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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Manfrede.
    „Es sind drei gekommen, welche wir festnehmen müssen.“
    Er gab ihm die nötige Weisung und suchte dann André und Helmers auf. Diese hielten noch immer in der Nähe des Tores. Die Zeit war ihnen außerordentlich lang geworden. Da hörten sie nahende Schritte. Nicht das Tor war ihnen geöffnet worden, sondern die kleine Pforte, welche der Pater bei solchen Gelegenheiten zu benutzen pflegte. Er trat zu ihnen heran und fragte sie leise:
    „Ihr seid Señor André und Señor Helmers?“
    „Ja“, antwortete der erstere. „Wo ist unser Freund?“
    „Bei mir. Habt die Güte, mir zu folgen.“
    Er wendete sich nicht zum Tor, sondern der Gegend zu, zu welcher das Pförtchen lag. Der kleine Jäger war ein vorsichtiger Mann.
    „Warum nicht durch das Tor?“ fragte er.
    „Eure Anwesenheit soll geheim bleiben.“
    „Warum?“
    „Weil ich Euch Cortejo überliefern werde, und das darf doch kein Mensch merken.“
    „Donnerwetter, Cortejo ist da?“
    „Ja.“
    „Gut, wir folgen. Aber was tun wir mit den Pferden?“
    „Führt sie leise hier längs der Mauer hin, bis Ihr an einige Bäumen kommt, wo Ihr sie anbinden könnt. Ich werde hier warten.“
    Dies geschah, und dann brachte er sie mit solcher Vorsicht nach seinem Zimmer, daß kein einziger Bewohner des Klosters etwas davon merkte.
    Der vorsichtige ‚Kleine André‘ erkundigte sich nun zunächst bei Mariano. Als er aber von diesem hörte, daß er Cortejo nebst dessen Tochter bereits gesehen und auch gesprochen habe, verschwand jedes Mißtrauen.
    Nun brachen sie nach dem unterirdischen Gang auf. Vorher aber nahm der Pater aus einem Kästchen eine dünne Papierhülse, welche er zu sich steckte. Er tat dies in einer Art und Weise, daß es gar nicht auffallen konnte.
    Sie gelangten unten bis an die starke Tür, welche nach dem Gefängnisgang führte. Dort griff Hilario in die Tasche, um den Schlüssel hervorzuholen. Er fand ihn nicht.
    „Ah, der Schlüssel ist nicht da“, sagte er. „Er liegt in der Nische, an welcher wir vor der letzten Tür vorüberkamen. Entschuldigen die Señores einen Augenblick!“
    Sie befanden sich jetzt in einem quadratischen Raum, welcher nicht sehr groß war. Der Pater wendete sich zurück und öffnete die Laterne. Er zog die Hülse aus der Tasche, brannte das eine Ende derselben an und blies in das andere hinein. Sofort entstand ein Strahl, ähnlich demjenigen, wenn man Bärlappsamen und Kolophonium durch eine Flamme bläst. Dann war er mit zwei schnellen Schritten zur Tür hinaus, welche er hinter sich zuwarf und schnell verriegelte.
    „Gefangen!“ lachte er höhnisch. „Ah, nun weiß ich alles. Dieser Mariano war dumm genug, mir alles bis ins einzelne zu beichten. Nun bin ich Meister der ganzen Angelegenheit. Ah, wie sie da drinnen fluchen und toben! Es wird nicht lange währen.“
    Man hörte, wie die drei Männer sich Mühe gaben, die Tür aufzubrechen. Es gelang ihnen nicht, und nach zwei Minuten war es vollständig ruhig. Da hörte der Pater nahende Schritte.
    „Manfredo!“ rief er nach rückwärts.
    „Ja, ich bin es“, ertönte die Antwort.
    „Komm! Es ist Zeit!“
    Der Neffe kam herbei; er war mit keinem Licht versehen.
    „Das läuft sich verdammt schlecht hier im Dunkeln“, klagte er. „Sind sie da drinnen?“
    „Ja. Ich glaube, wir dürfen nicht zögern, sonst ersticken sie.“
    Er schob den Riegel zurück und öffnete. Sofort strömte ihnen ein betäubender Geruch entgegen. Sie wichen zurück, bis er sich verzogen hatte, und traten dann ein. Die drei Männer lagen besinnungslos auf der Erde. Der Pater untersuchte sie und sagte dann:
    „Sie leben noch; aber schnell fort mit ihnen!“
    „Wohin!“
    „Neben die anderen.“
    „Warte, bis ich ihnen ihre Waffen abgenommen und sie ausgesucht habe.“
    Der saubere Neffe nahm ihnen alles ab, was sie bei sich hatten. Als er das auch bei Mariano tat, sagte er:
    „Schau, Oheim, welch ein Ring! Ist das ein Diamant?“
    Er zog dem Bewußtlosen den Ring vom Finger und reichte ihn dem Pater hin. Dieser antwortete, nachdem er ihn genau betrachtet hatte:
    „Ja, ein Diamant, und zwar mit der Grafenkrone der Rodriganda. Ich werde ihn einstweilen zu mir stecken.“
    „Ich denke, daß alles mir gehört, was diese Kerls bei sich tragen!“
    „Ja.“
    „Nun, warum dieser Ring nicht?“
    „Er gehört dir. Ich nehme ihn nur einstweilen, weil ich denke, einen Plan auszuführen, bei welchem ich ihn brauchen kann.“
    Sie faßten jetzt die drei ausgeplünderten Männer

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