Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
an und trugen sie nach dem Gang, wo ein jeder von ihnen, noch bewußtlos, in eines der Gefängnisse gesteckt wurde. Als dies geschehen war, öffnete der Pater die Tür, hinter welcher Cortejo nebst seiner Tochter steckte.
    „Kommt Ihr, um uns abzuholen, Señor Mariano?“ fragte Josefa.
    „Nein, es ist nicht Mariano“, antwortete er.
    „Ah, der Pater, dieser Satan!“ stöhnte sie.
    „Ich, ein Satan?“ lachte er. „Ihr seid viel eher eine Teufelin als ich ein Teufel. Glaubt Ihr übrigens, mit Euren Schimpfreden Eure Lage zu verbessern? Da irrt Ihr Euch gewaltig.“
    „Was haben wir Euch getan, daß Ihr uns auf eine so schreckliche Weise umkommen lassen wollt?“
    „O, ich habe eine kleine Rechnung mit Eurem Vater quitt zu machen. Wenn Ihr mit darunter leidet, so seid Ihr selber schuld. Hättet Ihr Euch einen besseren Kerl als Vater ausgesucht!“
    „Schuft!“ kreischte Cortejo.
    „Schimpft nicht“, gebot der Pater. „Übrigens steht es ganz bei Euch, ob ich Euch hier verschmachten lasse, oder ob Euch noch Hoffnung auf Rettung gelassen werden kann.“
    „Rettung?“ fragte Cortejo. „Was verlangt Ihr dafür?“
    „Darüber wollen wir später sprechen. Jetzt handelt es sich einstweilen nur um Milderung Eurer augenblicklichen Lage. Ich bin bereit, Euch eine bessere Zelle und auch Nahrung zu geben, wenn Ihr mir eine aufrichtige und wahre Auskunft erteilt.“
    „Worüber?“
    „Über Henrico Landola, den Seeräuber.“
    „Ah. Warum über ihn?“
    „Das ist meine Sache. Ihr habt diesen amerikanischen Jäger Grandeprise versprochen, Landola in seine Hände zu geben?“
    „Ja.“
    „Ihr habt dies also für möglich gehalten?“
    „Ja.“
    „Ihr wart also überzeugt, Landola wieder zu treffen?“
    „Ja.“
    „Wo“
    „Das ist unbestimmt. Ich weiß es nicht.“
    „Ich aber will es wissen. Gebt Ihr mir darüber einen festen Anhaltepunkt, so werde ich Euch die gedachten Begünstigungen gewähren.“
    „Was wollt Ihr von Landola?“
    „Ich habe auch mit ihm eine Rechnung quitt zu machen.“
    „Ihr wollt ihn einstecken und quälen wie uns?“
    „Ja, sogar noch ein wenig intensiver, wenn ich ihn nämlich bekomme.“
    „Das würde mir ein Gaudium sein; aber trotzdem weiß ich nicht, wo er sich jetzt befindet.“
    „Es gibt aber ein Mittel, es zu erfahren?“
    Cortejo zögerte mit der Antwort. Darum meinte der Pater streng:
    „Gut, behaltet es für Euch, wenn Ihr hier elend verschmachten wollt!“
    Er stand bereits im Begriff, die Tür zuzumachen, da sagte Josefa:
    „Um Gotteswillen, sage es ihm, Vater! Ich will nicht sterben, ich muß leben bleiben. O, diese Schmerzen in meiner Brust!“
    „Ja, ich glaube es“, lachte der Pater. „Ihr seid falsch kuriert worden. Ich könnte Euch die Schmerzen nehmen, ich könnte Euch heilen und herstellen, aber Ihr wollt es ja nicht.“
    „Ich will, ich will! Vater, sage es ihm!“ rief das Mädchen.
    „Er betrügt und peinigt uns dennoch fort!“ sagte Cortejo.
    „Nein“, antwortete der Pater. „Wenn Ihr mir ehrlich antwortet, nehme ich Euch aus diesem Loch fort.“
    „Gut. Erst fort; dann werde ich reden, eher aber nicht.“
    „Ah, Ihr traut mir nicht? Na ich will Euch das nicht übel nehmen und Euch daher Euren Wunsch erfüllen. Ich werde Euch aus den Eisenringen befreien, Euch aber vorher auf andere Weise fesseln, sodaß Ihr mir keine Dummheiten machen könnt. Gebt Ihr dann aber keine Auskunft, so trifft Euch doppelte Strafe.“
    Er fesselte sie mit Hilfe seines Neffen so, daß sie sich zwar erheben und auch langsam bewegen konnten, zu einem Widerstand aber unfähig waren; dann machte er die Eisenhalter von ihren Händen und Leibern los.
    „Jetzt kommt und folgt mir“, sagte er dann. „Ich weise Euch nunmehr ein besseres Loch an, mit welchem Ihr zunächst zufrieden sein könnt.“
    Er schritt voran, sie folgten, und sein Neffe ging hinterher. Am Ende des Ganges befand sich eine Tür, welche in einen Raum führte, der eher einer kleinen Stube als einem Gefängnis glich. Diese Tür öffnete er.
    „Hier herein“, sagte er.
    Sie traten ein und atmeten auf, denn hier konnten sie wenigstens stehen oder sich in voller Länge auf den Boden niederstrecken.
    „Das wird Eure jetzige Wohnung sein“, fuhr der Pater fort. „Nun aber verlange ich auch Auskunft. Wie oder wo kann ich erfahren, wo Landola sich befindet?“
    „Bei meinem Bruder“, antwortete Cortejo.
    „Also in Rodriganda in Spanien?“
    „Ja.“
    „Das ist mir zu weitläufig, das kann

Weitere Kostenlose Bücher