47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
niemand.“
„Warum läuft ihr ihm nach?“
„Weil er so aufgeputzt ist.“
„So. Was tut er? Was hat er gesagt?“
„Kein Wort. Er schmunzelt nur immer vor sich hin.“
„Ist er nicht einmal stehengeblieben?“
„Nein.“
„Auch in keinem Haus oder Laden gewesen?“
„Nein.“
„Ich werde ihn selbst fragen.“
Er schritt dem Amerikaner nach und faßte ihn beim Arm.
„Heda! Wer sind Sie denn eigentlich?“
‚Geierschnabel‘ blieb stehen und betrachtete den Mann.
„Pchtichchchchch!“ fuhr diesem der berühmte Strahl gerade an der Nase vorüber.
„Ich?“ fragte er dann.
„Ja, Sie.“
„Warum wollen Sie das wissen?“
„Danach haben Sie nicht zu fragen.“
„So so. Wer sind denn Sie?“
„Ich bin Stadtwachtmeister.“
„Schön. Da sind wir Kameraden.“
„Wieso?“
„Ich bin Waldwachtmeister.“
„Unsinn. Den gibt es nicht.“
„Oh, doch.“
„Wo denn?“
„Danach haben nun Sie nichts zu fragen.“
„Mann, werden Sie nicht renitent!“
‚Geierschnabel‘ blickte ihm verächtlich in das Gesicht.
„Mann, werden Sie nicht grob!“ sagte er.
„Wissen Sie, daß Sie mir jede Frage zu beantworten haben?“
„Haben Sie etwa auf eine Ihrer Fragen keine Antwort erhalten?“
„Ja, aber welche. Woher sind Sie?“
„Von drüben.“
„Von drüben? Was soll das heißen?“
„Na, daß ich nicht von hüben bin.“
„Donnerwetter, das weiß ich! Aber was ist denn eigentlich drüben und hüben?“
„Das weiß ein jeder Schulbube.“
„Mann, zügeln Sie Ihr Mundwerk, sonst muß ich Sie arretieren.“
„Das würde Ihnen nicht viel helfen.“
„Wie heißen Sie?“
„‚Geierschnabel‘.“
Jetzt wurde der Polizist ernstlich zornig.
„Wollen Sie mich etwa foppen?“ fragte er.
„Ganz wie Sie denken.“
„Woher kommen Sie?“
„Daher.“
Er zeigte nach hinten.
„Und wohin wollen Sie?“
„Dorthin.“
Er zeigte nach vorn.
„Das ist mir zu bunt. Er ist mein Arrestant.“
„Schön. Was soll das heißen?“
„Daß Er mir zu folgen hat.“
„Wohin?“
„Zur Polizei.“
„Ah! Nicht übel. Wenn ich es nun nicht tue?“
„So brauche ich Gewalt.“
„Und wenn ich mich wehre?“
„So erhält Er wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt drei Jahre Zuchthaus.“
„Himmelelement, das macht dreizehn!“
„Was, dreizehn?“
„Ich sollte heute bereits zehn Jahre bekommen.“
„Ah! Weshalb?“
„Das geht Ihn nichts an.“
„Wo?“
„Auch das geht Ihn nichts an.“
„Mensch, Er ist entweder verrückt oder ein Dummkopf, der sich einen Spaß machen will, welcher ihm aber teuer zu stehen kommen wird.“
„Na, soll einmal einer von uns beiden ein Verrückter sein und der andere ein Dummkopf, so will ich gern der Verrückte sein.“
„Mensch, geht das auf mich?“
„Nein, sondern auf mich, der Verrückte nämlich.“
„Aber der Dummkopf bleibt für mich übrig.“
„So, bleibt er wirklich für Ihn übrig? Dafür kann ich leider nicht.“
„Ich sehe, daß mit Ihm hier auf der Straße nichts zu machen ist. Folge Er mir. Vorwärts!“
„Wohin?“
„Das wird Er sehen. Was hat Er da in seinem Sack?“
„Reisegegenstände.“
„Und in diesem alten Schlauch?“
„Meine Jagdbüchse.“
„Also ein Schießgewehr?“
„Ja.“
„Hat Er denn einen Waffenpaß?“
„Hm. Was ist das?“
„Einen schriftlichen Erlaubnisschein, Waffen zu tragen.“
„Ja, den habe ich.“
„Wer hat ihn denn ausgestellt?“
„Ich.“
„Er selber?“
„Natürlich.“
„Na, da mache Er sich nur immer auf Konfiskation seines Gewehres und zwei Jahre Zuchthaus gefaßt.“
„Donnerwetter! Wieder zwei Jahre?“
„Ja.“
„Weshalb?“
„Wegen Urkundenfälschung.“
„Das macht jetzt in Summa bereits fünfzehn Jahre. Es wächst gut.“
„Ja. Wenn das so fortgeht, so kann etwas aus Ihm werden.“
„Nur kein Mainzer Polizist.“
„Nein, das braucht Er sich auch gar nicht einfallen zu lassen.“
„Hm. Eine schöne Polizeinase hätte ich aber doch.“
„Sagt lieber eine Geier- oder Galgennase.“
„Ganz wie es Ihm beliebt. Aber was ist das für ein Gebäude?“
Sie waren während ihrer Unterhaltung schnell vorwärtsgekommen, gefolgt von einer immer wachsenden Menschenmenge. Jetzt war die Polizeiwache erreicht.
„Das ist der Ort, an welchem Er erfahren wird, was eine Arretur zu bedeuten hat.“
„Das weiß ich bereits längst.“
„Ah. Er ist bereits öfters arretiert worden?“
„Das geht Ihn wieder nichts
Weitere Kostenlose Bücher