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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Apachen sogar ihre Sättel zurecht, in welche sie sich eingewöhnt hatten.
    Als die Sonne zu sinken begann und bereits den Horizont erreichte, stieg Karja zur Höhe empor. Sie stand oben hoch und schlank wie eine mexikanische Priesterin. Ihr Gewand flatterte im Wind, und ihre dunklen Wangen belegten sich unter dem Abschiedskuß der scheidenden Sonne. Woran dachte sie?
    Ihr Auge blickte nach Norden. Dort lag nicht Guaymas, das nächste Ziel ihrer Reise, dort lag auch nicht die Hacienda del Erina, ihre Heimat, in welche sie zurückwollte, aber dort lagen die Jagd- und Weidegründe der Apachen, und ‚Bärenherz‘, der Häuptling derselben, hatte es ihrem Herzen angetan.
    Wie hatte sie nur glauben können, den Grafen Alfonzo zu lieben. O, könnte sie doch jene Abende aus dem Leben streichen, jene Abende am Bach hinter der Hacienda, jene Abende, an denen sie dieser Mensch geküßt und an sich gedrückt hatte!
    Wie anders war dagegen ‚Bärenherz‘! Sie hätte für ihn sterben können.
    Sie hörte nicht, daß auf der anderen Seite der Pyramide auch jemand emporgestiegen kam; es war kein anderer, als der, an den sie dachte.
    Nicht Überlegung oder Absicht führte beide herauf, sondern der unbewußte Instinkt des Herzens, welcher oft richtiger führt, als die raffinierteste Überlegung. ‚Bärenherz‘ sah sie und blieb stehen. Er sah die Sonne auf ihrem Scheitel und ihren Wangen glänzen; er sah ihre dunklen Augen in Wehmut nach Mitternacht gerichtet; er sah die schönen, runden Linien ihrer schlanken Gestalt, jetzt begriff er, wie Pardero um dieses Mädchens willen so vieles wagen konnte.
    Es stieg ihm heiß zum Herzen. Wenn dieses schöne Mädchen, diese Tochter der Edelsten ihres Volkes, unterlegen wäre! Wenn Pardero durch Hunger, Durst oder Gewalt ihren Widerstand besiegt hätte! Das war jetzt ein fürchterlicher Gedanke für ihn, und er legte unwillkürlich die Hand an den Tomahawk.
    Er trat ihr näher; da hörte sie seine Schritte und wendete sich um. Als sie ihn erblickte, ward sie trotz ihres dunklen Teints bis tief in den Nacken rot. Das war ja der, an den sie gedacht hatte; er mußte es ihr ja sofort ansehen!
    Er sah ihre Verwirrung, trat einen Schritt zurück und sagte:
    „Die Tochter der Mixtekas erschrickt, wenn ‚Bärenherz‘ erscheint. Er wird wieder gehen, aber er weiß nicht, womit er sie beleidigt hat.“
    Sie schwieg, und als er sich von ihr wendete, sagte sie, kaum hörbar:
    „Der Häuptling der Apachen hat mich nicht beleidigt.“
    Er drehte sich wieder um, blickte sie forschend an und fragte:
    „Aber sie haßt ihn, sie möchte fort sein, wenn er kommt?“
    Sie nahm sich den Mut, zu antworten, wenn auch nur ein kleines Wörtchen:
    „Nein.“
    „Kann ‚Bärenherz‘ dafür, daß er immer ihre Fährte trifft? Kann der Mann die Gedanken aus seiner Brust schneiden? Kann er dem Traum befehlen, was er bringen soll und was er nicht bringen darf? Warum sieht das Auge in den Wellen des Flusses, in den Wolken des Himmels immer nur das eine Haupt und die eine Gestalt? Bin ich Manitou, bin ich ein Gott, daß ich das Leben töten kann, welches in meiner Seele wohnt?“
    Sie schwieg, aber er sah, daß sie leise, ganz leise bebte. Er zog die Brauen finster zusammen; er, der Heldenhäuptling, wußte nicht, daß es auch ein Beben des Glückes, der Wonne, der Erwartung gibt.
    „Warum antwortet Karja nicht?“ fragte er. „Wie lange wird ‚Bärenherz‘ noch diejenige sehen, welche er liebt? Einige Tage, einige Stunden. Dann wird sie das Weib eines anderen, und er geht, um dies an seinen Feinden zu rächen.“
    „Sie wird nie das Weib eines anderen sein!“ flüsterte sie.
    Da trat er schnell näher.
    „Nie, sagst du, nie?“ fragte er.
    „Nie!“ antwortete sie.
    „Weißt du das wirklich, weißt du das genau?“
    „Wer ‚Bärenherz‘ liebt, kann keinen anderen lieben!“
    Da faßte er sie bei der Hand und fragte:
    „Und kennst du eine, die ihn liebt?“
    Sie schwieg.
    „Du willst es nicht sagen; du willst mich nicht glücklich sehen!“
    „O“, antwortete sie, „ich möchte dich glücklich sehen; aber du willst ja nicht glücklich sein!“
    „Weshalb glaubst du das?“ fragte er.
    „Wer glücklich sein will, der muß Liebe haben, Liebe, bloß für eine.“
    „Du hast recht. Und habe ich dir nicht bereits unten in dem Gewölbe gesagt, daß du wert bist, die einzige Frau eines Helden zu sein? Wäre ich ein Held, so würde ich dich bitten, meine Frau zu sein!“
    „Du bist ein Held!“ sagte

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