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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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soll keine Minute länger in diesem Kerker schmachten, als es durchaus notwendig ist.“
    „Sie meinen, daß uns Verdoja selbst den Weg zeigen soll?“ fragte Sternau.
    „Ja.“
    „So überfallen wir die Hacienda?“
    „Ja, unbedingt! Und wehe ihm, wenn er uns nicht gehorcht.“
    „Gut, so wollen wir zunächst einmal forschen, wie es in der Hacienda steht.“
    „Warum erst forschen“, sagte ‚Donnerpfeil‘. „Wir reiten hin, fassen den Kerl fest und schleppen ihn her. Weiter ist ja nichts anderes möglich!“
    Der gute Anton Helmers, genannt ‚Donnerpfeil‘, hätte am liebsten gleich den Himmel herabgerissen, um der Geliebten baldige Erlösung zu bringen. Eben wollte Sternau antworten, als ein lauter Ruf erscholl:
    „Uff! No-ki peniyil – Uff, kommt herbei!“
    Das waren Worte im Apachendialekt, es war also ein Apache, der gerufen hatte. Die Stimme klang in der Nähe, und zwar von der Richtung aus, aus welcher sie gekommen waren.
    „Wer war das?“ fragte Sternau.
    „Der ‚Grizzlytöter‘“, antwortete der Apache.
    „Ist er fort?“
    „Ja, er wollte die Gegend durchsuchen, ob wir sicher sind.“
    „So hat er etwas Wichtiges entdeckt. Schnell hin zu ihm!“
    Er selbst sprang eilig vom Pferd und eilte nach dem Ort hin, an welchem der Ruf erklungen war. Da fand er den jungen Apachen am Boden kniend, und unter ihm lag ein Mensch, den er fest an der Erde hielt.
    „Ein Comanche!“ sagte er.
    Im Nu war ein Lasso zur Stelle, und der Comanche wurde gebunden. Es war der Bote, welcher sich im Wald von seinen Kameraden getrennt hatte, um den Apachen nachzuschleichen.
    „Wie kommt mein Bruder ‚Grizzlytöter‘ zu diesem Hund?“ fragte ‚Bärenherz‘.
    „Ich ritt am Ende des Zuges und hörte ein Schleichen hinter uns“, erklärte der junge Held. „Es folgte uns ein Mann. Darum stieg ich vom Pferd, als wir hier angekommen waren, und suchte ihn. Ich fand ihn hier, er wollte unsere Rede belauschen. Da warf ich mich auf ihn und hielt ihn fest.“
    Da trat Sternau herzu und betrachtete den Gefangenen.
    „Ja“, sagte er, „es ist ein Comanche; er ist uns gefolgt.“
    „Tötet den Hund!“ sagte einer der Apachen.
    Da wandte sich Sternau zu dem Sprecher und sagte in scharfem Tone:
    „Seit wann sprechen bei den Apachen die Männer ehe der Häuptling gesprochen hat? Wer seine Rede nicht zügeln kann, ist ein Knabe oder ein Weib.“
    Da trat der Mann beschämt zurück.
    ‚Bärenherz‘ stand auch dabei und fragte den Gefangenen.
    „Wo hast du deine Gefährten?“
    Der Gefangene antwortete nicht. Da versetzte ihm ‚Grizzlytöter‘ einen Hieb in das Gesicht und sagte:
    „Wirst du antworten, wenn dich ein Häuptling der Apachen fragt!“
    Aber der Mann schwieg. Es versuchten einige, ihn zum Reden zu bringen, aber vergeblich. Da änderte Sternau die Sache, indem er fragte:
    „Du bist ein Krieger der Comanchen und antwortest nur dem, der dich als tapferen Krieger behandelt. Wirst du fliehen, wenn ich deine Fesseln löse?“
    „Ich bleibe“, antwortete der Mann.
    „Wirst du mir antworten?“
    „Dem ‚Fürsten des Felsens‘ antworte ich; er ist gerecht und gut; er schlägt keinen Gefangenen, der sich nicht wehren kann.“
    Das ging auf ‚Grizzlytöter‘, der sich durch seinen Schlag in dem Comanchen einen Todfeind erworben hatte.
    „Wie, du kennst mich?“ fragte Sternau.
    „Ich kenne dich und bin dein Gefangener.“
    „Du gehörst dem, der dich besiegt hat. Stehe auf!“
    Er band den Lasso los; der Gefangene erhob sich vom Boden und machte nicht die geringste Miene, zu entfliehen.
    „Bist du allein hier?“ fragte jetzt Sternau.
    „Nein“, lautete die Antwort.
    „Sind viele bei dir?“
    „Nur einer.“
    „So seid ihr als Kundschafter gekommen?“
    „Ja.“
    „Und es kommen sehr viele Krieger hinter euch?“
    „Weiter darf ich nichts sagen.“
    „Gut, ich werde dich nicht weiter fragen. Also du wirst nicht entfliehen?“
    „Ich werde fliehen.“
    „Sprechen die Söhne der Comanchen in zwei Zungen? Du versprachst mir doch, zu bleiben.“
    „Wenn ich dein Gefangener sein kann. Der Gefangene eines Knaben, der mich schlägt, mag ich nicht bleiben.“
    „So müssen wir dich wieder binden.“
    „Versucht es!“
    Er holte aus und hätte ‚Grizzlytöter‘ mit einem Schlag seiner Faust niedergeworfen, wenn Sternau nicht schneller gewesen wäre. Er faßte den erhobenen Arm des Comanchen mit der Linken und versetzte ihm mit der Rechten einen Hieb an die Schläfe, daß er zusammenbrach;

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