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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wolle vom Faultier?“ fragte er hastig.
    „Ja.“
    „So gebe ich fünfundzwanzig.“
    „Vierzig!“
    „Sechsundzwanzig!“
    „Ich gebe Ihm noch eine Minute Bedenkzeit, dann aber gehe ich mit meinen Sachen ganz sicher fort.“
    Der Jude tat noch einen konvulsivischen Griff nach der Taschengegend.
    „Dreißig Taler!“ bot er.
    „Vierzig!“
    „Herr Zebaoth! Vierzig Taler für solche Lumpen!“
    „Was, Lumpen? Wer zwingt Ihn, sie zu kaufen? Her damit!“
    Er faßte die Hosen an und zog hin. Der Händler ließ sie nicht los und zog her, indem er in höchster Bedrängnis rief:
    „Zweiunddreißig!“
    „Vierzig!“
    „Fünfunddreißig!“
    „Vierzig!“
    „Ich kann nicht. Es ist unmöglich!“ rief der Jude.
    Es griff ihn am meisten an, daß es ihm nicht gelingen wollte, auch nur einen einzigen Taler abzuhandeln.
    „So gebe er endlich her!“
    Mit diesen Worten machte der Amerikaner eine kräftige Anstrengung, die Kleider wieder in seine Gewalt zu bekommen, aber der Jude ließ nicht los, sondern rief:
    „Sechsunddreißig!“
    „Vierzig!“
    „Achtunddreißig!“
    „Vierzig! Her mit meinen Sachen!“
    „Gott Abrahams! Es sind nicht des Herrn Sachen, sondern es sind die meinigen, denn ich werde geben die vierzig Taler.“
    Der Sprecher schwitzte im Gesicht.
    „Gut. Her damit“, meinte ‚Geierschnabel‘.
    Der Jude griff zu seiner Sicherheit noch einmal nach den Papieren, wickelte die Kleidungsstücke dann zusammen, legte sie fort und griff zum Geld. Bei jedem harten, blanken Taler, welchen er aufzählte, sah man es ihm an, wie schwer es ihm wurde, die Summe aufzuzählen. Und dennoch beeilte er sich, um den Fremden los zu werden, damit diesem nicht noch einfallen möge, wo er sein Papiergeld gelassen habe.
    „So, das sind vierzig Taler“, sagte er endlich. „Ein Heidengeld für solche Lumpen. Wir sind fertig. Der Herr kann gehen.“
    ‚Geierschnabel‘ lachte ihm in das Gesicht und antwortete:
    „Ja, wir sind fertig, ich kann gehen. Er hat mir ganz gehörige Preise angesetzt, aber ich habe nichts abgehandelt, weil das ein Gentleman nie tut. Dennoch sind wir quitt. Adieu.“
    „Adieu der Herr!“
    Kaum war ‚Geierschnabel‘ zur Tür hinaus, so öffnete sich die Tür eines hinter dem Gewölbe liegenden, kleinen Raumes. Dort war das Wohnzimmer des Juden. Seine Frau trat ein.
    „Levileben“, rief sie, die Hände zusammenschlagend. „Was hast du gemacht. Eine große, grausame Dummheit!“
    Er verschloß den Laden von innen, damit der soeben Fortgegangene nicht wieder eintreten könnte, blickte seiner Frau überlegen in das runzelige Gesicht und antwortete:
    „Was soll ich gemacht haben? Eine Dummheit?“
    „Ja, eine grausame und große.“
    „Inwiefern, Sarahleben?“
    „Haste gegeben doch für diese Lumpen vierzig Taler. Bist doch wohl verrückt gewesen in deinem Kopf.“
    „Nein, bin ich sehr klug gewesen in dem Kopf, welcher ist der meinige. Habe ich schon erst gemacht ein sehr gutes Geschäftchen.“
    Das Gesicht der Frau erheiterte sich, indem sie sagte:
    „Habe ich gehört jedes Wort eures Handels. Wer war der Mann?“
    „Weiß ich es? Habe ich ihn gefragt? Ein Dummkopf war es. Kauft mir ab die schlechtesten Sachen um einen wahnsinnigen Preis.“
    „Und du kaufst diese Lumpen, welche nicht wert sind zehn Silbergroschen, für einen noch wahnsinnigeren Preis.“
    „Frau, was verstehst du davon?“
    „Haste nicht gegeben vierzig Taler?“
    „Ja. Aber diese Lumpen sind wert viermal so viel.“
    „Wohl weil sie sind aus Faultierwolle, he?“
    „Faultierwolle? Laß dich auslachen, Sarahleben. Faultierwolle gibt es nicht. Man hat es gemacht weis diesem Menschen.“
    „So ist es gewesen nur Schafwolle?“
    „Ja.“
    „Und du gibst vierzig Taler! Willst du dich einsperren lassen in das Haus, wo die Verrückten haben ihr Sommerlogis?“
    „Sarahleben, du dauerst mich. Diese Sachen sind wert hundertundvierzig Taler.“
    „Wirst du können dieses beweisen?“
    „Ich werde es dir beweisen sofort. Greife in diese Tasche.“
    Er zog die Öffnung der Hosentasche auseinander und hielt sie ihr hin.
    „Was ist darin?“ fragte sie zögernd.
    „Greife hinein. Sieh, was du findest.“
    Sie steckte die Hand hinein und sagte darauf:
    „Papier.“
    „Ja. Nimm es heraus!“
    Er blickte mit überlegener und gespannter Erwartung auf ihre Hand, welche einige Stückchen Papier hervorbrachte.
    „Was ist es?“ fragte er.
    Sie untersuchte die Stücke und antwortete:
    „Zerschnittene

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