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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bist schuld, daß mir ein Fahrzeug verlorengegangen ist. Und anstatt Abbitte und Ersatz zu leisten, hast du die Moschee und mein Haus eingeschossen. Deine Strafe wird eine sehr große sein!“
    Das war eine ganze Reihe von Anschuldigungen, von deren Berechtigung der Gouverneur vielleicht selbst überzeugt war. Er besaß keine Kenntnis des herkömmlichen und verbrieften Völkerrechts. Er glaubte, den Deutschen mit seiner Anklage niedergeschmettert zu haben; dieser aber antwortete ruhig und überlegen:
    „Du irrst abermals. Das Recht, ein anderes Schiff zu untersuchen, hat nur das Kriegsschiff einer anerkannten Nation. Wer hat dein Fahrzeug anerkannt? Welcher gute Seemann wäre so dumm, es für ein Kriegsschiff zu halten? Es hat ja nicht einmal eine Flagge geführt, und du wirst wenigstens so viel wissen, daß man ein Schiff nur dann respektiert, wenn es seine Flagge zeigt.“
    „Der Anführer hat dir aber gesagt, daß das Fahrzeug mir gehört, und daß er in meinem Namen handelte.“
    „Das geht mich nichts an, da ich nicht dein Untertan bin. Sodann habe ich drei deiner Leute festgenommen, weil sie mich einen Hund nannten. Ich würde auch dich niedergeschlagen haben, wenn du dies gewagt hättest. Ich habe euch gezeigt, daß ich euer Meister bin und werde keine Beschimpfung dulden. Ich habe trotzdem deinem Befehlshaber gestattet, mein Schiff ins Schlepptau zu nehmen, obgleich ich wußte, daß dies die größte Albernheit war. Er selbst ist schuld, daß es niedergefahren worden ist. Ich hätte ihn ertrinken lassen sollen mit allen seinen Leuten, und doch habe ich ihn und sie gerettet. Anstatt mir dafür zu danken, hat er mich beleidigt, indem er mich einen Schurken nannte. Darum habe ich ihn festgenommen, um ihn dir zur Bestrafung zu übergeben. Ich hielt dich für weise und auch für klug genug, nicht mit einem Mann anzubinden, der dir überlegen ist. Du aber hast auf mein Schiff schießen lassen. Nun hatte ich das Recht, mich zu verteidigen. Noch ist kein Menschenblut geflossen, aber ich sage dir, daß ich nicht eher von hier gehen werde, als bis ich Genugtuung erlangen werde.“
    Der Gouverneur sah die Sache jetzt ganz anders dargestellt als vorhin. Er wollte das Wort ergreifen, aber der kluge Deutsche fiel schnell ein:
    „Ich habe weder Lust noch Zeit, meine Worte zu verschwenden. Höre was ich dir sage: Du bestrafst deine Leute, welche mich beleidigt haben. Du erlaubst den Einwohnern von Zeyla und allen, die sich in und bei der Stadt befinden, mein Schiff zu besuchen und Handel mit mir zu treiben, und du gibst mir eine schriftliche Abbitte der Beleidigungen, welche mir durch die Zungen und Waffen deiner Leute geschehen ist. Ich ziehe mich jetzt zurück und lasse dir meinen Steuermann zurück, mit welchem du verhandeln kannst. Ich gehe von meinen Bedingungen nicht um ein Wort zurück. Hast du sie in Zeit von einer Stunde noch nicht zugestanden, so setze ich das Bombardement auf Zeyla fort und schieße alles in Grund und Boden. Du hast gesehen, daß keine unserer Kugeln fehl geht. Außerdem richte ich meine Geschütze auf deine Schiffe und demoliere sie. Und endlich nehme ich meine Gefangenen mit fort und lasse sie bestrafen, oder ich hänge sie an die Rahe auf und einen jeden dazu, der mir und meinem Schiff mit der Waffe in der Hand auf Schußweite nahe kommt. Du dünkst dich ein großer Herr zu sein; in meinem Vaterland ist der geringste Schreiber unterrichteter als du. Bei uns wird jeder Fremde mit Ehrerbietung behandelt, selbst wenn er tiefer steht als wir; denn wir wünschen, daß man uns als höfliche und gastfreundliche Leute kennenlernt. Ihr aber empfangt uns mit Waffen in der Hand und mit Schimpfworten. Es muß einmal einen geben, der sich nicht einen Hund von euch schimpfen läßt, und dieser Mann bin ich! Du weißt jetzt, was ich verlange, und ich hoffe, daß du tust, was ich von dir fordere. Ich scherze nicht mit euch!“
    Als er ausgesprochen hatte, erhob er sich und ging nach seiner Kajüte. Vorher jedoch gab er den leisen Befehl, dem Gouverneur durch Herbeischaffung von Kugeln, aller Art von Munition und Waffen einzuschüchtern.
    Bereits nach kurzer Zeit sandte der Gouverneur einen der Matrosen zu ihm, um ihn zu milderen Forderungen zu bewegen; er gab jedoch die Antwort, daß er vor der angegebenen Zeit von einer Stunde nicht zu sprechen sei; dann aber nur durch seine Geschütze sprechen werde.
    Die Stunde verging, und als er auf das Deck trat, erfuhr er von dem Steuermann, daß der Gouverneur zu

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