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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pyramide aussieht.“
    „Führen Sie mich zu dem Schreibtisch.“
    Die Alte führte ihn nach dem Wohnzimmer Verdojas. Dort stand ein sehr alter Schreibtisch, welchen mit dem Messer zu öffnen Sternau Mühe hatte. Endlich sprang der Kasten auf, und nun fand Sternau wirklich einen Plan, der sich auf das Innere der Pyramide beziehen mußte.
    „Aber was wird Señor Verdoja sagen, wenn er sieht, daß der Tisch aufgesprengt worden ist!“ sagte die Alte ängstlich.
    „Habt keine Sorge“, antwortete Sternau. „Er wird nichts merken, denn er kehrt gar nicht zurück, die Apachen werden ihn töten. Und übrigens werde ich die Hacienda jetzt anbrennen.“
    „Anbrennen? – O heilige Madonna! Was habe ich Euch denn getan, daß Ihr mich Ärmste unglücklich machen wollt?“
    „Verdoja hat es verdient.“
    „Aber ich nicht! Wenn er wirklich tot ist, so bin ja ich die Erbin!“
    Das machte Sternau zur Milde gestimmt. Die Alte bat und flehte, ihr Geschrei rief die anderen Frauenzimmer herbei, und als sie hörten, um was es sich handle, so fielen sie ihm zu Füßen und baten mit Tränen, daß er barmherzig sein möge. Er willigte endlich ein.
    Er steckte den Plan als einen jetzt köstlichen Schatz in die Tasche und gebot dann seinen Apachen, aufzubrechen. Sie waren unterdessen nicht müßig gewesen und hatten den Pferden der Dragoner auch noch Verschiedenes aufgeladen. Die Tiere brachen fast unter ihrer Last zusammen.
    Der Zug setzte sich in Bewegung. Alle Männer gingen zu Fuß, und ein jeder führte sein beladenes Pferd. Die Dragoner waren so gefesselt, daß sie zwar ihre Pferde führen, aber nicht entfliehen konnten. Von den Vaqueros ließ sich keiner sehen. Erst waren sie Zeugen des unglücklichen Kampfes gewesen, dann waren sie zu ihren Herden zurückgekehrt, und jetzt, als sie die Apachen erblickten, versteckten sie sich, so gut es gehen wollte.
    Als die lange Karawane die Pyramide erreichte, war die Überraschung eine ganz bedeutende. Sternau hatte alle verschont gebliebenen Dragoner zu Gefangenen gemacht und eine Beute gebracht, welche ihnen das Lagerleben erleichterte und sie an Proviant und Munition so bereicherte, daß sie eine förmliche Belagerung hätten aushalten können. Sein Lob erklang aus aller Munde; das Beste aber, was er mitgebracht hatte, waren Hacken und Brechstangen, welche er vielleicht zu gebrauchen glaubte.
    Die Vorräte wurden aufgespeichert, die Gefangenen unter gute Bewachung gestellt und dann Kundschafter ausgesendet, um etwa anrückende Feinde sofort zu melden.
    Nun erst nahm Sternau sich Zeit, die Karte zu studieren.
    Sie war sehr deutlich gezeichnet. Das Innere der Pyramide bestand aus drei Stockwerken, deren Mitte der tiefe, viereckige Brunnen bildete. Konzentrisch zu diesem Brunnen liefen Gänge, welche durch Quergänge verbunden waren, und nach den Ecken zu waren Zellen angebracht. Die Pyramide hatte unten an ihrem Fuß vier Eingänge gehabt, an der Mitte einer jeden Seite einen.
    Jetzt handelte es sich darum, einen dieser Eingänge, die jetzt jedenfalls vermauert waren, zu finden. Sternau teilte den anderen den Plan des Bauwerkes mit, und dann begab man sich auf die Suche. Es fand sich nichts, bis Sternau auf den Gedanken kam, die genaue Mitte der Seite abzumessen.
    Als diese gefunden war, kam man an einen Felsen, der eigentümlich zerrissen war. Sternau untersuchte ihn und verzweifelte bereits, als er sich niederkniete und an dem Stein zu schieben versuchte – er bewegte sich. Da sprang er auf, leichenblaß vor Freude.
    „Ich hab's!“ rief er.
    „Ist's möglich?“ fragte ‚Donnerpfeil‘.
    „Ja. Hier ist der Eingang; ich habe es gefühlt.“
    „Wo? Wo? Rasch! Rasch!“
    „Man muß diesen Mittelstein nach innen schieben.“
    Sofort kniete ‚Donnerpfeil‘ nieder und schob aus Leibeskräften. Der Stein wich nach innen, und es waren die steinernen Rollen zu sehen, auf denen er lief.
    „O mein Gott, dir sei Dank!“ rief ‚Donnerpfeil‘, indem er auf den Knien liegen blieb, halb betend und halb vor Freude überwältigt.
    Sternau blickte in die Öffnung.
    „Hier steht eine Laterne; es müssen mehrere hier gestanden haben“, sagte er. „Auch eine Flasche voll Öl ist da.“
    „Schnell anbrennen, und dann hinein!“
    Bei diesen Worten sprang ‚Donnerpfeil‘ auf und steckte die Laterne in Brand. Dann schritt er eiligst vorwärts, ohne in seinem Eifer darauf zu achten, ob ihm jemand folge oder nicht. Sie waren alle drei hinter ihm her, Sternau, ‚Büffelstirn‘ und

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