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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Brüdern?“
    „Ja.“
    „So werden sie große Tapferkeit verrichten. Wo ist er zu finden?“
    „Gehe weiter! Man wird dich sehen und zu ihm führen.“
    Der Fremde folgte diesem Gebot und gelangte an das Gebüsch, wo er angehalten wurde. Man führte ihn zu Sternau, der eben eine Beratung hielt.
    „Wer bist du?“ fragte er.
    „Ich bin der ‚Fliegende Geier‘, der Häuptling der Taracone Apachen“, antwortete er.
    Bei dieser Antwort erhob sich ‚Bärenherz‘ schnell und trat auf ihn zu.
    „Der ‚Fliegende Geier‘? Uff, ja, du bist es, mein Bruder. Du bist uns willkommen. Wann kommst du mit deinen Apachen?“
    „Ich komme als Bote!“
    „Nicht als Häuptling?“
    „Nein. Das ‚Fliegende Pferd‘ hat die Häuptlinge aller Apachen versammelt, um ihnen zu sagen, daß Krieg in Mexiko, und daß Juarez ein Freund der Apachen sei. Es waren versammelt alle Krieger, aber sie wollen nicht Krieg beginnen mit dem rechten Häuptling von Mexiko. Darum haben sie das Kriegsbeil in die Erde gegraben, und ich bin gesandt worden, dir dies zu sagen.“
    „So kommen keine Krieger zu uns?“
    „Nein. Das ‚Fliegende Pferd‘ läßt dir sagen, du sollst mit deinen Kriegern zurückkehren in die Jagdgründe, um Fleisch zu machen.“
    ‚Bärenherz‘ senkte den Kopf, ohne etwas zu sagen. Da aber nahm ‚Büffelstirn‘ das Wort und sprach:
    „Seit wann hat der Apache zwei Zungen? Erst sagt das ‚Fliegende Pferd‘, daß wir das Kriegsbeil nehmen sollen, und dann sagt er, es soll vergraben werden. Wir haben einen großen Sieg erfochten, wir haben zweihundert Skalps erbeutet, und nun sollen wir wieder Fleisch machen?“
    „Du brauchst nicht zu gehorchen, du bist der Häuptling der Mixtekas“, sagte der Bote.
    „So schweige ich!“ meinte ‚Büffelstirn‘ trotzig.
    „Was sagt der ‚Fürst des Felsens‘ zu der Botschaft?“ fragte ‚Bärenherz‘.
    „Ich liebe den Frieden, obgleich ich dem Freund helfe. Mein Bruder ‚Bärenherz‘ mag tun, was ihm beliebt.“
    Da sagte auch der Bote:
    „Ich habe gesagt, was ich sagen sollte; meine Brüder mögen beraten. Ich aber muß noch in dieser Stunde zurück, das ist der Wille der Häuptlinge. Aber ich werde erzählen, daß ich gesehen habe den ‚Fürsten des Felsens‘, den großen Häuptling der Bleichgesichter.“
    Er nahm Abschied und verschwand, wie er gekommen war. Sein Weg war ein lebensgefährlicher, er mußte sich zwischen den Comanchen hindurch schleichen. Wurde er ergriffen, dann war es um ihn geschehen.
    Unter den Zurückbleibenden wurde die Angelegenheit vorläufig nicht weiter besprochen.
    Gegen Morgen ließ sich im Lager der Comanchen ein außerordentliches Jubelgeschrei vernehmen, es mußte etwas für sie höchst Erfreuliches geschehen sein. Was das war, das sah man, als es hell wurde. Nämlich ringsumher erblickte man eine Menge von Kriegern, welche während der Nacht angekommen waren. Da waren ja weit mehr als tausend Comanchen beisammen. Das war das Gros der Hilfstruppen, welche die Häuptlinge dem Präsidenten sandten.
    Sternau erschrak, trotzdem er ein tapferer Mann war. Hier war an ein Entkommen nicht zu denken, hier konnte man nur sterben.
    Auch die Krieger der Apachen blickten finster auf den weit überlegenen Feind. Sie hatten nun nichts mehr zu hoffen, denn Ersatz wurde ja nicht gesandt.
    Doch dies war noch nicht alles. Am Vormittag sprengte von Süden her eine Schwadron Dragoner herbei und saß mitten auf dem Feld ab. Zwischen ihren Offizieren und den Häuptlingen der Comanchen entspann sich ein lebhafter Verkehr, dessen Folge war, daß ein Leutnant sich als Parlamentär näherte. Er trug auf der bloßen Degenspitze sein weißes Taschentuch zum Zeichen, daß er in friedlicher Absicht komme. Sternau ging ihm selbst entgegen.
    „Wer ist der Anführer dieser Apachen?“ fragte der Offizier nach einem höflichen Gruß, wobei er Sternau mit bewundernden Blicken betrachtete.
    „‚Bärenherz‘, ihr Häuptling.“
    „Ist ein Mann hier, den man den ‚Fürst des Felsens‘ nennt?“
    „Ja.“
    „Wo ist er?“
    „Er steht vor Ihnen.“
    Der Leutnant verbeugte sich tief und sagte im verbindlichsten Ton:
    „Ich komme als Abgesandter meines Rittmeisters und der Häuptlinge der Comanchen. Wollen Sie mich hören?“
    „Gewiß. Kommen Sie!“
    Er führte ihn dahin, wo die anderen Häuptlinge saßen, hieß ihn, Platz zu nehmen, und forderte ihn dann durch ein Zeichen mit der Hand auf, zu sprechen. Der Mann begann:
    „Erlauben Sie mir zunächst, Ihnen

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