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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Interesse an mir nehmt?“
    „Ihr werdet dies wohl bald erfahren. Also sagt mir gefälligst, worin Euer Reichtum besteht!“
    „Ich bin Verwalter der Besitzungen des Grafen Rodriganda!“
    Um die Lippen des Paters legte sich ein unbeschreibliches Lächeln.
    „Das heißt mit anderen Worten, Ihr beutet diese Besitzungen für Eure Zwecke aus?“
    Man konnte sehen, daß Cortejo verlegen wurde.
    „Das habe ich allerdings nicht sagen wollen“, meinte er.
    „Was oder wieviel Ihr sagen wolltet, ist mir gleich. Ich halte mich an die Tatsachen. Übrigens ist es mit Eurer Verwaltung aus, da Ihr des Landes verwiesen seid. Ihr könnt mich also schwerlich belohnen.“
    „Ich habe Geld, Señor!“ meinte Cortejo, dem es bange wurde.
    Es kam ihm der Gedanke, daß der Pater ihn nicht behalten wolle.
    „Wo?“ fragte dieser mit unerbittlicher Rücksichtslosigkeit.
    „Es ist sicher versteckt. Ich mußte mich auf alle Fälle gefaßt machen, also auch auf den, in welchem ich mich gegenwärtig befinde.“
    „Damit wollt Ihr sagen, daß Ihr dieses Geld aus dem Vermögen der Rodriganda auf die Seite gebracht habt?“
    „Señor, wo denkt Ihr hin?“
    „Schon gut! Ich verstehe Euch, ohne daß Ihr mir Eure Angelegenheiten zu enthüllen braucht. Übrigens habt Ihr von mir nichts zu befürchten. Es würde mir nicht einfallen, es zu mißbilligen, wenn Ihr diese Rodrigandas um ihr ganzes Vermögen gebracht hättet.“
    Diese Worte wurden mit einer Erbitterung gesprochen, welche Cortejo aufmerksam werden ließ.
    „Warum?“ fragte er. „Kennt Ihr die Rodrigandas?“
    „Mehr als mir lieb ist!“
    „Ah! Ihr seid ihnen feindlich gesinnt?“
    „So feindlich, daß ich diesen Ferdinande de Rodriganda erwürgen würde, wenn er noch lebte und sich hier bei mir befände.“
    Diese Worte erregten das höchste Interesse Cortejos.
    „Ihr sprecht das mit einem wahren Grimm aus“, sagte er. „Was hat Euch Don Ferdinande denn getan?“
    „Warum fragt Ihr? Ihr wißt es doch genau!“
    „Ich? Wieso?“
    „Kennt Ihr mich denn wirklich nicht mehr?“
    „Es ist mir, als ob ich Euch gesehen hätte. Ich habe schon darüber nachgedacht, kann aber nicht finden, wann und wo es gewesen ist.“
    „Nun, so will ich Eurer Erinnerung zu Hilfe kommen. Euch habe ich sofort erkannt, obgleich Euch ein Auge fehlt und viele Jahre vergangen sind, seit wir uns zum letzten Mal trafen. Ich wurde damals von Euch zur Tür hinausgeworfen, Señor.“
    Cortejo erbleichte. Sollte das wahr sein? In diesem Fall hatte er wohl auf keinen Schutz, sondern nur auf die Rache dieses Mannes zu rechnen.
    „Zur Tür hinausgeworfen?“ fragte er. „Ihr scherzt wohl?“
    „Nein, ich spreche im Ernst. Ich war damals ein junger Arzt.“
    Cortejo schüttelte den Kopf.
    „Ich kann mich nicht besinnen“, sagte er. „Ihr müßt Euch irren.“
    „O nein, ich irre mich nicht. Ich brauche Euch bloß meinen Namen zu nennen.“
    „Tut es, ich bitte Euch darum!“
    „Man nennt mich Pater Hilario, damals aber hieß ich Ignaz Mandrillo.“
    „Ignaz Mandrillo!“ rief Cortejo und sprang vom Stuhl auf. „Ist das möglich, Señor?“
    Auf seinem Gesicht war der Schreck zu erkennen. Der Pater beobachtete mit einer Art grimmigen Vergnügens den Eindruck, welchen die Nennung seines Namens hervorgebracht hatte.
    „Nicht wahr, nun kennt Ihr mich?“ fragte er.
    Cortejo hielt das Auge immer noch weit geöffnet auf ihn gerichtet.
    „Ja“, sagte er, „Ihr seid es. Ich wundere mich, daß ich Euch nicht gleich erkannt habe. Señor, ich hoffe nicht, daß Ihr der alten Zeiten gedenkt.“
    „Warum sollte ich nicht?“ fragte der Pater, dessen Gesicht einen kalten, finsteren Ausdruck angenommen hatte. „Diese Zeiten haben meinem Leben eine Richtung gegeben, welche ich für unmöglich gehalten hätte. Ich habe damals gelitten, was ich kaum zu überleben dachte; das vergißt man nicht, Señor, sondern daran denkt man noch in der Todesstunde.“
    „Ich bedauere das und hoffe, daß Ihr nicht mir die Schuld gebt. Ich handelte damals auf den Befehl des Grafen, dessen Diener ich war.“
    Die Lippen des Paters preßten sich zusammen. Er hielt es für unklug, seine eigentliche Ansicht zu sagen, darum antwortete er:
    „Ich bin überzeugt davon, obgleich damals mein Grimm mehr gegen Euch als gegen den Grafen gerichtet war.“
    „Laßt das nun ruhen! Ihr habt Euch ja gerächt!“
    „Woher wollt Ihr das wissen?“
    „Ich weiß es zwar nicht, aber ich kann es mir denken, daß Ihr derjenige gewesen seid,

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