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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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führte mit seinem Schwert einen Schlag nach hinten.
    Als hätte das
tengu
-Schwert einen sechsten Sinn für Ironie, durchschnitt es die Papierwand und verletzte Kira ebenso an der Schulter wie dieser zuvor Oishi. Mit einem Schrei zog Kira sich zurück. Oishi warf sich herum und bahnte sich einen Weg in das angrenzende Zimmer. Endlich stand er dem Mann, den er mehr hasste, als er sein Leben liebte, gegenüber.
    Kira stand aufrecht und blutete, hatte aber sein
katana
und sein
wakizashi
gezogen. Sein ganzes Verhalten hatte sich wie die Augen einer Katze verändert: Seine Haltung war die eines Experten, als wäre ihm plötzlich eingefallen, dass er ein fähiger Schwertkämpfer war – schließlich war sein Leben in großer Gefahr, und die Kampffähigkeit seines Gegners war doppelt eingeschränkt.
    Oishi ging rücksichtslos auf Kira los. Erinnerungen bohrten sich wie die Klinge eines
tantō
in sein Gehirn:
Demütigung, Verlust und Grausamkeit, Kummer, körperliche Schmerzen und qualvoller Tod
– jede Gewalttat, jeder Akt des Betrugs von belanglos bis unaussprechlich, alles, was ihn bis zu diesem Moment getrieben hatte. Seine Seele verlangte nur noch danach, den Mann vor sich tot zu sehen. Dieses Verlangen überdeckte alle oberflächlichen Vorwände wie Ehre oder anständiges Verhalten. Auf diesem Schlachtfeld befanden sich nur zwei Männer, doch draußen kämpften seine Männer um ihr Leben. Hier herrschte Krieg – die schlimmste Zeit im Leben eines Menschen – und nichts war weiter von der noblen Gesinnung des
bushidō
entfernt als seine Gefühle in diesem Moment. Sie befanden sich auf dem Territorium der Dämonen, und jetzt wusste er endlich, dass alle Menschen im Inneren Dämonen waren.
    Plötzlich warf Kira sich mit einer Finte und einem tödlichen Angriff auf ihn. Doch selbst die geschicktesten Bewegungen Kiras hatten Oishis Zorn nichts entgegenzusetzen. Oishi parierte mit seinem
tengu
-Schwert, und Kiras
wakizashi
flog davon. Mit einem brutalen Schlaghagel wehrte Oishi Kiras
katana
ab und trieb ihn gleichzeitig in die Defensive, die er kaum aufrechterhalten konnte.
    Oishi zwang den anderen Mann rückwärts durch das Zimmer, so wie Kai in einst auf Dejima durch die Arena getrieben hatte, wobei dieser wie wahnsinnig auf ihn eingeschlagen hatte. Dagegen vermochte sich ein gesunder Geist nicht zu verteidigen.
    Mit einem letzten Hieb schlug er Kira das Schwert aus der Hand. Dann ließ Oishi sein Schwert fallen, packte Kira vorn an dessen Robe und warf ihn zu Boden. Mit den blanken Fäusten durchbrach er Kiras Abwehr und schlug, kratzte und trat immer weiter auf ihn ein, bis er aufgab.
    Nachdem er den größten Teil seines Zorns abreagiert hatte, ließ Oishi schließlich von Kira ab und riss ihn, zerschlagen und blutend wie er war, auf die Knie. Er stand neben ihm und zog Fürst Asanos
tantō
aus der Scheide an seinem Gürtel. Mit dem letzten Funken Ehre, den er aufbringen konnte, hielt er Kira das Messer mit dem Griff zuerst vor die Augen.

    Der Riese in der schwarzen Rüstung setzte sich wieder in Bewegung, pirschte sich diesmal aber mit Bedacht an Kai heran. Der Dämon hatte das ungewöhnliche Schwert seines Feindes bemerkt, und das hatte ihm scheinbar die menschlichen Schwächen seines Gegners umso deutlicher bewusst gemacht. Erschöpfung und Blutverlust belasteten auch die stärksten Männer. Solange er sich sicher war, dass Kai trotz seines Schwertes nur ein Mensch war, konnte er sich genauso sicher darauf verlassen, dass dieser bald am Ende seiner Kräfte ankommen würde.
    Kai zog sich zurück. Plötzlich merkte er überdeutlich, dass der Boden unter seinen Füßen gefroren war. Die verstreuten Trümmer der zerbrochenen Laternen konnten ihm beim kleinsten Fehltritt gefährlich werden. Auch er wusste nur zu gut, dass die Anstrengungen des Kampfs seine Koordination und seine Geschwindigkeit beeinflussten. Nur durch Glück und Instinkt hatte er den Hieb landen können, der die Rüstung des Dämons durchschnitten hatte ...
    Aber er hatte die Rüstung des Dämons durchschnitten
. Das Bild von Yasunos
katana
aus feinstem Stahl, das wie Glas zersplittert war, als sie das letzte Mal gekämpft hatten, ließ ihn nicht mehr los.
Doch dieses Schwert war anders
. Die durch Hexenkraft verstärkte Rüstung seines Gegners bot diesem jetzt keinen übernatürlichen Schutz mehr. Diesmal war es ein Kampf Klinge gegen Klinge, auch wenn beide Schwerter durch Dämonenzauber erschaffen worden waren.
    Plötzlich führte der

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