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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fangen?“
    „Wer sagt dir denn, daß ich Lust habe, mich mit ihnen abzugeben?“
    „Du wirst ja den Preis mitgewinnen!“
    „O, er würde ganz mein sein!“
    „Aber du würdest mir einen Teil davon geben, da ich es dir ja erst erzählt habe!“
    Da stimmte der Deutsche ein sehr gut geheucheltes Lachen an und sagte:
    „Bah, ich bin reicher als du, ich brauche deinen Kaffe gar nicht!“
    „Auch nicht die Kamele?“
    „Nein. Ich bin Seemann. Was sollen sie mir nützen!“
    „Du kannst sie ja verkaufen.“
    „Ich habe dir bereits gesagt, daß ich reich genug bin! Aber ich würde es mir zum Spaß machen, die Entflohenen aufzusuchen.“
    „Tue es, tue es!“ rief der Araber, dem es gewaltig in die Augen stach, daß er den ganzen Preis bekommen sollte, ohne dabei etwas tun zu müssen.
    „Es geht nicht“, sagte der Deutsche im Ton des Bedauerns.
    „Warum?“
    „Ich muß hierbleiben, um meine Ladung zu verkaufen.“
    „O, die hast du in einigen Stunden verkauft, wenn ich es will.“
    „Ah! Das ist unmöglich!“
    Der Kapitän konnte so etwas nicht glauben, aber wenn es dennoch möglich war, so erwuchs ihm neben dem Erfolg in Beziehung auf die flüchtigen Spanier noch ein zweiter, ungeheurer Vorteil. Darum fragte er:
    „Wie willst du dies anfangen?“
    „Es sind vier große Karawanen aus Abessinien, Dankeli, Efat und Gurague. Ich selbst brauche viel, die Bewohner von Zeyla auch und der Sultan von Härrär würde sehr viel kaufen, nur daß du fahren könntest.“
    „Ich denke, er ist jetzt arm geworden, weil ihm der Schatz geraubt worden ist?“
    „Er hat viel Silber bei sich, welches die Spanier nicht mitgenommen haben. Auch hat er den Bewohnern von Härrär alles Geld genommen. Was ihnen gehört, ist sein Eigentum, und er braucht ja viel Gold und Silber, um die Verfolgung bezahlen zu können.“
    „Und womit bezahlen die Karawanen?“
    „Mit Elfenbein und Butter. In Zeyla zahlen wir jetzt mit Perlen, welche an der Küste gefischt werden. Wenn ich befehle, daß nur heute von dir gekauft werden kann, so hast du bereits heute abend keine Ladung mehr.“
    Das stach dem Kapitän bedeutend in die Augen. Zunächst war es ja ein ganz und gar außerordentlicher Vorteil für ihn, an einem einzigen Nachmittag verkaufen zu können, anstatt wochen- oder monatelang hier liegen oder von einem Hafen zum anderen fahren zu müssen, und sodann waren ihm auch die angebotenen Tauschartikel höchst willkommen. Elfenbein und Perlen, hier so billig, hatten in Deutschland einen hohen Wert, und die Butter, welche er hier erhielt, konnte er zu guten Preisen in Ostindien losschlagen, er brauchte nur nach Kalkutta zu segeln. Darum sagte er:
    „Wird der Sultan zustimmen?“
    „Sogleich! Du mußt nur selbst mit ihm sprechen. Ich werde dich ihm empfehlen!“
    Aber jetzt erst schien ihm der Gedanke zu kommen, den er längst schon hätte haben sollen. Er fragte nämlich mit besorgtem Ton:
    „Aber du bist ja auch ein Christ wie die Spanier! Wohnt ihr in einem Land?“
    „Nein. Es ist ein sehr großes Reich dazwischen.“
    „Aber ihr habt eine Religion?“
    „Nein, wir glauben anders als sie. Sie sind Katholiken, wir aber Protestanten.“
    „Was heißt das?“
    Da fiel dem Kapitän ein trefflicher Vergleich ein. Er antwortete:
    „Das ist wie bei euch die Sunniten und Schiiten.“
    „Ah, da darf ich keine Sorge haben!“ sagte der Gouverneur beruhigt. „Wir Sunniten hassen die Schiiten mehr als die Ungläubigen, ihr haßt euch auch, und so sind wir deiner sicher. Ich werde mich sogleich aufmachen, um mit dem Sultan zu sprechen und den Befehl des Verkaufs zu geben.“
    „Ja, aber vorher wirst du die Abbitte unterschreiben.“
    Das war dem Araber außerordentlich unlieb. Er sah sich gezwungen, sich selbst zu blamieren, dies behagte ihm nicht, daher fragte er:
    „Willst du mir dies nicht erlassen?“
    „Jetzt nicht. Aber das will ich dir versprechen, wenn ich mit dir zufrieden bin, so gebe ich dir die Schrift zurück und will auch nicht auf die Bestrafung deiner Diener dringen. Du siehst, daß ich es gut mit dir meine, ich hoffe, daß ich mich nicht in dir täusche!“
    Diese Zugeständnisse erregten die Freude des Arabers in so hohem Maß, und die Hoffnung, zwanzig Ladungen Kaffee nebst den Kamelen zu erhalten, nahm ihn so sehr ein, daß er ausrief:
    „Ich bin dein Freund! Wie ist dein Name?“
    „Ich heiße Wagner“, antwortete der Gefragte.
    „Dieser Name ist sehr schwer auszusprechen, fast geht dabei die Zunge

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