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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Personen, welche meiner Rache verfallen sind. Sie sollen sterben oder wenigstens in die fernen Berge verschwinden, in denen Ihr Gebieter seid. Es ist Vater und Tochter. Sie haben fünf Millionen bares Geld bei sich und wohnen hier in der Stadt. Ich kenne den Ort, wo diese Summe zu finden ist, und ich kenne auch die Art und Weise, wie man zu ihm gelangt. Ihr sollt Euch das Geld holen. Ihr sollt diese beiden Personen mitnehmen und verschwinden lassen. Ihr sollt endlich, wenn es Euch gelingt, annehmen, daß mein Vater Euch seine Million bezahlt hat, und ihm ehrlich das Wort halten, welches Ihr ihm gegeben habt. Unter diesen Bedingungen sage ich Euch, welche Personen und welchen Ort ich meine.“
    „Alle Teufel, jetzt weiß ich, wen du meinst“, rief Cortejo. „Und du weißt genau, daß diese ungeheure Summe dort zu finden ist?“
    „Ganz genau. Du kennst ja meine Spionin.“
    Da legte ihr der Indianer die Hand auf den Arm und sagte mit tiefer Stimme: „Señora, der ‚Panther des Südens‘ läßt sich nicht betrügen, am allerwenigsten von einem Weib. Wenn Ihr lügt, so morde ich Euch!“
    „Tut es!“ antwortete sie, ihm furchtlos in die vor Geldgier funkelnden Augen blickend. „Ich bin meiner Sache gewiß.“
    „Nun, so seid Ihr wirklich kein Weib, sondern ein Mann. Wem eine Rache mehr wert ist als fünf Millionen, dem darf man Vertrauen schenken. Ich gehe auf den Handel ein und nehme die Bedingungen an.“
    Jetzt endlich war es ihr geglückt. Ihre fahlen Wangen röteten sich vor Freude. Doch ging sie sicher und fragte speziell:
    „Ihr nehmt den Mann und die Tochter mit?“
    „Ja“, antwortete er.
    „Quittiert meinem Vater die Millionen?“
    „Ja.“
    „Und steht ihm bei, auf den Präsidentenstuhl zu gelangen?“
    „Ja.“
    „Gebt uns Eure Hand und schwört es uns!“
    Er reichte den beiden seine Hände hin und gelobte mit fester Stimme:
    „Ich schwöre es Euch und werde mein Wort halten, wenn Ihr die Wahrheit gesprochen habt. Jetzt nun sagt mir den Ort, Señorita!“
    „Kennt Ihr Lord Lindsay, den Engländer?“
    Er horchte auf; seine Lippen öffneten sich ein wenig, und ein leise pfeifender Ton fuhr zwischen seinen Zähnen hervor.
    „Ist's bei ihm?“ fragte er.
    „Ja. Ihr scheint überrascht. Wollt Ihr vielleicht zurücktreten, Señor?“
    „Nein. Redet weiter.“
    „Der Keller seines Hauses hat drei Teile; vorn der Küchenkeller, dann der Weinkeller und endlich der Geldkeller. Er ist klein und mit einer eisernen Tür verschlossen. Er enthält die eisernen Geldkisten. Der Schlüssel dazu und alle anderen befinden sich im geheimen Fach des Toilettentisches im Schlafzimmer Lindsays. Das ist alles, was ich weiß und zu sagen habe.“
    „Es ist genug“, meinte der Indianer. „Bleibt morgen abend zu Hause, Señorita.“
    „Warum? Kommt Ihr wieder?“
    „Ja, morgen werde ich mir das Geld holen. Ihr werdet dabei sein.“
    „Ich? Warum?“ fragte sie erschrocken. „Was soll ich dabei tun?“
    „Nichts. Man wird Euch nicht bemerken, denn ich werde Euch an einen Platz stellen lassen, wo Ihr sicher seid. Ist das Geld im Keller, so bringe ich Euch nach Hause und halte mein Wort. Habt Ihr mich aber belogen, so hängt Ihr am nächsten Morgen an der Kellertür.“
    „Dios! Wenn nun das Geld vorhanden ist und Ihr gelangt nicht dazu?“
    „So seid Ihr schuldlos und ich halte Euch dennoch mein Wort. Ihr seht, daß ich ehrlich mit Euch handle. Komme ich morgen abend, um Euch abzuholen und Ihr stellt Euch nicht, so seid Ihr und Euer Vater verloren!“
    Er wartete keine Entgegnung ab und ließ die beiden in einer nicht sehr fröhlichen Stimmung zurück. Wie nun, wenn die Spionin sich geirrt hatte? Der Indianer hörte die Befürchtungen nicht, welche hinter ihm laut wurden. Er ging durch den finsteren Korridor mit einer Sicherheit, als ob es am hellen Tag sei, und mit dem Schritt einer Katze gelangte er in den Hof und schwang sich über die Mauer. Dann schritt er durch die Straßen und kam nach einer halben Stunde an das Wasser eines Kanales, dessen Ufer von Bäumen umsäumt waren. Dort hockten mehrere dunkle Gestalten am Boden. Die eine derselben erhob sich bei seinem Kommen und fragte leise:
    „Vater?“
    „Ich bin es, Diego“, antwortete er. „Steig auf. Wir gehen zurück!“
    Da standen auch die anderen vom Boden auf, es wurden Pferde herbeigeholt, welche in der Nähe verborgen gewesen waren, und bald setzte sich der kleine Trupp in Bewegung.
    Der ‚Panther‘ ritt mit seinem Sohn voran; die

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