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46 - Die Dämonen von Antares

46 - Die Dämonen von Antares

Titel: 46 - Die Dämonen von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Krun!
    Aus einem Seitenportal fast außerhalb meines Sichtfeldes trat eine kleine Prozession ein. Die durchlöcherte Wand, hinter der ich stand, war aus massivem Stein, und die mit Bronze eingefaßten Öffnungen ergaben auf der anderen Seite zweifellos ein hübsches Muster. Falls diese Prozession eine junge Frau hineingeleitete, die dann auf blasphemische Weise geopfert werden sollte, hatte ich keine Möglichkeit, sie zu durchbrechen, um sie zu retten.
    Es kam aber keine junge Frau – es kam ein junger Mann.
    Man hatte ihn in ein blütenweißes Gewand gehüllt. Sein Gesichtsausdruck war entspannt und ohne jede Sorge, sein Gang aufrecht, seine Schultern gerade. Er sah glücklich aus. Nun, nach meinen Erfahrungen ist es für viele der schrecklichen Kulte und Religionen eine Kleinigkeit, dafür zu sorgen, daß sich ihre Opfer freuen, in kleine Stücke gehackt zu werden.
    Der widerwärtige Geruch nach Räucherwerk drang durch die Öffnungen und reizte mein Riechorgan. Ich nieste nicht. Musik erklang, die dann von einem langgezogenen, singsangähnlichen Ruf übertönt wurde, der sich ständig wiederholte.
    »Oltomek!« sangen sie. Es konnte auch Altamek oder Ultumak heißen. Der monotone Ruf ertönte immer wieder, während die hoch oben auf ihren Stäben angebrachten Götzenbildnisse in einer rituellen Prozession hineingebracht wurden. Zuerst kam die vergoldetete Bestie, die einem Alptraum zu entstammen schien, sie hatte Schwingen, Krallen und Reißzähne. Ihre Rubinaugen funkelten. Ihr schloß sich das Symbol eines Schwingenpaares an, das an der Basis miteinander verbunden war und ein Oval formte. Die vergoldeten Stäbe schwankten, die Götzen funkelten golden und rubinrot, das Räucherwerk stank. Und die rotgewandete Menge sang ununterbrochen ihr »Oltomek! Oltomek!«
    Wirklich interessant an der ganzen Angelegenheit war der Gebrauch des Namen Oltomek. Diesen Namen hatte eine Horde jener Fanatiker gesungen, als Dagert von Paylen, ein charmanter Schurke und Edelmann und Bekannter von mir, der arme alte Palfrey und ich sie bei ihrer Prozession durch eine Ruine heimlich beobachtet hatten. Selbst in diesem Augenblick, während ich diesen Hokuspokus ausspionierte, erinnerte ich mich an Dagert mit der Achtung, die man einem würdigen, wenn auch verschlagenen Gegner entgegenbringt. Wo trieb sich dieser elegante Hochstapler wohl zur Zeit herum?
    Den Abschluß der Prozession bildete eine Gruppe von Männern und Frauen, deren Kapuzen nicht rot, sondern schwarz waren. Sie trugen Tabletts, die von roten Tüchern verhüllt wurden. Sie kamen mir bedrohlich vor, als könnte ich die Kälte, die von ihrer finsteren Vermummung ausging, auf der Haut spüren.
    Was dann geschah, kann man nur als teuflisch bezeichnen.
    Auf einer thekenähnlichen Bank, die unter den Öffnungen in der Wand stand, durch die ich die in dem Gemach stattfindenden höllischen Praktiken beobachtete, lagen Papier, Federkiele und Tinte. Die beiden Turteltauben hatten die Aufgabe gehabt, die schrecklichen Szenen zu beobachten und niederzuschreiben. Der Kontrast zwischen diesen beiden Aktivitäten war so groß, daß ihn kein normaler Mensch begriffen hätte.
    Der junge Bursche in dem weißen Gewand wurde schrecklichen Qualen unterzogen. Dabei wurde er aber nicht verstümmelt oder verletzt. Ihm wurden nur einfach Schmerzen zugefügt. Unbegreiflicherweise blieb die ganze Zeit über der Ausdruck verklärter Freude auf seinem Gesicht bestehen; eine innere Kraft, die den Schmerz mit Inbrunst begrüßte, brachte ein Leuchten auf seine Züge.
    Es erinnerte mich an den Ausdruck auf Duvens Gesicht, als er glaubte, für Cymbaro den Gerechten den Märtyrertod zu erleiden. Fanatiker! Einigen Gelehrten zufolge übertrifft das Unheil, das sie auf zwei Welten stiften, beinahe das Gute, das sie tun könnten.
    Nach einiger Zeit – in der ich den Blick von den Geschehnissen in der Schreckenskammer gewandt hatte – kehrte dort Stille ein. Der junge Bursche hatte geschrien, wenn der Schmerz zu schlimm wurde, und geschwankt, bis man ihn stützte. Als die unheimliche Stille einsetzte, sah ich erneut neugierig in das Gemach.
    Der Gefolterte hatte wieder sein weißes Gewand angezogen. Er stand bei einer Gruppe Hoherpriester und Priesterinnen, lachte und trank Wein aus einem Silberpokal; er machte einen munteren Eindruck und schien sehr zufrieden mit sich zu sein.
    Die roten und schwarzen Kapuzen machten es außerordentlich schwierig, die Gesichter dieser Leute zu erkennen. Indrin hob sich

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