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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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verstörend war. Die schwefelgelben Augen begannen zu glühen und röteten sich am Rand, als würden sie in einer Esse erhitzt:
Ein Dämon erkannte einen Dämon, wenn er ihn sah
. Bereits in der Vorwärtsbewegung hob Kai sein Schwert und ließ nicht länger zu, dass er die Beute war, die im Gegenzug nicht selbst jagte ...

    Oishi stand da und schaute auf Kiras übel zugerichtetes Gesicht und in dessen verängstigte Augen. In seinen eigenen Augen stand Abscheu, und er hielt Kira noch immer Fürst Asanos Dolch mit dem Griff zuerst entgegen. »Jetzt wisst Ihr, wie unendlich mutig Fürst Asano war ...«
    Er wartete und hielt den bluttriefenden Dolch weiterhin in den Händen. Er wollte sehen, ob Kira die Willensstärke besaß, die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und das Böse zuzugeben, das er anderen angetan hatte.
    Fürst Asano hatte nichts getan, um den Tod zu verdienen, weder durch eigene noch durch fremde Hand. Er war von Kira verraten worden. Doch mit selbstlosem Mut und Ehre hatte er sein Leben für andere geopfert. Er hatte die Last, seine Familie und die Menschen um ihn herum zu beschützen, auf seine Schultern genommen und gehofft, dass durch sein Handeln das Haus Asano und Ako gerettet werden konnten. Er hatte gewusst, was ihnen wahrscheinlich bevorstand.
    Kira wich vor dem blutigen Dolch und allem, was dieser symbolisierte, zurück, als wäre er noch immer davon überzeugt, dass an seinen Händen kein Blut klebte, weil er immer andere – Menschen und sogar
yōkai
– als Handlanger benutzt hatte. »Euer Herr hat versucht, mich im Schlaf zu ermorden!«, schrie er. »Er hat die Gesetze des Landes gebrochen ...«
    »Und Ihr habt die Naturgesetze gebrochen.« Oishi ragte neben Kira auf und sah mit dem unbarmherzigen Blick Bishamons auf ihn herab. Da Kira noch immer keine Anstalten machte, den Dolch zu nehmen, ließ Oishi sich auf die Knie fallen und drehte den
tantō
in seinen Händen um. Er stieß die Klinge in Kiras Bauch und riss sie einmal quer und einmal längs, so, wie Fürst Asano es getan hatte. Gegen seinen Willen hatte er jede Sekunde des Leidens seines edlen Herrn beobachtet und während dieses Albtraums um ein Zeichen zum Handeln gebetet, damit er den Qualen seines Fürsten auf die einzig mögliche Weise ein Ende setzen konnte – indem er den Mann, den er verehrte, respektierte und an den er über alle Maßen glaubte, tötete ...
    Kira stieß einen unbeschreiblichen Laut des Entsetzens und der Ungläubigkeit aus. Verwirrt schaute er nach unten und sah, wie sein Blut und seine Eingeweide sich über seine Hände ergossen und seine eleganten, prächtig gewebten Hochzeitsgewänder mit grellem Rot und Purpur überzogen.
    Oishi ließ den Dolch, wo er war und erhob sich. Tränen brannten zum ersten Mal seit jenem furchtbaren Tag vor einem Jahr in seinen Augen. Er ging durch das Zimmer und hob sein
tengu
-Schwert auf.
    Er ging zu Fürst Kira zurück, blieb stehen und hob das Schwert über seinen Kopf. »Im Namen des Fürsten Asano von Ako ...«, murmelte er.
    Kira riss die Augen vor Angst weit auf und bot dann seinen Nacken dar, um den Gnadenstoß, der sein Leiden und sein Leben beenden würde, zu empfangen.
    So wie er es für Fürst Asano getan hatte, hob Oishi das Schwert und führte es in einem glatten Schlag nach unten.
    Blut schoss wie eine Fontäne aus Kiras Körper, der in sich zusammenfiel und zu Oishis Füßen liegen blieb.
    Ein Mann – so viel Blut
...
    Oishi blieb nach diesem abschließenden Moment scheinbar ewig lange stehen. Er starrte nicht auf den leblosen Körper oder auf den Ausdruck, der auf Kiras Gesicht eingefroren war, sondern auf sein Spiegelbild in dem See aus Kiras Blut.

    Die beiden Dämonenkrieger umkreisten sich, gefangen in ihrer gegenseitigen Besessenheit. Der Schnee fiel weiter und legte einen Vorhang über die Welt, die für Kai jetzt unerreichbar war. Jedes Grau verblasste, und alles schrumpfte auf das Wesentliche zusammen, bis nur noch Schwarz und Weiß übrig blieben ...
Leben und Tod ... aber was war was ...?
    Kai blieb außerhalb der Reichweite des Dämonenschwerts und sah, dass der Dämon keine Anstalten machte, die Lücke zwischen ihnen zu schließen, als wäre er genauso vorsichtig. Die Bewegungen der beiden Schwertkämpfer wurden immer langsamer, bis sie schließlich zum Stillstand kamen, als hätten die eisige Lähmung eines Zaubers und seines Gegenzaubers sie eingefroren. Kai schloss wohlüberlegt die Augen.
    Und der Krieger in der schwarzen Rüstung

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