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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kapitän mit Hilfe des Dolmetschers.
    „Gib sie heraus!“
    „Wer bist du?“ lautete die rasche Gegenfrage.
    „Ich bin der General der hiesigen Truppen.“
    „So habe ich mit dir nicht zu unterhandeln. Ich werde mit dem Gouverneur sprechen, ich habe das bereits sagen lassen.“
    „So steige in unser Boot, ich werde dich zu ihm bringen.“
    „Er mag zu mir kommen, wenn er seine Leute wiederhaben will.“
    „Wenn du nicht mit uns kommst oder sie herausgibst, werden wir dein Schiff besteigen und sie uns holen, dann bist du unser Gefangener, und dein Fahrzeug ist unser Eigentum; so hat es der Gouverneur befohlen.“
    „Ich habe dir bereits gesagt, daß ich nur mit ihm verhandle. Gegen einen Angriff werde ich mich zu verteidigen wissen.“
    Der Mann ließ noch mehrere Fragen und Drohungen hören, als er aber keine Antwort erhielt, winkte er die anderen Boote zu sich heran und besprach sich mit den Insassen derselben. Er hatte jedenfalls Furcht vor der Brigg; ebenso bange war es ihm vor dem Gouverneur, dessen Befehl er erfüllen sollte.
    Endlich gab er ein Zeichen und kam mit seinen Booten näher heran gerudert. „Gibst du die Gefangenen heraus?“ rief er.
    Es erfolgte keine Antwort.
    „Nun, so holen wir sie uns. Schießt sie tot, die Ungläubigen.“
    Sie richteten ihre Gewehre auf das Deck, und die Salve erfolgte. Die Kugeln schlugen in das Takelwerk und in die Masten, trafen aber niemanden. Auch einige Wurfspeere kamen geflogen, blieben aber in den Enternetzen hängen, ohne jemand zu verletzen. Die Feindseligkeit hatte also begonnen.
    „Sollen wir antworten?“ fragte der Steuermann.
    „Ja“, nickte dieser. „Aber schießt noch nicht auf die Kerle; sie wären ja verloren. Gib dem Gebäude des Gouverneurs einige Kugeln; er hat das Ding angestiftet und mag nun auch die ersten Folgen tragen.“
    Der Steuermann trat zu einem der Geschütze, richtete es sorgfältig, zielte lange Zeit, um sicher zu sein, und gab dann Feuer. Fast in demselben Augenblick, als der Schuß erkrachte, flogen die Steinsplitter von der Mauer des Hauses, auf welches er gezielt hatte. Der Schuß war ein Kernschuß gewesen.
    Die Araber in den Kähnen erhoben ein Wutgeschrei und schossen abermals nach dem Schiff.
    „So war es gut!“ rief der Kapitän dem Steuermann zu. „Fahre so fort!“
    Der Angeredete gab noch mehrere Schüsse ab, von denen kein einziger fehl ging. Das Mauerwerk gab den Kugeln nach, es flog in Stücke, und beim vierten Schuß war ein großes Loch zu bemerken. In der Stadt erhob sich ein lautes Wehgeschrei, und die Karawanenleute, welche vor dem Ort gehalten hatten, zogen sich mit ihren Tieren ängstlich in eine sichere Entfernung zurück.
    Da öffnete sich das Tor; ein Mann trat heraus und winkte. Auf dieses Zeichen ruderten die Kähne schleunigst nach der Stadt zurück.
    „Soll ich eine Kugel unter sie schicken?“ fragte der Steuermann.
    Er war stolz auf seine artilleristischen Erfolge; die Aufregung des Kampfes hatte ihn ergriffen, und er wollte noch weitere Proben seiner Geschicklichkeit geben.
    „Nein, wir wollen sie noch schonen“, antwortete der Kapitän. „Aber siehst du rechts das Gebäude? Es ist sicher eine Moschee. Wenn wir uns an das Heiligtum dieser Muselmänner machen, werden sie doppelt erschrecken und schneller einlenken. Siehe, ob du sie treffen kannst!“
    „Soll schon geschehen; sie steht ja groß und breit genug da!“
    Indem der Steuermann unter einem selbstgefälligen Schmunzeln diese Worte sprach, lud er sehr sorgfältig. Er machte seine Worte wahr: der erste Schuß traf, die zweite Kugel traf noch besser, und bei der dritten brach das Dach des Gebäudes ein. Ein lautes Wehgeschrei drang hinter den Stadtmauern heraus, und in kurzem öffnete sich das Tor abermals. Zunächst war ein Mann zu sehen, der als Friedenszeichen einen weißen Burnus schwenkte, und dann erschien eine Sänfte, welche nach dem Ufer getragen wurde. Aus ihr stieg ein Mann, der in den Kahn des Anführers, welcher sich dorthin zurückgezogen hatte, trat, eine kleine Weile mit ihm sprach und sich dann, begleitet von den anderen Kähnen, herbeirudern ließ.
    Er ließ in Sprechweite von dem Schiff, welches jetzt das Feuern eingestellt hatte, halten, erhob sich, so daß seine ganze Gestalt zu sehen war, und rief:
    „Warum schießt ihr auf Allahs Haus und auf das meinige?“
    „Warum schießt ihr auf mein Schiff?“ entgegnete der Kapitän.
    „Weil ihr ungläubige Empörer und Verräter seid und mir nicht gehorchen

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