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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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allem bereit sei, nicht aber zur schriftlichen Abbitte:
    „Gib seinem Haus sofort eine Kugel!“ befahl er.
    Während der Steuermann sich erhob, um diesem Befehl Folge zu leisten, nahm der Kapitän wie früher Platz. Der Araber ließ ihn durch seinen Dolmetscher seine Meinung zu erkennen geben, hatte aber noch nicht ausgesprochen, so fiel er ihm in bestimmtem Ton in die Rede:
    „Ich habe dir meine Forderungen gesagt; die Frist, welche ich dir gegeben habe, ist verflossen. Deiner Person soll jetzt nichts Böses geschehen; du darfst unangefochten das Schiff verlassen, aber da, blicke hin!“
    Der Gouverneur sah sich um und zwar gerade noch zur rechten Zeit, um den Schuß des Steuermannes aufblitzen zu sehen. Beim Krachen desselben sprang er erschrocken auf; er bemerkte die Verwüstung, welche die Kugel anrichtete, und rief:
    „Halt ein! Ich werde tun, was du verlangst!“
    „Gut!“ sagte der Kapitän. „Hast du die Papiere bei dir, welche dir der Hafenmeister von mir gebracht hat?“
    „Ja.“
    „Gib sie heraus!“
    Das geschah, und nun fuhr der Kapitän fort:
    „Den Hafenzoll werde ich bezahlen, aber weiter nichts. Geschenke erhältst du nicht, denn du hast sie verscherzt. Ich werde dir sofort Papier holen lassen, damit du die Entschuldigung schreiben kannst.“
    „Ich werde sie in meiner Wohnung schreiben“, warf der Mann listig ein.
    „Nein, du wirst sie hier schreiben und sogar dazufügen, daß du mir nichts Hinderliches oder gar Schädliches in den Weg legen willst. Erweist du dich ehrlich, so soll keiner deiner Vorgesetzten diese Schrift sehen; finde ich dich aber untreu, so wird ein jeder erfahren, was mit dir geschehen ist. Meine Gefangenen aber liefere ich dir erst kurz vor meiner Abreise aus; sie bleiben als Geiseln bei mir und ich werde dann bei ihrer Bestrafung zugegen sein.“
    Der Gouverneur sah, daß der Steuermann wartend bei der bereits wieder geladenen Kanone stand. Er mußte einwilligen und sagte:
    „Ich werde tun, was du verlangst, aber hättest du dein Schiff durchsuchen lassen, obgleich ich nicht dein Herr bin, so wäre dies alles nicht geschehen.“
    „Ich hätte dich dadurch als meinen Herrn anerkannt. Weißt du nicht, daß es für eine Schande gilt, sein Schiff von einem Fremden durchsuchen lassen zu müssen?“
    „Man hat nur sehen wollen, ob du die entflohenen Sklaven bei dir hast.“
    „Waren deine Sklaven so wertvoll, daß du dich ihretwegen einer solchen Gefahr aussetzen konntest?“
    „Sie gehören nicht mir.“
    „Ah! Wem sonst? Der Mann, dem sie gehören, muß dir sehr wert sein!“
    „Sie gehörten dem Sultan von Härrär!“
    „Pah! So sind es doch nur wertlose Kerle gewesen!“ meinte der Kapitän wegwerfend.
    „Nein. Es waren zwei weiße Christen und eine junge, schöne Christin, welche herrlich gewesen ist, wie die Bergesspitze in der Morgenröte.“
    Der Mann beging eine große Unvorsichtigkeit, indem er dies ausplauderte. Der Kapitän wurde aufmerksam. Weiße Christen, also Europäer! sagte er sich. Vielleicht galt es hier, ein Bubenstück zu hintertreiben, darum fragte er:
    „Weißt du, aus welchem Land diese Leute waren?“
    „Ja. Man nennt es Espania.“
    Espania, also Spanien! Der Kapitän fand seine Vermutung bestätigt.
    „Und woher war die Sklavin?“ fragte er weiter.
    „Das weiß der Sultan nicht.“
    „Welche Sprache redet sie?“
    „Diejenige, welche der eine Gefangene redet. Sie haben den Sultan gebunden und seine ganze Schatzkammer ausgeraubt. Sie haben ferner seine Kamele genommen und sind mit zwei Somali entflohen, welche jedenfalls ihre Führer und Beschützer gewesen sind. Am anderen Morgen haben die Diener den Sultan gefunden und von seinen Banden befreit.“
    „Was hat er dann getan?“
    „Er hat sogleich eine große Menge Krieger zur Verfolgung ausgesandt.“
    „Wohin?“
    „Nach der Küste, denn die Flüchtlinge hatten keinen Weg, zu entkommen, als nur durch ein Schiff, welches sie zufällig an der Küste treffen konnten. Der ganze Meeresstrand ist besetzt. Der Sultan hat seinen Wesir nach Berbera geschickt, er selbst aber ist zu mir nach Zeyla gekommen. Er ist sehr mächtig; man muß tun, was er will, sonst würde er sich an uns rächen.“
    „Sind die mitgenommenen Schätze groß?“
    „Viel Gold, schöne Kleider und Sachen und dann Edelsteine, welche viele Millionen kosten. Man kann ein ganzes Land dafür kaufen.“
    „So sind die Sklaven wohl entkommen?“
    „Nein. Sie haben sich zwar die besten und schnellsten Kamele

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