhielt sich in seiner Funktion als Konsul recht diplomatisch und goß dem Kov ein Glas Parclear ein. Brannomar nahm es, trank und stellte das Glas direkt vor sich hin. Er sah auf. Man konnte zusehen, wie er zu seiner Selbstbeherrschung zurückfand. Ein Teil jener harten Entschlossenheit kehrte zurück.
»Ich glaube dir, daß du Dray Prescot bist. Du weißt nun, wie wichtig das Abkommen für uns ist. Ich stehe im Dienste Tolindrins. Ich könnte die Wachen herbeirufen, und man würde weder von dir noch von dem vallianischen Konsul jemals wieder etwas hören ...«
Elten Larghos machte sich nicht die Mühe, Rapier oder Main-Gauche zu ziehen. »Aber du würdest der erste Tote sein, Kov«, sagte er beiläufig.
»Was soll diese Prahlerei, Elten? Glaubst du etwa, ich würde, anders als du, vorher überlegen, welchen Preis ich für meinen Dienst an König und Vaterland zu bezahlen habe?«
Ich seufzte. »Ich könnte jetzt etwas zu trinken gebrauchen, Brannomar. Außerdem ist dein König tot.«
Sein Kopf fuhr in die Höhe. Dann bleckte er die Zähne. »Du hast uns zugehört. Es war nicht schwer zu verstehen,
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