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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sternau seinen übrigen hundertfünfzig den Befehl, nicht auf Reiter zu schießen, da dies ihre Brüder seien, und dann erwartete man in Stille den Beginn des Kampfes, dessen Ausgang noch sehr zweifelhaft war.
    Es verging noch eine geraume Zeit, aber als es bleich im Osten zu werden begann und es so viel Licht gab, daß man in der Nähe Freund und Feind unterscheiden konnte, da erscholl plötzlich ein fürchterliches, vierhundertstimmiges Kriegsgeheul, und die Comanchen stürmten im raschesten Schritt heran.
    Der Indianer kämpft am liebsten zu Pferd, aber hier, wo es die Pyramide zu erobern galt, nutzten die Pferde nichts, darum waren die Feinde alle zu Fuß. Freilich ist der Rote kein sehr guter Fußkämpfer; die Apachen hatten ein gutes Ziel, und als der Feind genug herangekommen war, wurden auf Sternaus hellen Ruf hundertfünfzig Kugeln oder Pfeile abgeschossen.
    Das gab einen fürchterlichen Treffer; die Comanchen kamen ins Stocken, wurden aber von ihren Häuptlingen von neuem vorwärts getrieben. Aber, so kurz das Stocken gewesen war, die Apachen hatten doch Zeit bekommen, wieder zu laden, und ihre zweite Salve hatte eine ebensolche Wirkung wie die erste.
    Ein entsetzliches Gebrüll zeigte die Wut der Comanchen an. Sie rotteten sich zusammen und drangen zum dritten Mal vor. Die Apachen hatten nicht Zeit, ihre einläufigen Büchsen zu laden, es schien ein Kampf Mann gegen Mann bevorzustehen und nun war der entscheidende Augenblick gekommen.
    Wer eine Kugel im Lauf hatte, schoß ab und griff dann zum Tomahawk. Da aber, da brauste es plötzlich heran auf galoppierenden Pferden – es war ‚Bärenherz‘ mit seinen fünfzig. Still, ohne einen Kriegslaut auszustoßen, drangen sie in den dicht zusammengedrängten Haufen der Comanchen ein und rissen alles nieder, was ihnen in den Weg kam.
    Es war fast Tag geworden, und Sternau konnte den ganzen Kampfplatz übersehen. Sein Scharfblick sagte ihm, was das Beste sei. Er erhob seine Stimme und rief:
    „Auf die Pferde, und drauf!“
    Die Pferde der Apachen standen zufälligerweise hier an der Westseite. In weniger als einer Minute brausten sie mit ihren Reitern auf die Comanchen ein. Einem solchen Angriff waren diese nicht gewachsen. Sie wandten sich, kämpften sich durch den Feind und flohen in die Ebene hinaus. Die Walstatt gehörte den Apachen, welche eine furchtbare Ernte an Skalpen erhielten.
    Sternau hatte keinen einzigen Schuß getan. Er hatte seinen Henrystutzen bis auf einen gefährlichen Moment aufheben wollen, war aber nicht dazu gekommen. Die Apachen hatten gegen zweihundert Skalpe erbeutet, selbst aber gegen dreißig Krieger verloren. Diesen Sieg hatte man der Umsicht Sternaus zu verdanken.
    Während die Apachen sich ausruhten, sah man die Comanchen sich im Westen wieder sammeln; dann unternahmen sie dasselbe Manöver wie gestern, sie umzingelten die Pyramide, um die Apachen abzuschneiden.
    Sternau hielt mit den Häuptlingen Rat.
    „Jetzt können wir durchdringen“, sagte er, „die Comanchen können uns nicht aufhalten, die Niederlage hat ihren Mut geschwächt.“
    „Warum sollen wir fort?“ fragte ‚Bärenherz‘. „Hier können die Comanchen uns nicht besiegen, und bald werden unsere Brüder zu uns stoßen.“
    Auch die anderen waren der Meinung, und so mußte Sternau nachgeben.
    Verdoja war in der Nähe des Eingangs der Höhle geschafft worden, wo einer der Apachen die Aufsicht über ihn hatte. Er aß und trank wie ein gesunder Mensch, bot aber mit seinen geschwollenen Armen und dem bewegungslosen Unterkörper einen schauderhaften Anblick.
    Die gefangenen Dragoner wurden streng bewacht. Sternau wollte sie als Geisel benutzen, falls von Chihuahua ein anderes Kommando gegen ihn ausgesandt werde.
    Der erste Tag verging und auch die folgende Nacht, der zweite ebenso, ohne daß die erwarteten Krieger kamen. Die Comanchen schienen wieder zahlreicher zu werden. Da, in der nächsten Nacht sah einer der Außenposten einen Mann auf dem Bauch heranschleichen. Beide erblickten sich zu gleicher Zeit; sie lagen kaum acht Fuß voneinander. Schon griff der Posten nach seinem Messer, als ein leiser Laut ihn aufmerksam machte – der andere war auch ein Apache, aber nicht von demselben Stamme. Er kam heran und flüsterte leise:
    „Mein Bruder hält die Wache?“
    „Ja.“
    „Welcher Häuptling hat den Befehl bei ihm?“
    „Der ‚Fürst des Felsens‘.“
    Der Fremde schwieg betroffen, dann fragte er:
    „Ist der ‚Fürst des Felsens‘ hier bei meinen

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