47 - Die Geißel von Antares
Jünger Dokertys so lange gefoltert wurden, bis sie sich in Besessene verwandelt hatten, sowie die hinter der Wand versteckte Kammer für die Künstler, die diese schrecklichen Szenen für die Nachwelt aufzeichneten.
Ich hatte nicht vor zu warten, bis jemand das Gebäude verließ und auf diese Weise für uns die Tür öffnete. Ich holte die zweihändige Axt unter dem zerlumpten Umhang hervor, holte aus und hieb auf sie ein.
Splitter flogen durch die Luft. Die Tür erbebte. Zwei weitere Schläge zerschmetterten das Schloß, und Erwin stieß die Tür weit auf.
Die Lumpen trugen wir nur für den Fall einer Gefangennahme. Ich war lange Zeit unschlüssig gewesen, was Erwins Beteiligung an dem Einsatz betraf. Er war ein Vallianer im Dienst der vallianischen Botschaft. Doch nach seinen ganzen Bemühungen im Dienst meiner Sache hatte ich es nicht übers Herz gebracht, ihn auszuschließen. Also waren wir nur ein Haufen Paktuns, die nach dem Kampf mit der Leibwache der Regentin C'Chermina eben Tazll – ohne Beschäftigung – und deshalb auf Beute aus waren. Erwin würde nicht auffallen.
Wir alle trugen schwere Säcke über den Schultern, die zum Zeitpunkt unseres Rückzuges wesentlich leichter sein würden, bei Vox!
Tsleetha-tsleethi, ganz sachte – nun, ich hatte es auf diese Weise versucht und war spektakulär gescheitert. Verschlagenheit und Heimlichkeit hatten mich nicht weitergebracht. Nun war die Zeit für den offenen, direkten Vorstoß gekommen.
Vor uns erstreckte sich ein menschenleerer Korridor, an dessen Wänden ein paar Lampen hingen und Zwielicht verbreiteten. Wir bewegten uns leise und schnell vorwärts.
Der weißgetünchte und geflieste Korridor führte zu hell erleuchteten Gemächern, deren Böden mit Teppichen ausgelegt waren. Ich übernahm die Spitze und horchte nach verräterischen Schritten oder Stimmen, bis wir zu der Stelle kamen, wo ich damals den beiden Turteltauben begegnet war. Der Weg von hier zu der versteckten Kammer war in mein Gedächtnis eingegraben. Die bedrückende Atmosphäre dieses verdammten Ortes, der ekelhafte Gestank nach Räucherwerk, die stickige, einem den Atem raubende Luft, das alles verursachte mir Übelkeit. Je schneller wir unser Vorhaben erledigten, desto besser.
Ich warf einen Blick durch die an der anderen Seite als Verzierungen getarnten Spionlöcher in das teuflische Gemach, wo man die Besessenen erschuf, wo ich nur mit einem Messingkerzenständer bewaffnet an der Seite von Veda der Mazarnil uns den Fluchtweg durch die Masse der schrecklichen Verbrecher freigekämpft hatte, die Veda so lange hatten foltern wollen, bis der Dämon in ihren Körper schlüpfen konnte.
Soweit wir sehen konnten, lag die Folterkammer verlassen da. In den meisten Räumen des Tempels wimmelte es nur so vor Sklaven, die eifrig ihren Pflichten nachgingen; zu diesem Gemach hatten allein die Priester Zugang. Irgendwo dahinter mußte sich das Innere Heiligtum befinden, davon war ich überzeugt. Mein einfacher Plan sah nicht vor, bis dorthin vorzustoßen. O nein, bei Krun!
Die Säcke enthielten alle nötigen Utensilien. Befehle waren unnötig. Lautlos öffneten wir die Säcke und holten runde Krüge hervor. Es handelte sich nicht um Weinamphoren, ihre besondere Form verriet, daß sie Öl enthielten.
Sie werden mich sicher verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß es mich mit einer tiefen Zufriedenheit erfüllte, wie sich das Öl in allen Farben des Regenbogens schimmernd aus seinen Behältern ergoß und sich über den Boden dieses abscheulichen Gemachs verteilte.
Wir knauserten nicht bei unserem Vorhaben.
Bei Vox! Wir bedeckten den Boden mit einem funkelnden Ölteppich, von der Wand mit den Spionlöchern bis zur Altarplattform. Der Geruch des Öls, billiges Mineralöl, kein Samphronöl, war nicht im mindesten widerlich. Im Gegenteil, für mich roch es lieblicher als das stinkende Räucherwerk, das sie für ihren opazverdammten Gott verbrannten.
Erwin war im Begriff, seinen letzten Krug zu leeren, als ich ihm ein Zeichen gab. »Verwahr das!« bat ich leise. »Wir benutzen es auf dem Weg nach draußen.«
»Quidang!« gab er flüsternd zurück.
»Cadade«, sagte Perempto in seiner überheblichen Khibilart. »Ich habe diese Dokerty-Blintze noch nie ausstehen können. Ich werde das Öl entzünden.«
Ich fand seine Worte amüsant, aber dieses Gefühl verging rasch. Die Sache war ernst – todernst. Ich nickte. »Gut.«
Perempto brauchte nur vier Versuche, um Feuer zu schlagen. Er hauchte in das
Weitere Kostenlose Bücher