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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir nichts nützen. Gibt es nicht noch eine andere und bessere Auskunft?“
    Cortejo blickte ihn finster und grimmig an und sagte dann:
    „Wir bleiben wirklich hier in diesem besseren Loch?“
    „Ja.“
    „Wir bekommen hinreichende Nahrung?“
    „Ja, wenn Ihr redet.“
    „Wenn Ihr mir noch zweierlei versprecht, werde ich Euch eine vollständige Auskunft erteilen.“
    „Sagt, was ich versprechen soll.“
    „Erstens, daß wir hier nicht ermordet werden oder sterben sollen, und zweitens, daß Ihr meine Tochter ärztlich behandelt und herstellt.“
    „Ich verspreche Euch das, wenn nämlich Eure Auskunft gut ist.“
    „Sie ist gut.“
    „So redet.“
    „Ich traue Euch nicht. Schwört erst, daß Ihr Wort halten werdet.“
    „Was kann Euch das nützen? Bin ich wirklich so treulos, wie Ihr meint, so werde ich auch den Schwur nicht achten.“
    „Ihr habt recht. Wir sind ganz und gar in Eure Hand gegeben. Und darum will ich Euch sagen, daß ich meinem Bruder wegen Landola geschrieben habe. Auch ich wollte wissen, wo derselbe sich befindet.“
    „Und Ihr erwartet Antwort?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Sie muß bereits angekommen sein.“
    „Wo?“
    „In Vera Cruz bei meinem Agenten.“
    „Warum nicht in Mexiko?“
    „Ihr vergeßt, daß ich mich in der Hauptstadt nicht sehen lassen darf.“
    „Das ist wahr. Wer ist Euer Agent?“
    „Das werde ich Euch erst dann sagen, wenn wir Essen und Trinken erhalten haben und Ihr meine Tochter untersucht habt.“
    „Señor Cortejo, Ihr seid eigentlich gar nicht in der Lage, mir Bedingungen vorzuschreiben; aber ich befinde mich heute in guter Stimmung, und darum will ich auf Euer Verlangen eingehen. Manfredo, hole Wein, Brot und Käse, ich will nach den Verletzungen der Señorita sehen.“
    Der Neffe entfernte sich. Als er nach längerer Zeit mit dem Verlangten zurückkehrte, war der Pater auch mit seiner Patientin bereits fertig. Er hatte ihr gesagt, daß er hoffe, sie herstellen zu können.
    „Jetzt habe ich mein Wort erfüllt“, sagte er; „nun haltet auch das Eurige.“
    „Mein Agent ist der Fischer Gonsalvo Verdillo“, antwortete Cortejo.
    „Und Ihr denkt, daß bei ihm die Antwort liegt?“
    „Sie ist ganz sicher da.“
    „Wie aber kann man sie von ihm erhalten?“
    „Durch einen Boten.“
    „Wird er sie ihm aushändigen?“
    „Nur dann, wenn dieser Bote einen Brief von mir bringt, durch welchen er sich zu legitimieren vermag.“
    „Dieser Agent kennt Eure Handschrift?“
    „Genau.“
    „Gut, so werdet Ihr diesen Brief schreiben.“
    „Davon war keineswegs die Rede. Ich habe Euch nur versprochen, Euch Auskunft zu geben, und das habe ich getan.“
    „Das heißt wohl, daß Ihr den Brief nicht schreiben wollt?“
    „Wenigstens nicht umsonst.“
    „Was verlangt Ihr dafür?“
    „Eine wahre Auskunft über diesen Mariano, welcher sich vorhin bei uns sehen ließ. Was habt Ihr mit ihm vor?“
    „Ich habe ihn geradeso gefangengenommen wie Sternau, und die anderen. Er ist mein Gefangener und steckt in einer Zelle dieses Ganges.“
    „Was werdet Ihr überhaupt mit all diesen Leuten tun?“
    „Das weiß ich jetzt noch nicht. Ich will an ihnen meine Rache kühlen. So, das ist meine Auskunft. Nun werdet Ihr wohl schreiben?“
    „Unter einer Bedingung nur.“
    „Abermals eine Bedingung? Hört, nehmt Euch in acht, daß meine Geduld nicht zu Ende geht! Welche Bedingung soll das dann sein?“
    „Das ich den Brief meines Bruders auch zu lesen bekomme.“
    „Das will ich Euch zugestehen. Wie pflegt Ihr an den Agenten zu schreiben? Was braucht Ihr dazu?“
    „Nichts als Tinte, Feder, Briefbogen und Kuvert.“
    „Ich werde gehen, es Euch holen.“
    „Ah, ich soll hier in diesem Loch schreiben?“
    „Ja. Übrigens merkt es Euch, daß dies kein Loch ist! Oder wünscht Ihr vielleicht, daß ich Euch wegen dieses Briefes in ein Damenboudoir führen soll? Da irrt Ihr Euch. Ich werde Euch, damit Ihr schreiben könnt, die Handfesseln abnehmen; bei der geringsten verdächtigen Bewegung, welche Ihr macht, werde ich Euch eine Kugel durch den Kopf jagen. Jetzt bleibt Ihr, bis ich wiederkehre, unter Manfredos Bewachung.“
    Er ging. Als er zurückkehrte, hatte er außer den erwähnten Schreibrequisiten auch einen hölzernen Schemel mit, welchen Cortejo als Schreibpult benutzen sollte. In höchst unbequemer Lage und beim Schein der Laterne faßt dieser den Brief ab. Der Pater las ihn dann durch.
    „Er scheint unverdächtig zu sein“, meinte er. „Oder gibt es zwischen

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