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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welcher später –“
    „Halt!“ fiel ihm der Pater in die Rede. „Ich mag nichts weiter hören. Aber ich will Euch aufrichtig sagen, daß ich mich sehr geärgert habe, als ich erfuhr, daß Graf Ferdinande gestorben sei. Mein einsames Klosterleben ist innerlich nicht so still und ruhig verlaufen wie äußerlich. Es wogte ein Meer der Rache in mir, dessen Brandung mir Tag und Nacht gegen die Brust stürmte. Ich baute mir einen Plan und hätte ihn ausgeführt, wenn der Graf nicht so plötzlich gestorben wäre.“
    „Darf ich fragen, welcher Plan es war?“
    „Fragt nicht! Es ist ja doch zu spät zur Rache!“
    Er schritt im Zimmer auf und ab. Man sah es ihm an, daß jenes Meer der Rache noch in ihm wogte. Cortejo beobachtete ihn. Sein Auge begann zu funkeln. Es tauchte ein Gedanke in ihm auf, der ihm ungeheure Vorteile zu bieten schien, Vorteile für später.
    „Wenn es nun doch noch nicht zu spät wäre?“ fragte er daher langsam und mit hörbarem Nachdruck.
    „Nicht zu spät? Der Graf ist ja tot!“
    „Woher wißt Ihr das?“
    „Ich hörte es und las es auch. Er ist ja begraben worden.“
    „Wenn ich Euch nun sagte, daß er noch lebt, Señor Mandrillo?“
    „Pah! Ich würde es nicht glauben.“
    „Und doch wäre es die Wahrheit.“
    Der Pater schüttelte den Kopf und fragte:
    „Wollt Ihr mich vielleicht wieder so täuschen wie damals, Señor? Es würde Euch wohl schwerlich gelingen!“
    „Davon kann keine Rede sein. Sagt mir doch einmal, welchen Nutzen ich hätte, wenn ich Euch ein Märchen aufbinden wollte.“
    „Allerdings gar keinen. Aber niemand wird mir glauben machen, daß Graf Ferdinande de Rodriganda noch am Leben sei.“
    „Er lebt dennoch. Er war nur scheintot.“
    „Scheintot? Ah, das würde ich ihm von ganzem Herzen gönnen. Welche Qualen muß ein Scheintoter ausstehen, ehe er im Grab zugrunde geht! Aber wie wollte man es erfahren haben, daß er wirklich nicht richtig tot, sondern nur scheintot gewesen ist?“
    „Man hat ihm ein Mittel gegeben, welches den Starrkrampf erzeugt.“
    „Donnerwetter!“ fluchte der Pater trotz seines früheren, frommen Standes. „Das wäre ja ein Verbrechen gewesen!“
    „Es werden der Verbrechen viele begangen, ohne Strafe zu finden!“
    „Das ist wahr. Aber welche Absicht könnte man gehabt haben, bei dem Grafen den Scheintot hervorzubringen?“
    „Nehmt einmal an, es sei aus Rache geschehen!“
    „Das wäre allerdings ein sehr stichhaltiger Grund. Aber der Graf wurde begraben; er muß nachträglich in der Gruft gestorben sein.“
    „Nein, denn man hat ihn heimlich aus dem Sarg genommen.“
    Die Augen des Paters richteten sich förmlich durchbohrend auf Cortejo.
    „Señor“, sagte er. „Wollt Ihr einen Roman zusammenbauen?“
    „Das fällt mir ganz und gar nicht ein. Ich offenbare Euch hiermit allerdings ein tiefes und schwerwiegendes Geheimnis; aber ich würde das nicht tun, wenn ich keine Absicht hätte.“
    „Welches ist diese Absicht?“
    „Euch Gelegenheit zur Rache zu bieten.“
    Der Pater stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus.
    „Das macht Ihr mir nicht weis, Señor“, sagte er. „Wie ich Euch, leider zu meinem Schaden, kennengelernt habe, tut Ihr nichts, ohne Euren eigenen Vorteil im Auge zu haben.“
    „Ich will auch das zugeben, Señor Mandrillo, denn indem Ihr Euch rächt, befriedige ich mein eigenes Verlangen nach Vergeltung.“
    „Ah! Hattet auch Ihr eine Rechnung mit dem Grafen auszugleichen?“
    „Ja, eine sehr große.“
    „So seid Ihr es gewesen, welcher ihm das den Starrkrampf erzeugende Mittel beigebracht hat?“
    „Ich sage weder ja, noch nein. Ihr werdet begreifen, daß man in solchen Dingen nicht vorsichtig genug sein kann.“
    „In dieser Angelegenheit könnt Ihr gegen mich die vollste Aufrichtigkeit walten lassen. Ihr wißt ja, wie ich zu dem Namen Rodriganda stehe.“
    „Was hilft mir meine Aufrichtigkeit, wenn Ihr meinen Worten nicht glaubt.“
    „Ah! Ihr haltet also wirklich die Behauptung aufrecht, daß der Graf noch lebt?“
    „Ja, vollständig.“
    „Señor, wenn Ihr die Wahrheit sagtet.“
    „Ich sage sie.“
    „Ihr würdet mir damit ein Geschenk machen, welches ich Euch niemals vergelten könnte. Rache üben zu können, ist Seligkeit.“
    „Welchen Racheplan hattet Ihr Euch damals gemacht?“
    „Das werde ich Euch so lange verschweigen, bis ich von Euch alles weiß.“
    Cortejo blickte still und ungewiß vor sich nieder. Dann erhob er mit einer raschen Bewegung den Kopf und sagte:
    „Nun

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