Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Kommandant von Chihuahua?“
    „Ein Dutzendmensch, Señor“, antwortete sie. „Ein wenig tapfer und ein wenig feig, ein wenig ehrgeizig und ein wenig leichtsinnig. Er ist kein Licht und weder ein selbständiger Charakter noch ein gewissenhafter Untergebener.“
    „Also nicht zu fürchten?“
    „Nein.“
    „Gibt es unter seinen Offizieren Leute, welche den Geist besitzen, in einer außerordentlichen Lage sich auch außerordentlich zu benehmen?“
    „Nein. Selbst Oberst Laramel, welcher erst angekommen ist, muß mehr ein Wüter als ein militärisches Talent genannt werden. Er ist ein Bramarbas.“
    Juarez runzelte die Stirn.
    „Ich habe von ihm gehört“, sagte er. „Ich werde mir den Mann genau betrachten. Sie müssen nämlich wissen, daß Señor Sternau mir den Vorschlag gemacht hat, gar nicht die Stunde der Hinrichtung zu erwarten, sondern die französischen Offiziere gleich jetzt im Stadthaus zu überfallen.“
    Ihre Augen leuchteten hell auf.
    „Recht so“, sagte sie. „Mit den Offizieren fällt ja die ganze Besatzung, die ganze Stadt in Ihre Hand. Sie werden mit diesem Streich Herr der Provinz.“
    „Das ist richtig, falls es gelingt.“
    „Es wird gelingen“, sagte Sternau. „Es ist nur nötig, den Hausmeister zu seinem Bruder zu senden, damit dieser uns das hintere Tor öffnet.“
    Er erzählte dem Präsidenten, wie er aus dem Stadthaus entkommen war. Dieser neigte nachdenklich den Kopf und meinte:
    „Wie viele Franzosen sich in der Stadt befinden, weiß ich bereits durch den ‚Kleinen André‘. Es sind ihrer nicht viele. Meine hundert Apachen genügen, die Offiziere zu fangen und die Besatzung im Zaum zu halten, bis die übrigen herangekommen sind.“
    „Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Señor?“ fragte Sternau.
    „Sprechen Sie!“
    „Wir verwenden sechzig Mann, um die Hauptausgänge der Stadt zu besetzen; Anführer für diese Posten haben wir ja. Ich nenne den ‚Kleinen André‘, Mariano, ‚Büffelstirn‘, die beiden Apachenhäuptlinge. Nachdem diese Maßregel getroffen worden ist, schleichen wir mit den übrigen vierzig in das Stadthaus ein und nehmen die Offiziere gefangen. Wir werden sie in der Weise überraschen, daß sie keinen Widerstand zu leisten vermögen. Die Drohung, daß sie auf der Stelle getötet werden sollen, falls sie sich nicht in unsere Forderungen fügen, wird alle ihre Truppen in unsere Hände bringen.“
    „Das ist sehr richtig; das ist der rechte Weg, um Blutvergießen zu vermeiden“, sagte Juarez.
    Sternau fuhr fort:
    „Während wir bis zum Morgen das Stadthaus besetzt halten und dann mit Anbruch des Tageslichtes leichter sehen können, was zu tun ist, werden sich unsere Nachzügler einfinden und die Einschließung der Stadt vervollständigen.“
    „Oh, Sie brauchen sich ja nicht ganz allein auf sich selbst zu verlassen“, fiel die Señorita ein. „Unter den vierzehntausend Einwohnern der Stadt gibt es tausende von treuen Männern, welche auf die Kunde, daß der Präsident zurückgekehrt ist, sofort zu den Waffen greifen werden. Ich kenne sie alle. Ich werde, obgleich es Nacht ist, sofort ein Zirkular erlassen, um sie zu benachrichtigen, wenigstens die Hervorragendsten von ihnen.“
    „Auch dieser Plan ist gut“, stimmte Juarez bei; „nur wünsche ich, daß Sie dabei aus dem Spiel gelassen werden, Señorita. Ich habe meine bestimmte Absicht dabei. Schlagen Sie mir lieber einen Mann vor, an den ich mich in dieser Beziehung wenden und auf den ich mich verlassen kann.“
    „Dann nenne ich Ihnen einen sehr einfachen Mann, der aber bereit ist, für Sie zu sterben. Er kennt alle nationalgesinnten Einwohner.“
    „Wer ist es?“
    „Der Wirt der Venta, welche meinem Haus gegenüberliegt.“
    „Ah, derselbe, von dem mir der ‚Kleine André‘ erzählt hat, daß er bei ihm eingekehrt ist?“
    „Ja, derselbe.“
    „Wird er jetzt noch wach sein?“
    „Vielleicht. Aber auch im anderen Fall ist er leicht zu wecken.“
    „Gut, so werde ich jetzt beginnen, meine Maßregeln zu treffen. Señor Sternau, ich und Mexiko gehen Sie zwar weniger an, aber Sie haben mir bisher eine so rege Teilnahme gewidmet, daß ich auch jetzt hoffe, auf Ihre Hilfe rechnen zu dürfen.“
    „Gewiß“, antwortete Sternau, „ich stelle mich Ihnen zur Verfügung. Bestimmen Sie, was ich für Sie tun soll.“
    „So bitte ich Sie, jetzt zu den Unsrigen zu gehen und die Vorkehrungen zu treffen, von denen Sie gesprochen haben. Versuchen Sie, die fünfzig Mann hierher zu bringen,

Weitere Kostenlose Bücher