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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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viel. Ich habe alles gehört, denn ich war bei Miß Amy, als er kam und ihr alles erzählte. Zunächst hat er den Pachtzins gebracht, den er dem Oberrichter zu bezahlen hat. Sodann hat er goldenes Geschmeide gebracht, welches fortgeschickt werden soll. Und drittens hat er ihm erzählt, daß seine Tochter geraubt worden ist, und das alle verschwunden sind, welche den Entführern nachjagten.“
    Josefa verbarg den Eindruck, den diese Mitteilung auf sie machte, und fragte nur:
    „Was hat Benito Juarez dazu gesagt?“
    „Er will die Sache untersuchen und über sie Erkundigungen einziehen.“
    „Wer sind diejenigen, welche verschwunden sind?“
    „Es war eine lange Reihe von Namen, und Namen kann ich nicht gut merken.“
    „Das ist die eine Nachricht. Sie interessiert mich nicht sehr. Und nun die andere?“
    „Wenn Ihr Euch für die erste nicht interessiert, so werdet Ihr es für die zweite noch viel weniger tun. Es liegen nämlich große Schätze im Hause des Lords.“
    „Ah!“ fuhr Josefa auf.
    „Ja, mehrere Millionen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Miß Amy hat es zu dem Haziendero gesagt. Dieser hatte nämlich den Lord bitten wollen, einige Kostbarkeiten für ihn nach Deutschland zu schicken, aber der Oberrichter hat dies übernommen, weil Wertsachen, welche der Lord schickt, nicht sicher bis an die Küste gehen. Miß Amy stimmte dem bei. Sie sagte, daß ihr Vater wohl an die fünf Millionen Pesos im Keller liegen habe und nicht fortsenden könne, weil er die Bravos fürchten müsse. Dieses Geld gehört nicht ihm, sondern den englischen Kapitalisten, welche an Mexiko Geld geborgt haben. Es sind teils Zinsen, und teils zurückgezahlte Kapitalbeträge.“
    „Auch das geht mich nichts an“, sagte Josefa, obgleich sie ihre Freude kaum beherrschen konnte. „Kennst du diesen Keller?“
    „Ja. Ich muß zuweilen Eingemachtes aus demselben holen.“
    „Ist er groß?“
    „Sehr groß. Vorn ist der Küchenkeller, dann kommt der Weinkeller, und hinter diesem liegt noch ein kleines Loch, vor welchem eine starke, eiserne Tür ist. Da drin steht das Geld in eisernen Kisten.“
    „Woher weißt du das?“
    „Miß Amy sagte es dem Haziendero, um ihm zu zeigen, wie vorsichtig man hier mit dem Geld sein müsse.“
    „Und gerade dadurch handelt sie außerordentlich unvorsichtig. Wenn es nun jemand erfährt und in den Keller dringt!“
    „Das geht nicht, denn stets abends müssen die Schlüssel zu den Vorkellern an den Lord abgegeben werden. Den Schlüssel zu dem hintersten hat er stets und gibt ihn niemals aus der Hand. Er schließt sie alle in das geheime Fach seines Toilettentisches ein, welcher in seinem Schlafzimmer steht.“
    „Dann allerdings ist es sicher, daß niemand zu dem Geld kann. – Und nun das dritte, was du mir mitzuteilen hattest?“
    „Es war ja nur dies zweierlei. Ich dachte, daß es Euch interessieren würde, Señorita, weil ich Euch bisher nichts anderes mitteilen konnte.“
    „Nun, ich sehe wenigstens deinen guten Willen. Hier hast du fünf Goldstücke. Paß auch ferner auf und sage mir besonders alles, was von der verschwundenen Tochter des Haziendero und einem gewissen Mariano oder Herrn von Lautreville gesprochen wird. Jetzt kannst du gehen.“
    Das Mädchen schlüpfte aus der Hängematte heraus, schlug die Mantille graziös um sich, machte eine Verbeugung und verließ das Zimmer. Josefa lauschte, bis die Tritte verklungen waren, schlug dann die Hände frohlockend zusammen und sagte:
    „Gefunden! Die Rache ist da! O, wenn doch der ‚Panther des Südens‘ bald käme!“
    Aber dieser kam weder heute noch morgen. Erst am dritten Abend überraschte er Cortejo. Josefa hatte am Tag wieder den Besuch ihrer Spionin gehabt und von derselben erfahren, daß Pedro Arbellez wieder abgereist sei. Sie erzählte das ihrem Vater, als sie noch sehr spät beieinander saßen. Von dem übrigen aber hatte sie ihm noch nichts mitgeteilt. Da öffnete sich vollständig geräuschlos die Tür, und eine dunkle Gestalt huschte herein, so unhörbar, als ob sie nur ein Schatten sei.
    Josefa stieß einen lauten Schrei des Schreckens aus; selbst ihr Vater fuhr empor. Da trat der Fremde aus dem Dunkel in den Lichtkreis der Lampe und winkte den beiden mit der Hand Beruhigung zu. Er war in die einfache Tracht eines gewöhnlichen Peon (Reitknechtes) gekleidet, doch zeigten seine Waffen mehr als den Reichtum eines Dieners. Sein langes, dunkles, schlaffes Haar, seine braune Haut und die Bildung seines kühnen, von

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