47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Dämonensamurai einen gewaltigen Schlag gegen ihn. Kai parierte ihn mit der flachen Seite seines Schwerts. Beide Klingen kreischten, als sie aufeinandertrafen und wieder auseinanderglitten. Kai duckte sich unter dem Schlag weg und stolperte außer Reichweite.
Doch dieses Mal rutschte er mit dem Fuß auf einer versteckten Eisfläche aus und konnten seinen Körper nicht mehr abfangen. Der Dämon drehte sein Schwert, und die Schneide erwischte Kai von hinten. Eine Wunde klaffte plötzlich auf seinem Rücken, von der Schulter abwärts.
Kai schrie auf, als der Schmerz wie eine Peitsche über seine Wirbelsäule zuckte. Sein Rücken brannte und blutete. Er rutschte, stolperte, fiel ...
Er schlug auf den Pflastersteinen auf und rutschte eine Blutspur hinter sich herziehend über den schneebedeckten Weg. Dabei hielt er sein Schwert umklammert, als sei es seine Seele, bis er gegen einen Steinhaufen unterhalb einer zerschmetterten Laterne prallte.
Er lag auf dem gefrorenen Boden und war nicht in der Lage, aufzustehen oder auch nur die Hand zu heben. Für einen qualvollen Moment dachte er, der Dämon hätte sein Rückgrat zertrümmert. Er konnte kaum atmen und nur seine Augen bewegen. Da sah er den Ausdruck auf Mikas Gesicht ... und wie sie auf ihn zukam ...
Nein, lauft, rennt weg ...!
Er hatte nicht einmal die Stimme, um sie zu warnen. Kai nahm seinen ganzen Willen zusammen, um die Lähmung, die ihn von Kopf bis Fuß gepackt hatte, zu überwinden. Seine Hände zuckten, und er keuchte vor verzweifelter Erleichterung, als es ihm gelang, sein Schwert an seinen Körper heranzuziehen. Er zwang mehr Luft in seine Lungen und erkannte, dass der Schlag ihn nur außer Gefecht gesetzt, aber nicht gelähmt hatte. Mühsam setzte er sich auf und zog sich an der zerborstenen Laternensäule wieder auf die Füße. Dann lehnte er sich mit dem Schwert in der Hand dagegen. Er bedeutete Mika, sie solle wegbleiben, und wollte ihr, seinem Angreifer und sich selbst beweisen, dass die Verletzung ihn nicht gelähmt hatte.
Trotzdem blutete sie stark, aber er hatte keine Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Die Taubheit, die sich in seinem Körper ausbreitete, kam nicht nur von der Kälte ... Die meisten Schwertkämpfe endeten, weil ein Gegner verblutete und nicht, weil ein tödlicher Schlag geführt worden war. Er musste das hier beenden – und zwar schnell.
Ein einziger, tödlicher Schlag
. Er wusste genau, wie er es anstellen musste – so sicher wie er wusste, dass ihm nicht genug Kraft blieb, um noch einmal den
yōkai
-Pfad zu betreten.
Er verstärkte seinen Griff um das
tengu
-Schwert. Samurai glaubten, dass das Schwert eine Verlängerung der Seele eines Mannes war. Man sagte sogar, dass einige Schwerter ihre eigene Seele besaßen – ob gut oder böse, das kam darauf an, wie viel Blut sie vergossen hatten und ob es von Feinden oder Opfern stammte. Die Seele eines solchen Schwertes konnte in seinen Besitzer fahren ...
Würde das Schwert eines nicht alternden Dämonenfürsten einem willigen Menschen die Stärke eines Dämons verleihen und ihn lange genug verzaubern, um einen perfekten Schlag auszuführen, ohne im Gegenzug seine Seele zu fordern?
Kai konzentrierte sich auf das Schwert in seinen Händen und spürte einen pulsierenden Schmerz in den Narben auf seiner Stirn. Er beachtete ihn nicht. Außer auf die schwache Aura, die sich jetzt um sein Schwert herum zeigte, achtete er auf gar nichts mehr. Ob es ihm einen einmaligen Segen oder einen ewigen Fluch gewährte ... jetzt hatte er keine andere Wahl mehr. Er öffnete seinen Geist für den Fluss des Qi, das in der glänzenden Aura seines Schwerts pulsierte.
Ja!
, dachte er als Antwort auf die entsetzliche Frage und spürte, wie sich in seinem Gehirn etwas entfaltete – eine wilde, verführerische Verderbtheit, die alles, was er kannte, bedeutungslos werden ließ, außer dem Verständnis dafür, wie einfach es war, alles, was er wollte, zu zerstören: Liebe, Hoffnung, Selbstachtung ... sogar einen Dämon.
Er sah die schimmernde Aura der
yōkai
-Macht, die von seinem Feind ausging, und sah die Stelle flackern, an der sein Schwert die verzauberte schwarze Rüstung durchschnitten hatte. Dort war die flüssige Perfektion der Magie, die ihren Träger beschützte, gebrochen. Er fragte sich, was der ihn beobachtende Dämonenkrieger jetzt von seinem Standpunkt aus sah.
Erneut zeigte sich etwas in den Augen hinter der Dämonenmaske. Diesmal war es etwas, das gleichermaßen verstört und
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