47 - Die Geißel von Antares
Glimmen und entfachte es zu einer kräftigen Flamme. Ein Stück Stoff loderte auf. Perempto warf es geschickt durch eines der Spionlöcher.
Ich beobachtete mit tiefer Zufriedenheit, wie sich die Öllache entzündete. Kleine blaue Flammen tanzten. Die Feuerfront breitete sich kreisförmig aus. Rauch stieg in die Höhe. Die vergoldeten Beine eines Stuhls fingen an zu glimmen, und das Blattgold rann in leuchtenden Tropfen herab. Das Feuer knisterte.
In kürzester Zeit würde der ganze dämonische Tempel in Flammen stehen.
Die Altarplattform, auf der sie Menschen folterten, um sie in Besessene zu verwandeln, die wuchtigen, aufwendigen Möbelstücke, die Wandteppiche mit den obszönen Abbildungen, das alles würde dem reinigenden Atem der Flammen erliegen.
Zeit zu gehen!
Wir zogen uns bis zu einem mit Teppichen ausgelegten Korridor zurück, in dem Erwin erneut Öl ausschüttete. Wenn es erst einmal brannte, würde es die Löschmannschaften davon abhalten, sich schnellstmöglich zur Folterkammer zu begeben; sie würden gezwungen sein, zuerst diese Feuersbrunst zu ersticken.
Perempto sorgte dafür, daß das Öl richtig brannte, bevor wir schnell in Richtung des weißgetünchten Korridors und des Ausgangs liefen.
So früh am Morgen hielten sich in diesem Teil des Gebäudes nur wenige Menschen auf; wir drückten uns blitzschnell in einen Alkoven, um einen haarigen Brokelsh passieren zu lassen, der an einem auf seinen Schultern liegenden Joch zwei große Holzkübel trug. Er sah weder nach rechts noch nach links. Er trug den grauen Lendenschurz der Sklaven.
Perempto legte die Hand auf den Schwertgriff. Ich schüttelte den Kopf.
Als der Brokelsh außer Sicht, war, flüsterte ich: »Vermutlich Milch. Und selbst wenn es Wasser war – was würden zwei Kübel schon ausrichten?«
»Hah!« sagte Perempto. »Schlechtes Cess für sie alle!«
Der große offene Vorstoß, den mein ach so wunderbarer Plan darstellte, sah nicht vor, sich in Kämpfe verwickeln zu lassen. Im Gegenteil, sie mußten auf jeden Fall vermieden werden.
Es war schwer zu sagen, wie lange es dauern würde, bis die Bewohner des Tempels bemerkten, daß ein Teil ihres Heiligtums in Flammen stand. Etwas war sicher – nach der ersten Panik würden sie das Feuer ernsthaft bekämpfen. Meiner Schätzung nach würden sich, sobald die Folterkammer richtig brannte, die Flammen in alle Teile des Gebäudes ausbreiten. Und so fing ich, Dray Prescot, wie gewöhnlich an, mir sorgenvoll den alten Voskschädel darüber zu zerbrechen, welche Erfolgschancen mein Plan hatte. Hatte ich genug getan? Würden sich die Flammen schnell genug ausbreiten, um den ganzen, bis in den Kern verdorbenen Tempel zu erfassen?
Bei den würmerverseuchten Eingeweiden und dem verfaulenden linken Augapfel Makki-Grodnos! Das Feuer mußte sich ausbreiten. Es mußte einfach geschehen!
Und so eilte ich aufgewühlt diese unheilvollen Gänge entlang, nicht auf der Suche nach Schwierigkeiten, sondern nach einem Weg hinaus.
Das bedrohliche Stampfen eisenbeschlagener Stiefel hallte uns entgegen.
Wir blieben wie angewurzelt stehen. Perempto stieß eine schmale Holztür auf der linken Korridorseite auf, und wir eilten hindurch. Dann warteten wir stocksteif und ohne auch nur den geringsten Laut von uns gebend ab, bis die Stiefel an uns vorbeigedonnert waren.
»Sie scheinen es nicht eilig zu haben«, flüsterte Perempto.
In der Tat – und das freute mich gar nicht. Mittlerweile hätten sie sich wild auf den Brand stürzen sollen.
Erwin wollte die Tür öffnen. »Sie ist ins Schloß gefallen!«
»Großartig!« Ich spähte in die Dunkelheit. Wo zum Teufel würde uns dieser ungewollte Weg hinführen? Ich hob die Axt, um die Tür in Stücke zu schlagen, und das laute Poltern weiterer rennender Füße drang zu uns durch.
Ich senkte langsam die Axt. Bei Djan! Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns leise einen Weg zu ertasten und eine Abzweigung nach rechts zu finden, wollten wir diesem Schlamassel entkommen.
Perempto schwenkte sein noch immer glimmendes Stoffstück. Der unbeständige Lichtschein zeigte uns einen dunkelgrün gestrichenen Gang. Wir gingen vorsichtig weiter. »Ich habe die Bücher gelesen«, hauchte mir Erwin ins Ohr. »Ich hätte mir nie träumen lassen – das ist großartig!«
Ich versuchte, den sofort aufsteigenden Widerwillen zu unterdrücken.
Ein prächtiger, mutiger junger Bursche wie Erwin – voller Begeisterung, und das nur deshalb, weil er mit Dray Prescot, von dem er
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