44 - Die Intrige von Antares
auf uns allen. Larghos räusperte sich und sagte: »Dann wird das Abkommen zwischen Vallia und Tolindrin nicht Zustandekommen.«
Brannomar schaute müde auf; die Narbe war fast unsichtbar. »So scheint es. Doch ich bitte dich inständig, dir das noch einmal zu überlegen ...«
»Das ist nicht meine Entscheidung«, sagte ich. »Vallia wird dank Opaz nun von meinem Sohn Drak und seiner Gemahlin Silda geführt. Aber sie sind vernünftige Menschen.«
Larghos nickte ernst. »Sollte in Tolindrin ein Bürgerkrieg ausbrechen, kann Vallia nicht davon ausgehen, viel Baltrixe, Seide oder Schweber geliefert zu bekommen.«
»Und wir brauchen neben anderen Handelsgütern dringend gute vallianische Waffen.« Der Hyr Kov breitete wieder die Hände aus.
»Und da gibt es noch einen anderen häßlichen Aspekt bei der ganzen Angelegenheit«, sagte ich scharf, da ich bei dem Thema in Wut geriet. »Zusätzlich zu dem Diebstahl von Kordens Schwert hat es Anschläge auf Prinzessin Nandisha und ihre Kinder und auf Prinz Tomendishto gegeben. Opaz allein weiß, wie sie es bis jetzt geschafft haben, dem Tod zu entkommen.«
Diese Information schien Brannomar aufzurütteln. Er stand auf. »Ich versichere dir, Majister, daß die Dinge in Tolindrin gewöhnlich nicht auf diese Weise geregelt werden. Zumindest nicht in den Tagen des greisen Königs.«
»Doch nun ist es an der Tagesordnung.« Unter Larghos' diplomatischer Art kam jetzt der vallianische Kämpfer zum Vorschein. »Das Vertrauen ist dahin.«
Ich erinnerte mich an die Schwierigkeiten, die die arme Nandisha und ihre Kinder hatten durchmachen müssen. Soweit es die Herren der Sterne anging, hatte meine unmittelbare Sorge nicht ihnen zu gelten. Trotzdem ... »Ich habe keinen Zweifel, daß es Khon der Mak oder Ortyg wieder versuchen werden. Mir würde es gefallen, wenn ihre Pläne durch die Bemühungen dem Reich treu ergebener Tolindriner zunichte gemacht würden. Was nun die Thronfolge angeht, wäre es nicht schlecht, wenn Nandishas Zwillinge – also der Junge – zum Thronfolger benannt würde und du bis zu seiner Volljährigkeit die Regentschaft übernähmest, Brannomar.«
»Allein der König darf den Nachfolger bestimmen.«
»Ja, aber ...«
»So ist das nun einmal, Majister. Wenn wir das Testament nicht finden, wird der Thronerbe durch einen Krieg bestimmt werden.«
Bei den verlausten Haaren und wurmzerfressenen Eingeweiden Makki-Grodnos! Am liebsten hätte ich mich meiner Verpflichtung den Numim-Zwillingen gegenüber, mit deren Schutz Fweygo und ich beauftragt worden waren, entledigt und wäre dann schnurstracks nach Esser Rarioch geeilt, in die Heimat. Diese ganzen Ränke ließen meinen Kopf dröhnen.
Die Erwähnung des Testaments ließ Brannomar nicht zur Ruhe kommen. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn wir bloß das Testament finden könnten! Strom Korden muß es gut versteckt haben. Es befand sich nicht im Schwert. Also, wo in Tolaars Namen ist es dann?«
Elten Larghos trat vor. Er war Angehöriger der vallianischen Befreiungsarmee gewesen, ein Freiheitskämpfer in der Zeit der Unruhen. Jetzt war er Diplomat. Seine Gedanken bewegten sich nun in anderen Bahnen. »Majister«, sagte er leise. »Du warst dabei. Was hat Strom Korden zu dir gesagt? Ich möchte den genauen Wortlaut wissen.«
Ich rief mir den schrecklichen Anblick auf der Landstraße nach Amintin zurück ins Gedächtnis. Die erschlagenen Männer, die Mädchenleichen, das Blut und der Gestank. Und die junge Tiri, die sich zitternd hinter der Kutsche verbarg. Was hatte der Sterbende gesagt?
»Es war nur schwer zu verstehen. Sein Mund war voller Blut. Er sagte: ›Strom Korden. Lahal. Nimm das Schwert und übergib es Hyr Kov Brannomar. Schwöre es im Namen Cymbaros des Gerechten.‹«
»Das war alles, Majister?« hakte Larghos nach.
»Aye, Larghos. Das war alles. Einige der Worte hat er in dem verzweifelten Drang wiederholt, seinen Auftrag doch noch zu erledigen.«
»Nimm das Schwert und übergib es Hyr Kov Brannomar.«
»Das waren seine Worte. Und genau das habe ich nach ein paar Umwegen getan.«
»Und er lag die ganze Zeit über im Sterben? Konnte immer nur ein paar Worte sagen?«
»Genau.«
Und da begriff ich auf einmal. O ja, im nachhinein ist es immer ganz leicht. Im nachhinein versteht man immer mit erstaunlicher Klarheit, was einem die ganze Zeit über verborgen geblieben war. Zweifellos ringen Sie, die Sie sich meine Erzählung angehört haben, während sich die Spulen der
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