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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Klosters. Manfredo stand vor demselben. Er schien auf demselben Weg bereits öfters zu seinem Oheim gekommen zu sein.
    „Dich hätte ich nicht vermutet“, flüsterte dieser. „Bringst du Nachricht?“
    „Ja. Sehr wichtige.“
    „So komm mit nach meiner Stube.“
    Dort angekommen, betrachtete der Onkel seinen Neffen erwartungsvoll. Der letztere war natürlich derselbe Manfredo, welcher mit Cortejo am Krokodilteich gewesen war und ihm den Rat gegeben hatte, mit ihm nach dem Kloster della Barbara zu gehen.
    „Wo kommst du her?“ fragte der Pater.
    „Von der Hacienda del Erina.“
    „Von dort her? Diese liegt ja in ganz entgegengesetzter Richtung. Ich schickte dich nach Mexiko, um einen der Werber Cortejos zu finden!“
    „Ich bin auch dort gewesen, Oheim.“
    „Wie kommst du da nach del Erina?“
    „Es gelang mir, einen dieser Werber zu treffen. Ich erfuhr von ihm, daß Cortejo sich auf der Hacienda del Erina befinde. Ich wurde mit noch anderen angeworben und nach der Hacienda transportiert.“
    „Gehörte diese Besitzung nicht auch dem Grafen Rodriganda?“
    „Ja. Er hat sie aber an Señor Arbellez vermacht oder verschenkt.“
    „Dann ist zu verwundern, daß Cortejo zu Arbellez geht. Wie wurde er von diesem empfangen?“
    „Darüber kann ich nur sagen, was ich gehört habe, denn ich war nicht dabei, ich kam erst später. Cortejo hat die Hacienda ausplündern lassen und für sich in Besitz genommen. Arbellez wurde gefangen gesetzt.“
    „Wo?“
    „In einem Keller der Hacienda.“
    „Das ist eine sehr wichtige Nachricht für mich. Du kennst zwar mein Verhältnis zu dem Grafen Rodriganda nicht und ebenso wenig meine Absichten auf diesen Cortejo; aber ich kann dir nur so viel wiederholen, daß ich gesonnen bin, mich dem letzteren freundlich zu erzeigen.“
    „Ich habe in diesem Sinn gehandelt, Oheim.“
    „Ist es dir vielleicht gelungen, ihm einen Dienst zu erweisen?“
    „Ja. Dieses Dienstes wegen komme ich zu dir. Du sollst dich an demselben beteiligen, wenn das in deine Pläne paßt.“
    „Es paßt. Aber welchen Dienst meinst du?“
    „Du sollst Cortejo bei dir aufnehmen.“
    „Alle Teufel, was will er bei mir?“
    „Er kommt als Flüchtling.“
    Der Pater machte ein höchst erstauntes Gesicht.
    „Als Flüchtling, sagst du? So hätte er Unglück gehabt?“
    „Ja. Er hat eine Expedition nach dem Rio Grande del Norte unternommen, dabei aber einen großen Mißerfolg erfahren. Er hat sogar das eine Auge verloren, ich glaube, im Kampf mit den Indianern.“
    „Welchen Zweck hatte diese Expedition?“
    „Ich weiß es nicht genau, doch sprach man von der Aufhebung einer Sendung von Geld und Kriegsvorräten, welche für Juarez bestimmt war.“
    „Und diese Aufhebung ist nicht gelungen?“
    „Wie es scheint, nicht.“
    „So hat Juarez diese Vorräte und Gelder erhalten?“
    „Wahrscheinlich.“
    „Hole ihn der Teufel! Cortejo ist ein Dummkopf. Juarez wird wieder neu Atem schöpfen können. Aber wie kommt es, daß du Cortejo einen Flüchtling nennst? Er konnte doch nach der Hacienda gehen.“
    „Das wollte er auch, doch er kam zu spät. Sie war von den Mixtekas genommen worden.“
    „Von den Mixtekas? Haben denn diese sich erhoben?“
    „Ja. Ich war dabei, als sie die Hacienda überfielen. Sie waren wohl über tausend Mann stark, und von uns sind nur wenige entkommen.“
    „Wer führte die Roten an?“
    „‚Büffelstirn‘.“
    „Unsinn! Der ist ja tot!“
    „Man dachte es, aber er ist wieder aufgetaucht.“
    „Wenn dies wirklich wahr ist, so blüht das Glück dieses Juarez von neuem, denn ‚Büffelstirn‘ wird zu ihm halten. Man darf dies nicht so weit kommen lassen; aber was ist zu tun, und wie soll man es anfangen?“
    „Das wirst du vielleicht wissen, sobald du alles erfährst, was geschehen ist. Ich kann dir nicht alles ausführlich erzählen, da meine Begleiter auf mich warten, aber ich will dir nur soviel sagen, daß wir Grausiges erlebt haben und jedenfalls verfolgt werden.“
    „Von wem?“
    „Von ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘, vielleicht von noch anderen.“
    „Auch ‚Bärenherz‘, von welchem man früher viel sprach, soll tot sein.“
    „Er lebt ebenso wie ‚Büffelstirn‘. Diese beiden hatten, nachdem die Hacienda von ihnen überfallen worden war, die Tochter Cortejos nach dem Berg El Reparo gebracht, um sie von den Krokodilen verschlingen zu lassen; wir aber haben sie gerettet.“
    „So ist sie auch mit bei euch?“
    „Ja. Cortejo, Señorita

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