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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seine Pferde nicht hat, und reiten ihn dann nieder.“
    „Die Idee ist gut, Leutnant. Sie wird sofort ausgeführt!“
    Die Dragoner formierten sich abermals zum Chor und drangen im Galopp vor, aber sie hatten sich verrechnet, denn während sie sich berieten, wurde an der Pyramide auch eine Beratung gehalten.
    „Was werden sie jetzt tun?“ fragte ‚Büffelstirn‘ nachdenklich.
    Auch die anderen überlegten.
    „Der zweite Häuptling machte dem ersten einen Vorschlag“, meinte ‚Bärenherz‘, der den Feind scharf beobachtete.
    „Dieser Vorschlag scheint nicht viel zu taugen“, lachte ‚Donnerpfeil‘, „ich glaube sehr, daß ich ihn errate.“
    „Unser Bruder sage uns seine Gedanken“, bat ‚Bärenherz‘.
    „Die Dragoner werden bemerkt haben, daß die Krieger der Apachen sich meist auf dieser Seite befinden, sie werden ihren Angriff nun auf eine andere richten.“
    „Auf welche?“
    „Das muß man sehen.“
    „Dann ist keine Zeit mehr“, meinte ‚Büffelstirn‘.
    „Mehr als genug!“ versicherte ‚Donnerpfeil‘. „Sie werden tun müssen, als ob ihr Angriff abermals dieser gälte, wenn die dann abschwenken, geraten sie auf einige Zeit in Unordnung, und das gibt uns die nötige Frist. Wir stellen uns hier in der Mitte der Seite auf, so daß wir beliebig nach rechts oder links schwenken, oder auch vorgehen können. Haben wir sie dann zwischen den Büschen, so können sie zu Pferd gar nichts tun, während wir zu Fuß ganz andere, freiere Bewegung haben.“
    Die anderen sahen die Wahrheit dieser Worte ein und trafen die Aufstellung ihrer Leute danach. Sie sahen die Schwadron herangebraust kommen, dann umschwenken und sich nach der Ostseite wenden. Da nahmen auch die Apachen Stellung gegen Osten, und als die Dragoner herankamen, stutzten sie fast, daß kein einziger Schuß fiel, als sie aber samt und sonders in die Büsche eingedrungen waren, da krachte es von allen Seiten auf sie ein.
    Es entstand ein schauderhaftes Gemetzel. Die Dragoner, hoch zu Roß, konnten sich fast gar nicht verteidigen, weil ihnen das Strauchwerk hinderlich war, die Apachen aber hatten Raum genug zur Bewegung. Dieser Kampf dauerte nicht zehn Minuten, aber er war ein mörderischer. Als der Rittmeister seine Leute sammelte, hatte er von seinen hundert Mann nur noch einige zwanzig. Er hatte eine Dummheit begangen, die ihm von seinen Vorgesetzten sicherlich nicht vergeben wurde.
    Er hielt noch lange unentschlossen draußen auf der Ebene, fast war es, als ob er noch einmal angreifen wolle, um sich den Tod zu holen, dann aber ritt er doch nach der Hacienda zurück.
    Seine Toten und Verwundeten ließ er liegen, er wußte sicher, daß er sie nicht erhalten hätte, ein Indianer verschenkt keinen Skalp.
    Die beiden Leutnants waren auch gefallen. Er war der einzige Offizier, und als er die Hacienda erblickte, welche er mit so stolzem Mute verlassen hatte, da hätte er sich vor Grimm und Scham erschießen können.
    Sie ritten in den vorderen Hof, der Kommandeur ging sofort nach seinem Zimmer. Sternau war so vorsichtig gewesen, die Apachen mit ihren Pferden nach dem hinteren Hof zu schicken. Als der Rittmeister in seine Stube trat, riß er den Degen aus der Scheide, warf ihn zu Boden und rief grimmig:
    „Eine verdammte Heldentat! Diese Rothäute haben wohl nicht fünf Mann verloren, ich aber über achtzig!“
    „Das ist traurig!“
    Der Rittmeister schrak zusammen, als er diese Worte hörte. Er hatte geglaubt, allein zu sein, und drehte sich um – da saß Sternau auf dem Stuhl.
    „Tausend Teufel! Sie hier!“ rief der Offizier.
    „Wie Sie sehen“, meinte Sternau, ruhig sitzend bleibend. „Ich habe mir erlaubt, mir eine Ihrer Zigaretten anzubrennen.“
    „Ich denke, Sie haben bei der Pyramide mitgekämpft?“
    „Fällt mir nicht ein! Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich nicht Ihr Feind bin. Ja, ich habe Ihnen sogar einen großen Gefallen getan.“
    „Welchen?“
    „Haben Sie noch nichts bemerkt?“
    „Das ich nicht wüßte“, sagte der Rittmeister, der gar nicht wußte, wie er sich zu benehmen habe.
    „So wissen Sie doch vielleicht, wie stark die Apachen sind?“
    „Zweihundert und sechs Mann.“
    „Und gegen wie viele haben Sie heute gekämpft?“
    „Gegen diese alle, jedenfalls.“
    „Sie irren, es hat nur die Hälfte ihnen gegenübergestanden.“
    „Nur hundert?“
    „Hundertundsechs.“
    „Unmöglich! Dann wären wir an Zahl ja gleich gewesen, und hätten siegen müssen!“
    „Sehr falsch, wie sich erwiesen hat.

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