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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ich habe Ihnen den Gefallen getan und den Häuptlingen hundert ihrer Krieger entführt.“
    „Ah! Ist das wahr?“
    „Vollständig.“
    „Aber weshalb taten Sie es?“
    „Um Ihnen den Sieg leichter zu machen“, antwortete Sternau mit ironischem Lächeln.
    „Wollen Sie mich verspotten?“ brauste der Rittmeister auf.
    „Gar nicht. Ich spreche sehr im Ernst. Hätte ich diese hundert Mann nicht entführt, so wäre keiner der ihrigen entkommen. Als Sie im Süden anrückten, ritt ich nach Norden ab. Sie konnten das nicht sehen, die Pyramide verdeckte mich.“
    „Wie kommt es da, daß ich Sie hier finde?“
    „Ebenso könnte ich Sie fragen: Wie kommt es, daß ich Sie an der Pyramide sah? Sie kamen, um uns anzugreifen, und ich komme, um Sie anzugreifen. Sie wollten mich gestern festhalten, heute dreht sich das Ding um, Sie sind mein Gefangener!“
    Bei diesen Worten erhob er sich und trat auf den Rittmeister zu.
    „Sind Sie von Sinnen?“ rief dieser.
    Bei diesen Worten griff er nach seinem Revolver, den er vom Kampf her im Gürtel hatte. Sternau blitzte ihn mit seinen leuchtenden Augen an und drohte:
    „Hand von der Waffe! Oder wünschen Sie einen ähnlichen Hieb, wie gestern?“
    Der Rittmeister nahm doch die Hand weg, aber sagte:
    „Sie werden mir unbegreiflich! Ich werde meine Leute rufen!“
    „Und ich die meinigen!“
    Er trat an den Tisch und ergriff eine darauf stehende Schokoladetasse. Er warf sie durch dasjenige Fenster des Zimmers, welches nach dem hinteren Hofe ging. Er hatte mit seinen Indianern ausgemacht, sobald er das Fenster zerbreche, sollten sie nach dem vorderen Hof gehen und alle Dragoner gefangennehmen. Daß sie dieser Verabredung Folge leisteten, bewies ein wirres Geschrei, welches sich jetzt unten erhob.
    „Kommen und sehen Sie!“ gebot Sternau.
    Der Rittmeister sprang zum Fenster und kam gerade recht, daß der letzte seiner Leute niedergerissen und gefesselt wurde.
    „Die Apachen hier!“ rief er erschrocken.
    „Natürlich“, antwortete Sternau. „Und zwar wiederum Ihnen zuliebe. Wir wollen Sie nicht nach Chihuahua gehen lassen, wo Ihrer eine fürchterliche Nase wartet für den Streich, den Sie heute spielten. Sie sind mein Gefangener und bleiben mit Ihren Leuten bei uns!“
    „Was soll ich bei den Apachen?“ fragte der Rittmeister entsetzt.
    „Es geschieht Ihnen nicht das Mindeste. Sie sind eine Geisel, sind mein Gefangener, es wird Sie niemand anrühren.“
    „Eine Geisel? Wozu?“
    „Das werden Sie später erfahren. Packen Sie Ihr Notwendigstes zusammen, Sie hören, meine Apachen sind bereits vor der Tür.“
    Da endlich sah der Offizier ein, daß es Ernst war.
    „Señor, Sie sind ein Verräter!“ rief er. „Sie als Weißer überantworten mich den Rothäuten!“
    „Ob ich ein Verräter bin, müssen meine Freunde wissen. Ich habe Ihnen gestern gesagt, daß die Apachen nicht mit Ihnen kämpfen wollen, ich habe Sie um einen dreitägigen Waffenstillstand gebeten, Sie wollten nicht. Sie haben den Kampf herbeigezwungen und mögen nun auch die Folgen tragen.“
    Er öffnete die Tür und ließ einige Apachen herein, welche den Rittmeister ohne Umstände banden und fortführten.
    Jetzt nun begab er sich in den Raum, wo man die Frauen eingeschlossen hatte. Als er unter die Tür trat, erhoben sie ein großes Geschrei.
    „Still!“ gebot er.
    Aber solchen Weibern ist schwer schweigen zu gebieten. Die alte Haushälterin warf sich vor ihm nieder, hob die Hände auf und flehte:
    „Señor, habt Erbarmen! Wir haben Euch doch nichts getan! Oder ist mein Cousin Euer Feind gewesen?“
    Bei diesen Worten kam Sternau ein Gedanke!
    „Verdoja war Euer Cousin?“ fragte er.
    „Ja, Señor. Ich bin die Dame dieses Hauses.“
    „Hatte er Vertrauen zu Euch?“
    „Hätte er mich sonst zur Dame des Hauses gemacht, Señor?“
    „Ich meine es anders. Hat er Euch zuweilen Dinge mitgeteilt, die er anderen nicht sagen würde?“
    „Einiges.“
    „Wißt Ihr, wo er sich befindet?“
    „Nein.“
    „Hat Verdoja die Nacht hier in der Hacienda geschlafen?“
    „Ja.“
    „Kennt Ihr die Pyramide, welche hier in der Nähe liegt?“
    „Ich kenne sie.“
    „Wißt Ihr nicht, ob sie hohl ist?“
    „Sie ist hohl, denn Señor Verdoja war sehr oft darin.“
    „Ah“, fragte Sternau erfreut, „wie ist er hineingekommen?“
    „Das weiß ich nicht, das war ein Geheimnis schon zu Zeiten seines Vaters, aber droben im Schreibtisch, da liegt eine Zeichnung, auf welcher es steht, wie es in dem Inneren der

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