47 - Die Geißel von Antares
wünschst.« Dann fügte er auf seine trockene Weise hinzu: »Ich hatte natürlich vorgehabt, dich persönlich zu begleiten.«
Bei Krun! Da war es wieder! Dieser den Vorschriften verpflichtete Diplomat kannte die Geschichten Dray Prescots, der sich mit einem scharlachroten Lendenschurz bekleidet und einem großen Krozair-Langschwert in der Faust auf ganz Kregen herumtreibt. Und wie so viele andere sehnte er sich nach der Gelegenheit, ihn einmal begleiten zu können. Ich beschwichtigte ihn mit ein paar sorgfältig ausgewählten Worten. Seine Würde erlitt keinen Schaden.
Nun, wie Ihnen bekannt sein dürfte, habe ich schon öfter einen schönen Plan geschmiedet, der dann auf schreckliche Weise scheiterte.
Es war sicherlich nicht unmöglich, das Gesicht von einem der Männer zu übernehmen, die sich in dem Dokerty-Pestloch aufhielten. Auf diese Weise würde ich Einlaß finden. Aber die sich daraus ergebenen Probleme lagen auf der Hand. O ja, bei Vox! Ich mußte etwas über den betreffenden Mann herausfinden, wer auch immer das sein würde. Ich mußte genügend Informationen sammeln, damit ich auf einfache Fragen vernünftige Antworten geben konnte.
Ich stand auf.
»Also, Naghan, ich gehe. Ich breche noch nicht in den Tempel ein. Ich will erst mehr darüber in Erfahrung bringen. Du wirst mich irgendwann wiedersehen.«
»Majister.«
Ich quittierte diese Höflichkeit mit einer Mischung aus einem Hüsteln und einem Grunzen und machte mich auf den Weg.
Es war nicht schwer, ein passendes Opfer zu finden. Ich stellte mich vor dem Tempel in eine schattige Nische und machte das arglose Gesicht – ich sah damit nicht unbedingt wie ein Schwachsinniger aus, sondern nur etwas einfältig –, das mir in der Vergangenheit gute Dienste geleistet hatte. Außerdem hatte dieser einfache Ausdruck den Vorteil, daß er nicht wie der Teufel stach.
Als jemand, der für mein Vorhaben wie geschaffen war, aus dem Tempel kam oder vielmehr geziert herausstolzierte, folgte ich ihm, rempelte ihn an, entschuldigte mich überschwenglich, gab ihm einen aus und überzeugte ihn davon, daß er einen fröhlichen Gefährten kennengelernt hatte. Ich hing an seinen Lippen und warf an passender Stelle ein bewunderndes Oh oder Ah ein. Er war nicht dünn, seine Nase zierten geplatzte Adern, er hatte wässerige Augen. Die Adern würde man mit Schminke aufmalen müssen. Er schien etwas stämmiger zu sein als ich. Wo ich Muskeln hatte, war es bei ihm Fett, dennoch war es sicher nicht allzu schwer, ihn zu imitieren. Ich horchte ihn aus. Er hatte eine schwarzzähnige Weinschnute, die es liebte, sich reden zu hören. Ich gewann die Überzeugung, genug für meine Zwecke zu hören.
Er sagte, sein Name sei Hyslop Nath ti Vernaloin. Er verkündete das auf eine derart eingebildete, gestelzte Weise, daß ich beflissen so tat, als wäre ich beeindruckt.
Trotz seines Namens und seines Benehmens war er bloß ein Unterpriester, allerdings einer mit Ehrgeiz. Er rieb sich die mit Adern übersäte Nase, wie es seine Gewohnheit war, und versicherte mir, daß er irgendwann in den nächsten Perioden garantiert zum Oberpriester aufsteigen würde.
Dieser Hyslop war der ideale angeberische Trottel für meine ruchlosen Absichten.
Es gab nur noch eine Schwierigkeit – wo sollte ich den Narren unterbringen?
Der Tag nahm seinen Lauf; es regnete etwas, wir nahmen eine Mahlzeit ein, die ich bezahlte, dann war die Zeit zum Handeln gekommen. Auf meinen Vorschlag hin hatten wir ein verschwiegenes Zimmer im Harland-Schweber genommen. Das war eine mittelmäßige Schenke, in der man, wie ich mich trotz der Anspannung wegen der vor mir liegenden dunklen Taten erinnerte, ein recht ordentliches Ale ausgeschenkt bekam. Wir saßen am Tisch und aßen Palines von einem Tonteller.
»Dokerty sei Dank!« behauptete der dicke Hyslop und zerbiß eine Paline. Ich stand zwanglos auf und schlug eine Richtung ein, die mich hinter seinem Stuhl vorbeiführen würde. Er drehte sich beim Sprechen nicht um. »Du bist wirklich ein netter Kerl, Logan.« Ich hatte mich ihm als Logan Umpitor vorgestellt. »Ein wirklich netter Kerl. Wenn du dich uns und Dokerty anschl...«
Er hörte zu plappern auf, weil er einschlief. Zugegeben, er schlief im Sitzen statt im Stehen ein, wie es viel öfter geschieht. Ich nahm meine Finger von der Stelle in seinem Nacken, wo sie den Druck ausgeübt hatten, und seufzte. Die Dinge, die man im Dienst der Herren der Sterne tun muß!
Ich zog ihn aus, fesselte ihn mit den
Weitere Kostenlose Bücher