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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gegenteil sehr groß, und es gehören viele Inseln zu ihm, welche in allen Meeren der Erde liegen.“
    „Gibt es einen Sultan dort?“
    „Es gibt einen mächtigen König dort, dem viele Millionen Menschen untertänig sind.“
    Der Sultan machte ein sehr zweifelhaftes Gesicht. Er hatte den Namen Spanien noch nie gehört, und darum mochte er die Worte des Grafen für Aufschneiderei halten.
    „Was hat die Sklavin gesagt?“ fragte er.
    „Daß sie froh ist, von dir gekauft worden zu sein.“
    Da erheiterte sich das Gesicht des Herrschers, und er erkundigte sich weiter: „Wer ist ihr Erzeuger gewesen?“
    „Ihr Vater ist einer der vornehmsten Männer des Landes.“
    „Das wußte ich bereits, denn sie ist sehr schön; sie ist schöner als die Blume und lichter wie die Sonne. Wie aber ist sie in die Hände des Emirs gekommen?“
    „Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Soll ich sie fragen?“
    „Frage sie. Laß es dir erzählen, und dann sagst du mir es wieder.“
    Da wendete sich der Graf mit wiedererrungener Fassung an Emma:
    „Also du, du bist es, meine liebe, liebe Emma! O Gott, wie siehst du mich wieder!“
    Erst jetzt dachte er daran, daß er fast unbekleidet vor ihr stand. Dies und der Anblick seiner zerbissenen Glieder mußte einen höchst betrübenden Eindruck auf sie machen, denn er vernahm, daß sie sich mit aller Kraft bestrebte, ein lautes Weinen zu unterdrücken.
    „Aber bleiben wir bei der Gegenwart“, fuhr er fort. „Der Sultan will wissen, wie du hierher gekommen bist. Ich muß ihm antworten.“
    „Hierher?“ fragte ich. „Ich weiß ja nicht einmal, wo ich bin!“
    „Dieses Land heißt Härrär und diese Stadt ebenso. Der Mann, in dessen Gewalt wir uns befinden, ist der Sultan, der Herrscher des Landes. Aber beantworte mir vor allen Dinge meine Frage!“
    „Ich bin von einem chinesischen Seeräuber nach Ceylon gebracht worden, der mich an den Mann verkaufte, welcher mich hierher transportiert hat.“
    „Und wie kamst du in die Hände des Chinesen? Es ist doch ganz unmöglich, daß ein Chinese nach der Hacienda del Erina gekommen ist, um dich zu rauben.“
    „Nein. Ich trieb auf einem Floß in die See hinaus, viele Tage lang, und wurde dann von einem holländischen Schiff aufgenommen, welches jenseits Java in die Hände des chinesischen Sklavenhändlers fiel.“
    „Auf einem Floß? Ich erstaune! Wie kamst du an die See? Befandest du dich denn an der Küste von Mexiko?“
    „Nein, wir waren ja alle auf der Insel.“
    „Alle? Wen meinst du denn, liebe Emma?“
    „Nun, Señor Sternau, Mariano, die beiden Helmers, ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘ und Karja, die Schwester des Mixtekas.“
    „Das sind für mich lauter Rätsel. Aber da fällt mir ein Name auf. Sternau, wer ist dieser Señor?“
    „Ihr kennt ihn nicht? Ah, die Freude, Euch wiederzusehen, nimmt mir die Gedanken! Ich vergesse, daß Ihr von dem allen noch gar nichts wißt! Señor Sternau ist ja ausgezogen, um Euch und den Kapitän Landola zu suchen.“
    „Mein Gott, so ist es ganz derselbe, von welchem mir Bernardo gestern erzählte! Sage mir, nicht wahr, er ist ein deutscher Arzt?“
    „Ja.“
    „Und meine Nichte Rosa ist seine Frau?“
    „Ja.“
    „Er hat meinen Bruder operiert und sehend gemacht?“
    „Ja. Woher wißt Ihr aber dies alles, Don Ferdinande?“
    „Das werde ich dir später sagen. Du siehst, daß der Sultan ungeduldig wird. Wie lange bist du bereits aus der Heimat fort?“
    „Bereits sechzehn Jahre“, antwortete sie.
    Sechszehn Jahre bilden eine geraume Zeit, aber die schöne Tochter des Haziendero hatte sich während derselben kaum verändert. Hier in Härrär, wo der Mensch und besonders das weibliche Geschlecht ganz außerordentlich schnell altert, konnte sie recht gut für höchstens zwanzig Jahre alt gelten. Und dennoch war es überraschend, welchen Eindruck diese Antwort auf den Grafen machte. Er stand ganz erstarrt und mit offenem Mund da. Es dauerte eine Weile, ehe er fragte:
    „Sechzehn Jahre? Wo bist du denn seit dieser Zeit gewesen?“
    „Auf der Insel.“
    „Auf welcher Insel, Emma?“
    „Ach, ich vergesse schon wieder, daß Ihr ja das alles noch gar nicht wissen könnt! Landola hat uns in Guaymas gefangen genommen und nach einer unbewohnten Insel des großen Ozeans gebracht, auf welcher wir während der ganzen Zeit gelebt haben.“
    „Alle Teufel! Ich erstarre vor Verwunderung!“
    In diesem Augenblick ergriff der Sultan wieder das Wort. Er hatte dem Gespräch bisher

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